Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
Kapitän und die Matrosen brummten voller Hochachtung:
»Ein toller Bursche, dieser Jim Knopf!«
»Natürlich war eine List dabei«, erklärte Jim, »sonst hätt ich die ›Wilde 13‹ niemals besiegt.« Und dann erzählte er, wie er es angefangen hatte. Als er zu Ende war, schwiegen alle staunend. Nur einer der Piraten murmelte: »Teufel auch, so einen Kerl hätten wir als Hauptmann haben sollen, dann hätten wir's noch weit gebracht.«
Lukas hatte sich als Erstes seine Pfeife wieder angezündet. Nun stieß er dicke Rauchwolken aus und seine Stimme klang beinahe feierlich, als er sagte: »Jim Knopf, du bist wahrhaftig der feinste kleine Kerl, den ich in meinem ganzen Leben gekannt habe!«
Und nun trat die kleine Prinzessin, die bis jetzt noch kein Wort hatte herausbringen können, auf Jim zu, errötete und sagte mit ihrer zarten Vogelstimme:
»Jim, bitte verzeih mir, was ich gesagt und getan habe. Das war furchtbar dumm von mir. Und jetzt weiß ich, dass du nicht nur mutig bist, sondern auch der klügste Mensch, den ich kenne. Und wenn jemand so gescheit ist wie du, dann braucht er überhaupt nicht lesen und schreiben und rechnen zu können.«
Jim lächelte sie an und antwortete nachdenklich:
»Ich hab mir's inzwischen überlegt, Li Si. Du hast schon Recht gehabt. Und ich will's jetzt lernen.«
Nun wurden erst einmal die gefesselten Seeräuber von den Matrosen in das Verlies hinuntergeschafft und Jim schloss die Tür ab.
Als sie wieder in den Saal zurückgekehrt waren, machten sie es sich auf den weichen Eisbärfellen bequem und aßen alles auf, was von dem Schweinebraten noch übrig geblieben war.
Jim war so müde und erschöpft, dass er schließlich mit einem halb aufgegessenen Kotelett in der Hand einschlief. Und einer nach dem anderen folgte bald seinem Beispiel. Nur Lukas und der Kapitän hielten abwechselnd Wache und sorgten dafür, dass das Feuer nicht erlosch. So verging die Nacht.
FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
in dem Jim Knopf das Geheimnis seiner Herkunft erfährt
Am nächsten Morgen - das heißt, als die Uhr des Kapitäns zeigte, dass draußen die Sonne aufgegangen sein musste, denn sehen konnte man davon in der Burg »Sturmauge« natürlich nichts - bereitete Li Si aus den Vorräten der Seeräuber für alle ein nahrhaftes Frühstück, bestehend aus Schiffszwieback, eingesalzener Butter, Ölsardinen, Räucheraal, Hummermayonnaise und einem großen Topf Kaffee. Und während sie aßen und tranken, erzählte Jim noch einmal ausführlich und mit allen Einzelheiten, was die Seeräuber gesagt hatten. Als er zu der Stelle kam, wo von der Krone und dem Pergament die Rede war, fragte Li Si:
»Haben sie nicht gesagt, wo diese Sachen jetzt sind? Das wäre doch sehr wichtig.«
»Nein«, antwortete Jim, »davon haben sie nichts gesagt.«
»Wir werden suchen«, schlug Lukas vor, »sicher ist es hier irgendwo versteckt.«
Nachdem sie fertig gefrühstückt hatten, nahmen alle Fackeln, zündeten sie an dem Feuer an und durchstöberten dann einzeln oder in Gruppen die unzähligen Gänge und Kammern der Burg.
Es dauerte nicht lange, da hatten Jim und Li Si die Schatzkammer der Piraten gefunden.
Hand in Hand schritten die beiden Kinder staunend durch den großen Raum, der von oben bis unten mit funkelnden und glitzernden Kostbarkeiten gefüllt war. Silberne und goldene Geräte aller Art standen herum, angefangen von großen Leuchtern und Badewannen, bis herunter zu Goldpokalen, Silberlöffeln und Fingerhüten! Truhen und Schränke waren voll gestopft mit Juwelen, Münzen und Edelsteinen, dazwischen lagen ganze Ballen seidener Decken, die mit Perlen bestickt waren, und dicke Perserteppiche breiteten sich auf dem Fußboden aus. Natürlich war alles in einem heillosen Durcheinander, denn auf Ordnung hatten die Piraten nicht viel Wert gelegt.
Jim und Li Si wanderten langsam durch den ganzen großen Raum und plötzlich standen sie vor einem kleinen Binsenkörbchen, das kalfatert war, denn alle Ritzen waren mit Pech abgedichtet.
»Das ist es!«, flüsterte Li Si aufgeregt.
Jim öffnete den Deckel und guckte hinein.
Darinnen lag eine wunderbare Krone mit zwölf Zacken, ein Reichsapfel und ein Zepter.
»Ja«, sagte Jim, »das is' es.«
Und dann riefen sie Lukas und alle anderen herbei und zeigten ihnen, was sie gefunden hatten. Lukas untersuchte sofort das Zepter und fand, dass man es am untersten Ende aufschrauben konnte.
Im Inneren steckte zusammengerollt das alte Pergament. Sie zogen es
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