Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
fertig bringen, das wagt ein anständiger Seemann nicht mal zu träumen. Ich muss zugeben, es war ein gewagtes Spiel, aber Jim Knopf hat es gewonnen.«
»Abwarten«, sagte Lukas, »es ist noch nicht zu Ende.«
Als schließlich alles zur Abfahrt bereit war, trat ein Seeräuber vor Jim hin und meldete: »Wir sind so weit. Wohin soll's gehen?«
»Nach Mandala«, sagte Jim.
Und dann gingen sie hinaus, stiegen an Bord des Schiffes mit den blutroten Segeln und die abenteuerliche Heimreise begann.
SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL
in dem Ping Pong sich ein Denkmal verdient und der »Goldene Drache der Weisheit« beim Kaiser von Mandala in Ungnade fällt
Was war inzwischen aus Ping Pong geworden, nachdem er in seiner kleinen Holzhütte wie in einem Rettungsboot dem Untergang des blauen Staatsschiffes entronnen war?
Auch er hatte das tollste Abenteuer seines bekanntlich noch nicht sehr langen Lebens bestehen müssen. Was er dabei vollbrachte, das wird ihm für alle Zeiten die größte Hochachtung aller eintragen, die je davon erfahren.
Als er so verlassen und meilenweit von jeder menschlichen Hilfe in seinem kleinen Holzgefäß über die tobenden Wellen trieb, begann er zunächst einmal zu überlegen, was am vernünftigsten zu tun wäre. Allerdings störte ihn bei dieser Beschäftigung sehr, dass die Wogen ihn fortwährend auf und nieder schleuderten. Ping Pong würde sich zweifellos eine respektvollere Behandlung ausgebeten haben, wenn nur jemand da gewesen wäre, dem er seinen Protest hätte mitteilen können. Es war aber niemand da, nur der Sturm und die Wellen.
Nachdem er einige Zeit hindurch vergeblich versucht hatte einen vernünftigen Gedanken zu fassen, geschah es plötzlich, dass der Sturmwind unter den kleinen Schirm fuhr und ihn um ein Haar mit sich fortriss. Ping Pong erwischte gerade noch die Krücke des Sonnendächleins und zog es erbost wieder zu sich herunter. Aber der Wind trieb das gleiche Spiel von Neuem und so ging es eine Weile hin und her. Ping Pong stemmte sich mit seiner ganzen winzigen Person gegen den Sturm, der ihn dabei fast aus seinem Bottich herausblies. Aber der kleine Würdenträger ließ weder den Griff des Schirms noch den des Holzgefäßes los. Und plötzlich kam er auf eine glorreiche Idee: Er befestigte mit der Kordel seines goldenen Schlafröckchens die Schirmkrücke am Griff des Holzbottichs und verwandelte auf diese Weise sein Gefährt in ein - freilich etwas sonderbares - Segelboot. Der Erfolg war, dass nun der sausende Wind das Schifflein in toller Geschwindigkeit über das Meer dahintrieb.
Wenn das Unglück es gewollt hätte, so wäre der kühne Segler immer weiter in die Grenzenlosigkeit des offenen Ozeans hinausgeweht worden. Aber der Wind blies zum Glück auf das Festland zu, in diesem Fall auf die mandalanische Küste. Und noch am selben Abend, an dem Jim im »Land, das nicht sein darf« ankam, trieb Ping Pong mit geschwelltem Schirmchen in den Hafen von Ping.
Kaum hatte man ihn entdeckt, da wurde er auch schon herausgefischt und an Land gebracht. Das Erste, was dieses bemerkenswerte Kindeskind nach seiner Rettung tat, war, dass es an die Rettung der anderen dachte. Ping Pong ordnete sofort an, dass alles, was nur irgend Segel oder Ruder hätte, also die gesamte mandalanische Flotte, auslaufen müsse, um die schiffbrüchigen Matrosen und wenn möglich natürlich auch die Gefangenen der »Wilden 13« zu suchen. Während die Schiffe zur Ausfahrt fertig gemacht wurden, eilte der kleine Oberbonze zum Kaiser und berichtete ihm genau, was geschehen war. Die Bestürzung und Trauer des Kaisers nach dieser schrecklichen Unglücksbotschaft war grenzenlos. Ganz besonders aber schmerzte ihn, was er von seinem Töchterchen hören musste.
»So habe ich sie nun doch verloren«, murmelte er mit bleichem Antlitz, »und meine edlen Freunde dazu.«
Dann ging er allein in sein Gemach und weinte bitterlich.
Ping Pong jagte in einer der mandalanischen Kutschen zum Hafen zurück. Die Flotte war inzwischen bereit auszulaufen. Er bestieg sofort das größte Schiff, das sich unverzüglich an die Spitze setzte, um die anderen zu der Stelle der schrecklichen Niederlage zu führen. Es war ein ganzer Wald von Masten, großen und kleinen, der hinterdreinzog. Später schwärmten die Schiffe aus und suchten die ganze Nacht hindurch bei Fackellicht das Meer nach Schiffbrüchigen ab. Und um es gleich vorwegzunehmen, es gelang, alle zu retten. Für diese Tat wurde dem tapferen Oberbonzen
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