Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
ging in ihr Zimmer und legte sich ins Bett. Aber ihr Widerspruchsgeist ließ ihr keine Ruhe. Schlaflos warf sie sich hin und her und dachte nach.
Und mitten in der Nacht, als alle ihre Kammerfrauen in den Vorzimmern schon fest schliefen und alle Lichter im kaiserlichen Palast erloschen waren, stand sie auf, zog sich leise an und schlich - da die große Ebenholzpforte verschlossen war - durch den Küchenausgang hinaus, den Ping Pong ihr früher gezeigt hatte.
Auf den Straßen war es dunkel und menschenleer.
Die kleine Prinzessin lief zum Hafen und als der wachhabende Matrose gerade einmal auf die andere Seite des Verdecks hinüberging und sie nicht sehen konnte - stahl sie sich auf das bemalte Staatsschiff und versteckte sich im Proviantraum hinter ein paar Säcken. »Jim wird Augen machen«, dachte sie noch, während sie sich bequem zurechtlegte, »ich fahre doch mit.« Und mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
in dem die große Seeschlacht mit der »Wilden 13« stattfindet
Als die beiden Freunde am nächsten Morgen mit dem Kaiser zusammen das Frühstück einnahmen, wunderten sie sich, dass Li Si nicht kam, um ihnen Lebewohl zu sagen. Der Kaiser ließ sein Töchterchen rufen, aber es kamen nur die Kammerfrauen und teilten ziemlich aufgeregt mit, das Kind müsse sich wohl versteckt haben, es sei nirgends zu finden.
»Wahrscheinlich«, meinte Jim betrübt, »is' sie noch bös wegen gestern und will mir nicht auf Wiedersehen sagen.«
»Das finde ich wirklich nicht nett von ihr«, sagte der Kaiser ernst. »Ein so unfreundliches Verhalten kann ich nur tadeln.«
»Na ja, kleine Prinzessinnen sind eben kleine Prinzessinnen«, brummte Lukas. »Richten Sie ihr doch jedenfalls schöne Grüße von uns aus, und wir würden, sobald wir alles hinter uns haben, ganz bestimmt mit ihr eine schöne Fahrt ins Blaue machen, extra für sie. Dann wird sie sich schon trösten.«
Da keine Zeit mehr zu verlieren war, konnten sich die beiden Freunde nicht weiter mit der Suche nach Li Si aufhalten. Der Kaiser begleitete sie zum Hafen, umarmte sie beide und sprach:
»Möge der Himmel euch beschützen und möge euer Glück, das euch bis jetzt immer beigestanden hat, euch auch bei diesem größten Wagnis nicht im Stich lassen. Für mich und mein Volk wird von nun an die Sonne nicht mehr scheinen, kein frohes Lachen und keine Musik wird mehr in meinem Reich ertönen, bis zu der Stunde, da ihr gesund und wohlbehalten zurückkehrt.«
Er ahnte nicht, wie recht er mit diesen Worten haben sollte!
Die beiden Freunde stiegen auf das Schiff, wo Ping Pong sie bereits erwartete. Der Augenblick der Abfahrt war gekommen, der Anker wurde gelichtet und der Landesteg eingezogen.
Schweigend stand die Menschenmenge auf dem Kai, mitten unter ihr der Kaiser. Alle sahen mit bangem Herzen zu, wie das Schiff sich langsam entfernte.
Lukas und Jim waren auf die Kommandobrücke geklettert zu ihrem alten Freund, dem Kapitän, dessen Gesicht von Wind und Wetter so gegerbt war, dass es aussah wie ein alter Lederhandschuh.
»Wo soll's denn nun eigentlich hingehen, Kameraden?«, erkundigte sich der Kapitän, nachdem sie sich begrüßt hatten. »Damit ich meinem Steuermann Befehle erteilen kann.«
»Das wissen wir leider selbst nicht«, antwortete Lukas und stieß eine große Rauchwolke aus, »der ›Goldene Drache der Weisheit‹ hat gesagt, wir müssten das Schiff einfach treiben lassen. Der Wind und die Strömung würden es schon an die richtige Stelle führen. Tja, das hat er gesagt.«
Der Kapitän musterte die beiden Freunde verblüfft.
»Das habt ihr wohl geträumt«, knurrte er, »oder ihr wollt mich diesmal doch verkohlen. Die Geschichte mit der schwimmenden Insel damals mag ja noch hingehen, aber das hier geht mir doch über die Hutschnur.«
»Nein«, versicherte Jim, »es is' wirklich so. Der Drache hat sogar gesagt, wenn wir nur ein einziges Mal selbst steuern, dann fahren wir verkehrt.«
»Da soll mich doch gleich ein gekochter Hummer kitzeln«, grollte der Kapitän. »Junge, da lachen sogar die Ölsardinen! Ich bin ja von euch beiden schon einiges gewöhnt, aber so einen verrückten Kurs ist noch nie ein Seemann gefahren. Na, ihr müsst ja wissen, was ihr wollt.«
Dem Steuermann wurde also der strikte Befehl gegeben das Rad nicht zu berühren und das Schiff treiben zu lassen. Mit ziemlich bedenklichem Gesicht stand der Mann da und sah zu, wie das Rad sich von selbst hin- und
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