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Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Feuer!«
    Wieder brüllte der Donner von zehn Kanonen über das Meer. Und diesmal verfehlten die Kugeln nicht ihr Ziel. Aber was war das?
    Anstatt einzuschlagen, prallten die Geschosse von der Wand des Piratenschiffes ab und kamen wieder zurückgeflogen. Krachend schlugen sie auf dem eigenen Deck ein.
    »Diese Teufel!«, knurrte Lukas. »Ihr Schiff ist hermetisch gepanzert!«
    Durch das Sausen des Windes hörte man das Hohngelächter der Seeräuber und ihr Lied:
     
    »... liebten den Schnaps und das Meer und das Gold,
    ho, ho, ho, und ein Fass voller Rum.
    Bis einst alle dreizehn der Teufel holt,
    ho, ho, ho, und ein Fass voller Rum.«
     
    »Er wird euch gleich holen«, knirschte der Kapitän und kommandierte: »Feuer!«
    Alles war in Rauch gehüllt und abermals schlugen die zurückkehrenden Kugeln krachend auf dem eigenen Deck ein.
    »Aufhören!«, rief Lukas. »Sehen Sie denn nicht, Kapitän, dass es nichts nützt zu schießen?«
    »Aber was sollen wir denn tun?«, brüllte der Kapitän durch das Getöse zurück.
    »Wir müssen versuchen ihnen zu entkommen!«, antwortete Lukas.
    Aber das war leichter gesagt als getan, denn nun eröffneten die Piraten das Feuer. Eine Salve nach der anderen hagelte auf das Deck des kaiserlichen Schiffes nieder. Die »Wilde 13« war bald links, bald rechts und dabei feuerte sie unaufhörlich.
    »Ho, ho, ho, und ein Fass voller Rum«, hörte man sie johlen.
    Der Wind, der heulend in die Segel fuhr, fing nun an, jede Sekunde umzuspringen, kam bald von Norden, dann von Süden, Osten und Westen. Die blauseidenen Segel hingen schon in Fetzen von den Rahen.
    »Der Taifun!«, rief Lukas dem Kapitän zu. »Da ist er!«
    Ja, da war er, der Taifun. Ein hellblauer Blitz fuhr zischend vom Himmel nieder in den großen Mast des kaiserlichen Schiffes, der sofort brannte. Ohrenbetäubend dröhnte der Donner. Haushohe Wellen warfen sich brüllend auf das Schiff und schlugen über ihm zusammen. Der Sturm tobte und orgelte, als ob die ganze Hölle losgelassen wäre. Ununterbrochen zuckten grelle Blitze über den' pechschwarzen Himmel und das Donnergetöse grollte ohne Pause.
    Bald darauf stürzte plötzlich peitschender Regen vom Himmel nieder und schlug das ganze tobende Meer zu Schaum, sodass es aussah wie kochende Milch. Doch das war ein Glück, wenn man in einer solchen Lage überhaupt noch von Glück reden kann, denn die niederstürzenden Wassermassen löschten das Feuer.
    Zwischen dem schwarzen Himmel und dem weißen Meer wurden die beiden Schiffe, das blaue und das mit den blutroten Segeln, auf und nieder geschleudert.
    Dem Piratenschiff schien der Taifun nicht das Mindeste anzuhaben. Wie ein Delphin tanzte es über den spritzenden Gischt, war bald hier, bald dort und durch das Tosen der aufgewühlten See hörte man hin und wieder den Gesang der »Wilden 13«:
     
    »Dreizehn Mann saßen auf einem Sarg,
    ho, ho, ho, und ein Fass voller Rum.
    Sie soffen drei Tage, der Schnaps war stark ...«
     
    Und dann feuerten sie eine neue Salve auf das kaiserliche Staatsschiff, das sowieso nur noch ein armseliges Wrack war. Nach und nach ging es in Trümmer und ein Stück nach dem anderen wurde fortgespült.
    Der Erste aus der Mannschaft, der über Bord ging, war der Steuermann. Eine turmhohe Welle wälzte sich brüllend über das Schiff und riss ihn mit sich fort. Er konnte gerade noch eine Planke fassen und sich daran festhalten, sodass er nicht unterging.
    Das Schiff, das nun ohne Steuerung hilflos der Wut des Sturmes preisgegeben war, ächzte in allen Fugen. Lukas hatte Jim um den Leib gefasst und krallte sich mit aller Kraft am Stumpf des abgebrannten Großmastes fest.
    »Wir können nichts machen, Jim«, keuchte er, »wir müssen warten, bis die Burschen auf unser Schiff herüberkommen ...«
    Ebenso jäh wie der peitschende Regen eingesetzt hatte, hörte er auch wieder auf. Die Seeräuber stellten das Feuer ein und dann waren sie plötzlich da. Seite an Seite mit dem bewegungsunfähigen Wrack tanzte ihr Schiff auf den kochenden Wellen. Mit langen Stangen, an denen vorne eiserne Haken waren, zogen sie die beiden Schiffe aneinander heran, dann sprangen sie mit gezogenen Säbeln und lautem Ho-ho-ho-Gebrüll herüber, die verwegensten und unheimlichsten Gestalten, die man sich vorstellen kann. Aber jeder von ihnen glich den anderen so bis aufs Haar, dass man sie unmöglich voneinander unterscheiden konnte.
    »Los, Jim«, rief Lukas, »wir holen Molly!«
    Und damit stürzten sie sich in das Kampfgewühl.

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