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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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zumindest so weit: Reams kann dir nichts anhaben. In diesem Haus hat er keinerlei Befugnisse. Ich lasse nicht zu, dass dir irgendjemand wehtut.«
    »Genau das Gleiche hat Galba auch gesagt. Es fiele mir leichter, daran zu glauben, wenn man es nicht so oft wiederholen würde.«
    »Du hast mein Wort.« Für ihn war die Sache damit erledigt. Bevor man ihm die Verantwortung für eine Vielzahl von Spionen übertragen hatte, war er Offizier gewesen. Vielleicht konnte sie ihm tatsächlich trauen.
    Er öffnete die Tür zu einem herrlichen Raum, der sehr gut geschnitten war und dessen Wände eine Tapete zierte, welche chinesische Pagoden vor einer Berglandschaft zeigte. Vorhänge aus weißer Jacquardseide verdeckten die vergitterten Fenster. Auf dem Tisch stand ein einfaches Abendessen. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die bereits am Tisch sitzende Gruppe, die aus Männern und einer Frau bestand.
    »… eine Konfrontation zu vermeiden«, sagte Adrian gerade, als sie das Zimmer betrat. »Lazarus hofft vielleicht sogar – «
    Er brach ab und sprang auf. Auch die anderen Männer erhoben sich – Galba, am Kopf des Tisches; Monsieur Doyle, den sie nach all den Jahren in Wien leicht wiedererkannte; Giles, der Junge, der sie ins Haus gelassen hatte; ein schmächtiger, braunhaariger, ihr unbekannter Mann. Nur widerwillig und als Letzter erhob sich ein kleiner, rosagesichtiger Mann. Das musste Colonel Reams sein.
    »Mademoiselle, ich hoffe, Ihr habt Euch erholt.« Galba führte sie zum Tisch und stellte ihr in aller Form Doyle vor, der sich selbst Viscount Markham nannte, und seine Gattin Lady Markham, die so gar nicht nach einer Frau namens Maggie aussah. Sie wirkte erstaunlich französisch und besaß, was man bei einer Maggie so nicht erwartet hätte, einen aristokratischen Akzent. Der Schmächtige mit der Erscheinung eines Bibliothekars – todsicher ein äußerst gefährlicher Spion – war der Ehrenwerte Thomas Paxton. Dann stellte Galba ihr Colonel Reams vor, der sie nicht direkt anblickte, sondern so unhöflich war, nur höhnisch zu grinsen. Danach machte Galba sie noch mit Adrian und Giles bekannt.
    Grey rückte ihr einen Stuhl zwischen Galba und Adrian zurecht, um sich dann selber links neben dem Colonel niederzulassen und damit auf der schwachen und im Falle eines Angriffs ungünstigeren Seite eines Gegners.
    »Colonel«, grüßte er beim Hinsetzen.
    »Major«, kam es knapp und unfreundlich von Reams zurück.
    Grey und Colonel Reams hassten einander; das war offensichtlich.
    Auch die anderen wirkten nicht gerade froh über die Anwesenheit des Mannes. Sie, die darin geschult war, solche Dinge zu bemerken, sah, dass Doyle, Adrian und der Gelehrte Paxton dasaßen wie Männer in einer unbekannten Schenke: leicht vorgebeugt, die Arme auf dem Tisch, die Füße fest auf dem Boden und jederzeit bereit, aufzuspringen. Auch wenn es nicht den Anschein hatte, behielt jedermann im Raum Colonel Reams sehr genau im Auge. Es handelte sich um eine Abendgesellschaft, die vor gut einstudierter Kriegslist nur so strotzte.
    Adrian raunte ihr zu, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, da Grey die Sache fest im Griff hätte. Er tat ihr Hühnchen, Kartoffeln und grüne Bohnen auf und gab vor, sich darüber mit ihr auszutauschen, während er in Wirklichkeit völlig ignorierte, dass sie gar nichts essen wollte.
    Galba nahm das unterbrochene Gespräch wieder auf. »Man wird wissen, dass du Schuld daran trägst, Adrian. Lazarus ist kein Dummkopf. Hast du die Folgen bedacht?«
    »Wenn wir nicht eingreifen, werden wir am Ende der Woche in Whitechapel in Leichen waten. Was ich möchte, ist – «
    »Sie sollten sich lieber da raushalten, wenn man mich fragt«, fiel Colonel Reams ihm ins Wort. »Sollen sie sich doch gegenseitig ihre Scheißschwänze abbeißen und daran ersticken. Da wir mit dem ganzen Unsinn nichts zu tun haben – «
    »Ihr Burschen von der Armee seid so furchtbar grob und direkt«, unterbrach Adrian ihn kühl.
    »Ich will wissen, warum diese französische Hure hier hereinspaziert, als ob sie – «
    »Das hier ist kein ausgelassenes Beisammensein unter Männern, wie Sie es aus der Kaserne kennen.«
    Grey machte eine unauffällige Geste mit der Hand, und Adrian riss sich zusammen. »Colonel, Sie sind unser Gast, und es sind Damen anwesend. Adrian, schenk Mademoiselle Villiers doch etwas Wein ein.«
    Da Grey die Situation klargestellt hatte, ließ sie es zu, dass Adrian ihr Glas füllte.
    Der Colonel drehte sich um und

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