Jinx - der verfluchte Liebeszauber
übernehmen. Aber warum sollten wir uns damit zufrieden geben? Gott, Jinx – wir könnten die Herrschaft über die Welt übernehmen!«
»Nein!«, sagte ich erschrocken.
Tory sah überrascht aus. »Warum denn nicht?«
»Weil…« Ich holte tief Luft, denn ich wusste genau,
dass sie wütend werden würde. Aber es war besser, Tory wütend zu machen, als zu riskieren, dass sie die Wahrheit herausfand. »Weil ich glaube, dass es gefährlich ist, mit so etwas zu spielen. Ich … ich weiß zwar nicht viel über Hexerei, aber mal angenommen, es würde wirklich stimmen, dass unsere Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter eine Hexe war und ihre Gabe an uns weitervererbt hat … Meinst du, es wäre richtig, sie zu benutzen, um Jungs in uns verliebt zu machen? Nach allem, was ich über Hexen weiß, sollen sie ihre magischen Kräfte einsetzen, um Gutes zu tun und nicht Böses, oder?«
»Was soll denn böse daran sein, einen Jungen, in den man verknallt ist, in sich verliebt zu machen?«, fragte Tory und verdrehte die Augen. »Ich bitte dich, Jinx. Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass es bei der Hexerei darum geht, Mutter Natur zu ehren, indem man irgendwelche Bäume umarmt und den ganzen esoterischen Scheiß.«
Ich musste mich schwer zusammenreißen, um ihr nicht eine zu knallen.
»Das ist kein Scheiß«, sagte ich mühsam beherrscht. »Soweit ich weiß, beziehen Hexen ihre magischen Kräfte aus der Natur – weil sie nämlich nichts anderes ist als pure Energie. Aber wenn man die Quelle nicht respektiert, die einem diese Kräfte verleiht, wenden sie sich gegen einen. Wenn du deine Fähigkeiten für etwas Negatives benutzt – wie zum Beispiel diese Puppe, die nur dazu dient, Zack seinen freien Willen zu rauben und ihn daran zu hindern, sich zu verlieben, in wen
er sich verlieben will –, dann wird sich diese negative Energie gegen dich richten.«
Jetzt sah Tory nicht mehr überrascht aus, sondern sauer. Sie presste ihre schönen, vollen Lippen so fest aufeinander, dass nur noch zwei schmale Linien zu sehen waren.
»Okay«, sagte sie. »Alles klar. Ich hatte gehofft, du wärst dem Ganzen gegenüber etwas offener eingestellt. Immerhin ist es dein Erbe. Wenn du für den Rest deines Lebens ein hinterwäldlerisches Landei bleiben willst, das Angst vor seinen eigenen Fähigkeiten hat, ist das dein gutes Recht. Aber falls du deine Meinung ändern solltest – wir sind hier.«
Sie stand auf, drückte sich den Schuhkarton mit der Zack-Puppe an die Brust und ging zur Tür. Dort drehte sich noch einmal um.
»Um genau zu sein«, verkündete sie, »sind wir überall .«
Als hätte ich das nicht längst gewusst.
7
A us dem Weg!«
Ich wich erschrocken nach links aus, worauf hinter mir prompt jemand anderes brüllte: »Hey, Platz da!«
Hastig trat ich beiseite, damit die beiden mich überholen konnten. Wie alle anderen vor ihnen. Mir war natürlich bewusst gewesen, dass ich keine Ausnahmesportlerin war, aber die Leistung, die ich hier darbot, war unsäglich.
So unsäglich wie die Tatsache, dass ich mich überhaupt hier quälte. An meiner Highschool in Iowa hatten wir nur ein Jahr lang Sport belegen müssen und das hatte ich schon gleich in der Neunten hinter mich gebracht.
An der Chapman School war dagegen nur der Abschlussjahrgang vom Sport befreit. Was natürlich eigentlich eine löbliche Sache war – Fettleibigkeit ist schließlich ein weit verbreitetes Problem, weshalb es umso wichtiger ist, dass Jugendliche körperlich fit sind.
Trotzdem fand ich es hart, gleich an meinem ersten
Schultag auf einem matschigen Pfad rund um das Reservoir im Central Park joggen zu müssen (die Chapman School hatte nämlich keine Sporthalle, weshalb der Sportunterricht im berühmtesten Park der Welt stattfand).
Und als wäre es nicht schon peinlich genug gewesen, dass ich die langsamste Läuferin aller Zeiten war, musste ich auch noch einen aus einem weißen T-Shirt und viel zu kurzen knallblauen Shorts bestehenden Sportdress tragen, in dem ich noch dämlicher aussah als sowieso schon.
Aber das war eben mal wieder typisch für mein Pech.
»Hey, du blockierst die Strecke!«, rief jemand hinter mir. Also machte ich brav Platz. Diesmal war es eine Blondine, die leichtfüßig an mir vorbeijoggte. Während ich ihrem wippenden Pferdeschwanz hinterhersah, fragte ich mich niedergeschlagen, wie ich es geschafft hatte, mich schon an meinem ersten Tag an der Chapman School zur Außenseiterin zu machen.
Denn dass ich das war, gaben mir
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