Jinx - der verfluchte Liebeszauber
Torys Zeiten als Hexe vorbei sind. Um genau zu sein …«, fügte ich hinzu, während ich aus dem Augenwinkel beobachtete, wie Tory die Reste ihres Mittagessens in den Mülleimer kippte und uns einen letzten hasserfüllten Blick zuwarf, bevor sie die Cafeteria verließ, »… bin ich mir da sogar ganz sicher.«
11
T orys Tage als Hexe schienen tatsächlich gezählt zu sein. Jedenfalls sah es zunächst so aus.
Als ich an dem Abend von Chanelle nach Hause kam, war sie nirgends zu sehen. Stattdessen begrüßte mich Paula mit einem strahlenden Lächeln und sprudelte fast über vor Glück.
»Stell dir vor, Jean, ich hab in Ernährungswissenschaften die beste Arbeit der ganzen Klasse geschrieben«, rief sie, als ich in die Küche kam, um mir etwas zu trinken zu holen.
»Wow«, sagte ich. »Gratuliere.«
»Dass mir an einem einzigen Tag so viele gute Sachen passieren …«, sagte Paula mit einem glücklichen Seufzen. »Das kann ich gar nicht glauben.«
»Wahnsinn, wirklich«, sagte ich.
»Zack hat übrigens vorhin angerufen. Du sollst ihn bitte zurückrufen.«
Mir kam gar nicht der Gedanke, in mein Zimmer hochzugehen, um ihn anzurufen. Stattdessen rief ich
ihn vom Küchentelefon aus an. Während ich darauf wartete, dass er ranging, fragte ich mich, worüber er wohl mit mir reden wollte. Schließlich hatten wir uns erst nachmittags zusammen von dem Softballturnier weggeschlichen, das Couch Winthrop auf dem Baseballplatz im Central Park organisiert hatte, und eine Stunde lang die Enten mit Brezeln gefüttert. Zack hatte die Nachricht, dass Philipp schon bald nach New York kommen würde, sehr tapfer aufgenommen – wie ich fand.
»Gut, dass du anrufst!«
Als ich seine tiefe Stimme hörte, stellten sich sofort die Härchen auf meinen Armen auf, und mir lief ein angenehmer Schauer über den Rücken.
»Rate mal, wo wir beide bald hingehen.«
»Keine Ahnung. Wohin?«
»Du weißt doch, dass mein Vater durch seinen Job Freikarten für alle möglichen Veranstaltungen bekommt …«
»Ja«, sagte ich.
»Ein Bekannter hat ihm Tickets für ein Violinkonzert in der Carnegie Hall am Samstag geschenkt. Mein Vater will nicht hin, aber da du ja Geige spielst, dachte ich, vielleicht kennst du den Typen und hast Interesse. Er heißt … Nigel Kennedy.«
Ich schnappte nach Luft.
Zack lachte. »Ja, ich hab mir schon gedacht, dass du ihn kennst. Er soll ziemlich gut sein. Also was ist, hast du Lust, mit mir hinzugehen? Natürlich nur als gute Freunde. Es sei denn, du würdest lieber jemanden aus
dem Schulorchester mitnehmen, dann würde ich dir die Karten einfach morgen in die Schule mitbringen.«
Nigel Kennedy . Ich fasste es nicht!
»Oh mein Gott, Zack«, rief ich ins Telefon. »Ich würde wahnsinnig gern mit dir zu Nigel Kennedy gehen! Aber … glaubst du nicht, dass du dich langweilst?«
»Ach, ein Konzert halt ich schon durch«, sagte Zack. »Du darfst mir auch den Ellbogen in die Rippen rammen, falls ich einschlafe.«
Ich holte gerade Atem, um überglücklich etwas zu antworten, als Tory vom Garten in die Küche geschlendert kam, in der Tür stehen blieb und mich unheilvoll ansah.
Hatte sie etwa gehört, was ich gesagt hatte?
»Ich hab mir überlegt, dass wir vorher zusammen was essen gehen könnten«, sagte Zack am anderen Ende der Leitung. »Natürlich nur als gute Freunde. Vielleicht kannst du mir ja noch ein paar Tipps geben, wie ich Paulas Herz gewinnen kann.«
»Ganz bestimmt!«, sagte ich ins Telefon. Torys Blick wurde immer bedrohlicher. Sie hatte natürlich alles mitbekommen. »Ich freu mich.«
»Cool«, sagte Zack. »Dann bis morgen in der Schule.«
»Ja, bis dann«, sagte ich und legte auf.
Tory lehnte immer noch in der Tür und musterte mich misstrauisch.
»Hab ich das richtig verstanden?«, fragte sie. »Du gehst heute Abend mit Zack weg?«
»Am Samstag«, sagte ich. »Und nur als Freunde. Du
musst nicht denken, dass es ein Date ist. Sein Vater hat Freikarten für ein Konzert mit Nigel Kennedy in der Carnegie Hall, und Zack dachte, dass ich vielleicht Lust hätte, mit ihm hinzugehen …«
Torys Gesicht zeigte keine Regung. »Nigel Kennedy? Ist das nicht ein Geiger? Ich wusste gar nicht, dass Zack auf klassische Musik steht.«
»Na ja …« Ich warf Paula, die an der Theke stand und Gemüse schnippelte, einen Blick zu. Von ihren leicht verkrampften Schultern einmal abgesehen verriet nichts, ob sie uns zuhörte. »Keine Ahnung. Vielleicht will er ja seinen Horizont erweitern.«
»Ach, wie
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