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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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etwas zu tun, das du nicht willst. Aber Bonapartes Vorhaben ist Wahnsinn. Das wissen wir beide. Frankreich wird genauso leiden wie England.«
    Er kannte sie so gut. Nach und nach würde er ihre Seele anknabbern wie eine Maus eine Wandvertäfelung. Vor ihm gab es keinen Schutz. »Ich möchte nicht über französische Politik reden. Das Thema ist kompliziert und deprimierend.«
    »Schön, dann reden wir nicht.« Er legte sein Kinn auf ihren Kopf. »Halt dich nur einen Moment an mir fest.«
    Mit geschlossenen Augen, im Dunkeln, fühlte sie sich nach Frankreich zurückversetzt, als sie noch blind war und Grey an einer Berührung von ihm und seinem Geruch erkennen konnte. Nach einer Weile ertönte eine Uhr aus einem der Zimmer weiter den Flur hinunter. Sieben Schläge. Seine Rückenmuskeln spannten sich unter ihren Händen an, und sie wusste, dass ihr kleiner Waffenstillstand damit beendet war. So war das nun mal mit Feuerpausen. Früher oder später waren sie vorbei.
    Er ließ sie los. »Ich hätte dich heute Nachmittag nicht lieben sollen. Das hat dein Urteilsvermögen angekratzt. Du würdest mir mehr vertrauen, wenn dein Körper nicht nach meinem verlangte.« Er senkte den Blick und fuhr ihre Ohrmuschel mit der Fingerspitze nach. »Siehst du? Schon bei dieser geringen Berührung zuckst du zurück und denkst, dass ich dich manipulieren will.«
    »Ist es denn nicht so?«
    Er öffnete die Hand, als ließe er etwas los. »Ich weiß nicht, wie ich dich noch überzeugen soll. Mein Verlangen nach dir ist so groß, dass ich nicht klar denken kann.«
    »Was wirst du mit mir anstellen, wenn ich für dich nicht zur Verräterin werde?« Sie ließ ihn los.
    »Das wird nicht passieren.«
    »Wie bequem für dich, das zu glauben.«
    »Möchtest du Versprechungen? Ich kann dir ein paar geben. Ganz gleich was geschieht, ich werde dich vor Leblanc und Fouché beschützen. Ich werde dir nicht wehtun, auch wenn ich dich weiterhin in Angst und Schrecken versetze.«
    »Tut mir wirklich leid, dich enttäuschen zu müssen, aber was das Einschüchtern angeht, bist du wahrlich ein Dilettant. Ich bin da schon echten Experten begegnet.«
    »Und schon wird es wieder schlimmer. Du bist so verdammt kompliziert. Ich würde dich zwar nicht lieben, wenn du dumm wärst, aber es wäre erheblich einfacher für uns.« Er holte tief Luft. »Komm mit nach unten zum Essen. Man wird bereits ohne uns angefangen haben.«

27
    Das Dekor in der Meeks Street war durch und durch männlich. In den Fluren hingen in dunklen Rahmen antike Karten und Architekturzeichnungen. Sie kam an Tischen vorbei, auf denen Ordner, leere Kaffeebecher und eine große Schale mit achtlos hineingeworfenen Männerhandschuhen standen. Bunte Blumensträuße, Potpourris oder Nippes suchte man vergebens.
    Das Esszimmer lag neben dem Arbeitszimmer, in dem Grey sie heute Nachmittag hatte ausschlafen lassen. Sie prägte sich die Wege innerhalb des Hauses, das jetzt ihr Gefängnis war, gut ein. Schon bald würde sie sich hier bestens auskennen.
    Vor dem Spiegel in der großen Halle blieb sie stehen und überprüfte ein letztes Mal ihr Aussehen.
    »Das Kleid steht dir gut. Du wirkst darin lieb, ja unschuldig.« Grey blickte finster, was jedoch nicht ihr galt. Sie stand nur zufällig in seiner Blickrichtung, während er sich seine Gedanken machte. »Dabei bist du, Gott sei Dank, so harmlos wie ein bengalischer Tiger. Was weißt du eigentlich über Colonel Joseph Reams vom britischen Militärgeheimdienst?«
    Ihr Gesicht zeigte keine Regung, doch ihr Magen zog sich zusammen. Ihre Freundin Françoise, eine von Vaubans Leuten und eine sehr geschickte Spionin, war einmal von Reams verhört worden – auf Verdacht festgesetzt und unter einem fadenscheinigen Vorwand befragt. Es hatte Monate gedauert, bis sie wieder gesund gewesen war. »Ich habe so ein, zwei Sachen über ihn gehört.«
    »Dann weißt du ja, womit wir es zu tun haben. Du wirst ihn gleich kennenlernen.«
    Es war allgemein bekannt, dass Reams Frauen wie sie, Spioninnen, quälte und das auch noch genoss. Sie hatte sich von Grey in Sicherheit wiegen lassen, doch nun kam die Angst zurück und das zu Recht. »Er kommt meinetwegen. Der Militärgeheimdienst interessiert sich für mich. Daran hätte ich denken sollen.«
    »Vertraust du mir?«
    »Nein. Das heißt … vielleicht. Auf gewisse Weise.« Merkte er denn gar nicht, dass sie vor Angst fast den Verstand verlor? Warum ließ er sie nicht in Ruhe? »Was für eine seltsame Frage.«
    »Vertrau mir

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