Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jinx - der verfluchte Liebeszauber

Jinx - der verfluchte Liebeszauber

Titel: Jinx - der verfluchte Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
alle deutlich zu spüren.
    Zuerst hatte ich angenommen, es läge an meiner Kleidung, weil ich im Gegensatz zu den anderen nicht die vorschriftsmäßige Schuluniform trug.
    Dann kam mir der Verdacht, es könnte an meinem Schmuck liegen  – oder besser gesagt: an meinem fehlenden Schmuck. Die meisten Mädchen an der Schule, einschließlich der Blondine, die eben an mir vorbeigezogen war, trugen nämlich in den Ohrläppchen riesige
glitzernde Brillantstecker, die mit ziemlicher Sicherheit echt waren.
    Und dann die Uhren. Tory hatte eine von Gucci und Chanelle trug eine Rolex. Normale Marken wie Swatch oder Timex schienen an der Chapman School völlig unbekannt zu sein.
    Ich hatte auch schnell begriffen, dass man als Zehntklässlerin einer noblen New Yorker Privatschule anscheinend keine Schuhe tragen durfte, die nicht von einer mindestens ebenso noblen Marke waren. Obwohl ich keinen großen Unterschied zwischen Torys Ferragamos und meinen No-Name-Ballerinas feststellen konnte (mal abgesehen davon, dass ihre ungefähr vierhundert Dollar mehr gekostet hatten), rümpften die Leute über meine die Nase, während an Torys Schuhen offenbar niemand etwas auszusetzen hatte.
    Es war eindeutig: Die Tatsache, dass ich meine Schuhe im falschen Geschäft gekauft hatte und keine Brillanten im Ohr trug  – dafür aber einen riesigen blauen Fleck auf der Stirn (sehr attraktiv)  –, machte mich in den Augen der anderen zur Totalversagerin.
    Erschwerend kam hinzu, dass es mir nicht gelungen war, meinen unglückseligen Spitznamen geheim zu halten, weil Tory in der Cafeteria laut »Gott, pass doch auf, Jinx!« gebrüllt hatte, nachdem mir eine Dose Cola aus der Hand gerutscht und prompt auf dem Boden explodiert war. Was natürlich alle mitbekommen hatten.
    Damit war klar, dass ich für alle Zeiten Jinx bleiben würde.

    »Du bist nun mal kein Hundert-Dollar-Schein, Kindchen«, hatte meine Großmutter immer gesagt, wenn sie aus ihrem Rentnerparadies in Florida zu uns nach Iowa zu Besuch gekommen war. »Du kannst nicht erwarten, dass alle Leute dich lieben.«
    Toller Trost. Als hätte ich nicht schon genug daran zu knabbern gehabt, Pfarrerstochter zu sein. Wenn man Pfarrerstochter ist, gehen nämlich alle Leute automatisch davon aus, dass man superverklemmt und spießig ist.
    Dass meine Mutter Pfarrerin war, wusste an der Chapman School zwar bis auf Tory und ihre Clique niemand, aber ich hatte fast das Gefühl, dass sie es mir ansahen … vielleicht lag es daran, dass ich wirklich so rein und unschuldig wirkte wie ein frisch gelegtes Landei.
    Vielleicht hatte die Ablehnung aber auch etwas damit zu tun, dass ich mich gleich um einen Platz im Schulorchester beworben hatte, dessen Leiter so begeistert von mir gewesen war, dass er mich sofort aufgenommen und sogar in die erste Geige gesetzt hatte. Natürlich hatte das bei den anderen Orchestermitgliedern für unmutiges Geraune gesorgt.
    Als wäre es etwas Verwerfliches, dass ich gerne Geige spielte und deswegen auch ziemlich gut war.
    Vielleicht war das Problem ja auch, dass ich nicht wusste, welche Bands und Sänger gerade angesagt waren, weil wir bei uns zu Hause wegen meiner jüngeren Geschwister kein MTV schauen durften.
    Ich hatte keine Ahnung, woran es lag  – an dem oben
Aufgezählten oder an etwas, das mir gar nicht bewusst war  –, jedenfalls kam es mir vor, als würde auf meiner Stirn (direkt neben dem blauen Fleck) fett ein Stempel mit dem Wort »Aussätzige« prangen. Die Schüler der Chapman School behandelten mich jedenfalls, als wäre ich eine.
    Dass der Sportunterricht im Central Park abgehalten wurde, hatte zumindest den Vorteil, dass nur wenige meiner Mitschüler mitbekamen, was für eine erbärmliche Läuferin ich war. Trotzdem war es natürlich wieder mal typisch für mein Pech, dass pünktlich an meinem ersten Schultag die alljährliche Fitnesswoche begann, die unter anderem vorsah, dass man eine bestimmte Strecke innerhalb einer bestimmten Zeit laufen musste. Als Coach Winthrop, unser Sportlehrer, auf das Reservoir (das übrigens nicht wie ein Wasserspeicher, sondern wie ein ganz normaler See aussieht) gedeutet und gesagt hatte, wir sollten zweimal darum herumrennen, hielt ich das im ersten Moment für einen Scherz.
    Na ja, das konnte unmöglich sein Ernst sein … oder?
    Aber anscheinend war es das tatsächlich, denn die anderen aus meinem Kurs  – die alle identisch angezogen waren, sodass ich sie nicht voneinander unterscheiden konnte (abgesehen davon

Weitere Kostenlose Bücher