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Jimmy, Jimmy

Jimmy, Jimmy

Titel: Jimmy, Jimmy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark O'Sullivan
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verändert, ist, wie es seit Dads Unfall nicht mehr war. Vielleicht kommt es daher, dass ich noch zu müde bin, um klar zu denken, aber wirklich erklären kann ich es nicht.
    »Ich bin dir nicht böse, Eala. Bevor ich die Fehlgeburt hatte, hab ich genauso gedacht. Dass ein Baby ihm irgendwie hätte helfen können, gesund zu werden. Dass es ihn uns hätte zurückbringen können.«
    Ich öffne die Augen, und alles um mich herum ist plötzlich hell. Ich weiß jetzt, was sich verändert hat: Angie ist nicht mehr da. Erst jetzt wird mir klar, dass ich sie, seit ich vom Krankenhaus nach Hause gekommen bin, weder gesehen noch ihre Stimme gehört habe.
    »War da noch mehr? Was ich gesagt habe, meine ich.«
    »Nun ja … die Sache mit Martin und mir.«
    Mam hat sich aufgerichtet. Sie streicht die Bettdecke glatt, richtet ihr Haar, zögert. Ihre Miene hat sich für einen Augenblick verfinstert, als wäre sie ein bisschen genervt.
    »Du wirst es nicht glauben, Eala, aber Martin ist schon seit drei Monaten mit Fiona zusammen. Sie wollten’s mir nur beide nicht sagen, weil ich … weil wir gerade so viel durchmachen mussten. Wenn sie offener damit umgegangen wären, hättest du dir um eine Sache weniger Sorgen machen müssen.«
    Es ist also Bitterkeit, die ihr neue Falten um die Augen und den Mund macht und sie älter aussehen lässt. So richtig gefällt mir die Richtung nicht, die das hier nimmt.
    »Ich hab die Nase voll von Leuten, die wissen, was das Beste für uns ist«, sagt sie. »Von Anfang an hat Fiona darauf herumgeritten: ›Das wird nicht leicht, Judy. Du darfst nicht denken, dass du versagt hast, wenn du nicht mit ihm fertigwirst, Judy. Lass dir die Option Heimunterbringung offen, Judy. Du musst an die Zukunft denken, Judy.‹«
    Das ist es, worauf ich die ganze Zeit gewartet habe. Dass Mam Miss U rausschmeißt, sich weigert, auf ihre Ratschläge zu hören. Und jetzt fühlt es sich total falsch an. Sie ist aufgestanden, tigert durchs Zimmer und rückt dabei Dinge zurecht, als wäre nichts am richtigen Platz: meine Haarbürste, die karierte Decke am Fußende meines Bettes, der linke Ärmel ihrer Strickjacke. Sie kommt mir wild und verletzlich zugleich vor. Sie macht mir Angst.
    »Wir waren ganz unten, Eala, wir alle hier, und schlimmer kann es nicht mehr werden. Ich hab beschlossen, nicht mehr zu arbeiten. Ich werde einen Antrag stellen, dass ich ihn privat pflegen darf. Sie werden uns nicht viel Geld bewilligen,aber wir werden es schaffen. Sowieso hattest du mit Marta vollkommen recht. Ich weiß nicht, wie ich sie jemals einstellen konnte. Der ganze Quatsch, dass sie zu Hause in Moravia Meisterschaften im Turniertanzen gewonnen hat – also wirklich! Wahrscheinlich hat sie uns mit allem die Hucke vollgelogen, von Anfang an.«
    Sie zieht an der obersten Schublade der Kommode, aber die klemmt, und sie versucht es mit so viel Kraft, dass nicht nur die Kommode, sondern auch das Bett unter mir wackelt.
    »Und was sagt Dad, wegen Marta, meine ich?«
    Mam gibt den Versuch mit der Schublade auf und macht sich stattdessen am Kleiderschrank zu schaffen.
    »Er kommt nächste Woche nach Hause«, sagt sie und wirkt plötzlich wieder ruhig und obenauf. Sie öffnet den Kleiderschrank, in dem es ungewohnt aufgeräumt aussieht. »Diesmal wird es besser gehen, weil wir wissen, was hinter seinen Ängsten steckt.«
    Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. Vielleicht hab ich doch einen bleibenden Schaden nach der halben Wagenladung Tabletten, die ich eingepfiffen habe. Mam kommt und setzt sich wieder aufs Bett.
    »Im Krankenhaus hast du uns erzählt, wie er sich daran erinnert hat, auf einem Hausboot gelebt zu haben. Dass er von Feuer auf dem Wasser geredet hat und davon, dass er den Mann , vor dem er Angst hat, noch mal töten muss«, sagt sie. »Die Detektei konnte dann alle Puzzleteile zusammenfügen. Wir wissen jetzt, wer er war, Eala. Wer er ist.«
    »Wir haben einen Namen?«
    Mam nickt. Ich starre an die Decke, und mein Blick folgtden Spuren der sich verzweigenden Risse, die Dad vor ein paar Jahren vor dem Streichen verspachtelt hat.
    »Sein Name ist Georges Dorar.« Ich habe sie nicht mehr Französisch sprechen hören, seit sie vor langer Zeit dieses Piaf-Chanson gesungen hat, Hymne à l ’ Amour .
    Mein Körper entspannt sich wie von selbst. Eine große Ruhe legt sich über alles. Ich sollte Angst haben vor der Frage, die ich jetzt stelle, aber ich habe keine.
    »Hat er als Kind wirklich jemanden getötet? Diesen … den Mann

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