Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jinx - der verfluchte Liebeszauber

Jinx - der verfluchte Liebeszauber

Titel: Jinx - der verfluchte Liebeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
gerade dabei, die Ratte vorsichtig vom Schnürsenkel loszubinden und in einen schwarzen Müllsack plumpsen zu lassen, den er darunterhielt. Als sie hineinfiel, war ein widerlich schmatzendes
Geräusch zu hören. Mehrere der Umstehenden stöhnten laut auf.
    »Ist das dein Schließfach?«, fragte mich eine spitznasige Sekretärin.
    Ich konnte den Blick nicht von der rosa Pfütze auf dem Boden losreißen.
    »Ja«, sagte ich.
    »Hast du eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    Ich hob den Blick von der Pfütze, aber statt die Sekretärin anzusehen, ließ ich meine Augen auf der Suche nach einer ganz bestimmten Person über die Menge wandern. Und dann entdeckte ich sie. Tory stand hinter einem der Lacrossespieler und spähte mit triumphierendem Lächeln über seine Schulter.
    Ich wandte mich ab und sah die Sekretärin an. »Nein«, sagte ich. »Ich habe keine Ahnung, wer das getan haben könnte.«
     
    Die nächsten Stunden verbrachte ich wie in Trance. Was, fragte ich mich die ganze Zeit, hatte Tory dazu getrieben, so etwas zu tun? Eine zum Sezieren bestimmte Ratte aus dem Biosaal zu stehlen  – denn daher stammte sie, wie ich mittlerweile erfahren hatte (bei der Flüssigkeit, die ihr aus dem Hals getropft war, hatte es sich um Formaldehyd gehandelt)  –, ihr den Kopf abzuschneiden und sie an einen Spind zu hängen, hatte nichts mit schwarzer oder weißer Magie zu tun. Es hatte überhaupt nichts mit Hexerei zu tun. Es war einfach nur
krank. War das Torys Reaktion darauf, dass ich sie mit einem Bannzauber belegt und damit am Zaubern gehindert hatte? Wollte sie mir damit zeigen, dass sie auch ganz ohne jede Magie mächtiger war als ich?
    Was auch immer sie sich dabei gedacht hatte  – es funktionierte. Ich hatte Angst. Nicht vor der Ratte, sondern vor dem, was sie ausdrückte. Nicht auszudenken, was jemand, der einer Ratte so etwas antun konnte  – auch wenn sie schon tot gewesen war  –, einer Katze … oder einem unschuldigen Au-pair-Mädchen antun konnte!
    Wie sollten meine Schutzzauber  – die Centstücke in den Zimmerecken, ein Name auf einem Zettel im Tiefkühlfach  – jemanden vor den gefährlichen Streichen bewahren, die Tory und ihre Freundinnen anderen so gern spielten?
    Denn letzten Endes waren ihre »Zauber« nichts anderes als Streiche … dumme Kleinmädchenstreiche. Keine Magie und alles andere als witzig. Aber gefährlich, widerlich und gemein genug, um selbst den sanftmütigsten Menschen in Wut zu versetzen.
    »Wir können nicht beweisen, dass sie es war«, sagte Chanelle ein paar Stunden später in der Mittagspause und blickte wütend zu dem Tisch hinüber, an dem Tory, Gretchen und Lindsey normalerweise saßen, der an diesem Tag aber verdächtig verwaist war. Anscheinend hatten die drei beschlossen, lieber nicht in der Cafeteria zu essen. »Es hat keinen Sinn, zur Schulleitung zu gehen, solange wir nichts gegen sie in der Hand haben. Außerdem
wäre das riskant. Wenn Tory herausfinden würde, dass wir sie angeschwärzt haben, würde sie uns etwas noch Schlimmeres antun. Sie und ihre Hexenfreundinnen.«
    »Sie sind keine Hexen«, sagte ich entschieden. »Die tun nur so. Die Fähigkeit zu zaubern  – richtig zu zaubern  – ist ein Geschenk, und die Menschen, denen diese Gabe gegeben wurde, sind sich dieser Tatsache bewusst. Sie haben sehr hohe moralische Grundsätze und streben danach, in Harmonie mit der Natur und ihren Mitmenschen zu leben und niemandem zu schaden.«
    Selbst Robert schien von meiner kleinen Rede beeindruckt. »Wow!« Er legte andächtig seinen Bacon-Cheeseburger auf den Teller und sah mich bewundernd an. »Hast du dir das gerade selbst ausgedacht?«
    »Nein«, räumte ich ein. »Das hab ich mal … irgendwo gelesen.«
    »Das mit der Ratte war aber nicht sonderlich im Einklang mit der Natur«, sagte Chanelle.
    »Genau davon rede ich ja«, erwiderte ich. »Das war keine Hexerei.«
    »Nein, es ist einfach pervers und krank«, sagte Chanelle und betrachtete Shawn, der irgendetwas in sein iPhone tippte. »Hey«, sagte sie und stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Kannst du nicht mal mit ihr reden? Immerhin ist sie deine Freundin. Wie wäre es, wenn du ihr damit drohst, dass du nicht mit ihr zum Frühlingsball gehst, wenn sie weiter solche Sachen macht?«
    »Torrance ist nicht meine Freundin«, sagte Shawn,
ohne vom Display aufzusehen. »Wie oft soll ich das denn noch sagen, bis ihr es kapiert? Außerdem muss ich mit ihr zum Ball. Ich hab schon die Tickets

Weitere Kostenlose Bücher