Jinx und der magische Urwald (German Edition)
wovor die Bäume Angst hatten, aber sie war besser als nichts.
»Kommt. Wir gehen wieder auf den Pfad«, sagte er.
»Wir könnten in der Nacht abwechselnd Wache halten«, sagte Reven. »So machen sie das in den Geschichten immer.«
»Ja«, sagte Jinx. »Ich übernehme die erste Schicht.«
Die anderen beiden rollten sich in ihre Decken und legten sich schlafen. Jinx setzte sich mit der Axt ans Feuer. Es brannte knisternd. Der Rauchgeruch erinnerte ihn heftig an sein Zuhause, das er erst vor ein paar Stunden verlassen hatte. Es kam ihm viel länger vor. Zu Hause wäre er jetzt vielleicht in Simons Werkstatt, beide würden sie nicht auf die Zeit und den Wechsel von Tag und Nacht achten – ach nein, Simon war ja verletzt, das hatte er ganz vergessen.
Aber zu Hause wäre er wenigstens in Sicherheit. Er würde nicht im Dunkeln sitzen und auf ein schreckliches Ungeheuer warten, das sogar den Bäumen Angst machte.
Nicht dass er Angst gehabt hätte, das nicht.
Seine neuen Gefährten waren beide in ihre Decken gehüllt wie in Kokons und schienen zu schlafen. Reven hatte seine Tasche unter dem Kopf. Jinx fragte sich, ob seine vier Viertelpfennige wohl in der Tasche waren. Ganz leise ließ er seine Finger darauf zukrabbeln.
Ohne die Augen zu öffnen, wand Reven eine Hand aus seinem Deckenkokon und packte Jinx am Handgelenk. Dann ließ er wieder los. Jinx hatte verstanden.
Jinx warf ein paar Stöcke aufs Feuer. Im nächsten Moment riss er die Augen auf und sah, dass sie schon abgebrannt waren. Er war eingenickt, das durfte nicht passieren. Er musste Elfwyn wecken.
Benommen wachte sie auf, und Jinx wickelte sich in seine Decke. Der Boden war hart und kalt. Die Brise in seinem Gesicht und das Rascheln von Laub auf dem Waldboden (und vielleicht noch andere Geräusche, wie das Scharren von Füßen) hielten ihn wach. Selbst als er schon so gut wie eingeschlafen war, lauschte er immer noch auf das, wovor die Bäume sich fürchteten.
Er erwachte von einem fernen
Ta-rums, ta-rums
. Er setzte sich kerzengerade auf. »Eine Hexe!«
»Ich weiß«, sagte Elfwyn. »Keine Panik. Leg dich wieder hin.«
»Aber da kommt eine Hexe!«
»Die tut uns ganz bestimmt nichts.«
»Hast du überhaupt irgendeine Ahnung von Hexen?«
»Zufällig ja. Meine Mutter ging in die Hexenlehre, bevor sie sich entschloss, doch lieber zu heiraten.«
»Ach so«, sagte Jinx. Er stand auf und befreite sich von der Decke. »Also, ich finde trotzdem, wir sollten uns verstecken.«
»Du meinst, den Pfad verlassen?«, fragte Elfwyn.
»Ich kann einen Tarnzauber aussprechen«, sagte Jinx.
Reven war jetzt auch aufgewacht. »Ich würde gern mal eine böse Hexe treffen.«
Das Rumsen wurde lauter. Wenn die anderen keine Angst hatten, wollte Jinx sich auch nicht verstecken. Er schaute zu der Axt auf dem Boden. Mit der Axt würde er sich sicherer fühlen, aber er sähe damit bedrohlicher aus. Er entschied, sie liegen zu lassen.
Der schwarze Schatten einer Hexe in ihrem Butterfass kam hoppelnd in Sicht. Elfwyn stellte sich mitten auf den Pfad. Jinx blieb bei der Axt, für den Fall, dass er sie schnell schnappen musste. Reven hielt sich hinter ihnen beiden.
Das Butterfass kam vor Elfwyn zum Stehen.
Im Feuerschein sah Jinx, dass es eine junge Hexe war, nicht so warzig und haarig wie Donna Glimmer. Aber das Grinsen, mit dem sie Elfwyn ansah, war sehr Donna-Glimmer-mäßig.
»Was haben wir denn hier?«, sagte die junge Hexe zu Elfwyn. »Keine Angst vor Hexen?«
»Nein, ich hab keine Angst vor Hexen«, sagte Elfwyn.
»Nein? Dann bist du nicht grad das schlaueste Mädchen im Urwald, was?«
»Nein, bin ich nicht«, sagte Elfwyn mit griesgrämigem Blick.
»Nein? Und wessen nicht schlauestes Mädchen bist du?«
»Meine Mutter ist Berga von der Butterholzlichtung.«
»Ach nee, die Göre von einer Hexe!«
»Sie ist keine Hexe. Sie hat die Lehre abgebrochen.«
»Und wo willst du hin?«
»Zu meiner Großmutter.«
Das schien die Hexe gern zu hören. »Sag bloß! Na, die wird sich aber sehr freuen, dich zu sehen! Donna Glimmer hat schon seit Monaten kein Kind mehr gefressen.«
»Donna Glimmer ist deine Großmutter?«, fragte Jinx überrascht.
»Ja. Ich bin schon zu groß, um mich von solchen Geschichten einschüchtern zu lassen«, sagte Elfwyn zu der Hexe.
»Dümmer geht’s nimmer. Und was ist mit deinen beiden hübschen Freunden? Wollen die auch zu Donna Glimmer?«
»Sie haben mir nicht gesagt, wo sie hinwollen.«
»Wenn du Donna Glimmer finden willst, geh
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