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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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konnte, die ihre Geheimnisse im Bett ausplauderte. »Wir sind ein Liebespaar.« Sie hatte gewusst, dass es bitter sein würde, Verrat zu begehen, sich aber nicht auf das Schamgefühl vorbereitet, welches sie jetzt befiel.
    Ein ruhiger, weiser Blick ergründete sie. »Wir mussten immer schmunzeln, Vauban und ich, dass du die Hure so überzeugend spieltest, wo du doch so eine wählerische Jungfrau warst. Wir gingen davon aus, dass dich René, wenn die Zeit reif wäre, eines Abends ins Gebüsch zerren und eines Besseren belehren würde.«
    Sie musste lächeln. »René hat mich immer damit aufgezogen. Er machte immer solch verheißungsvolle Versprechungen – selbst ein orientalischer Pascha hätte sie nicht alle halten können.«
    »Ein wilder Kerl, unser René. Es ist so viel Heiterkeit in ihm. Eine Verschwendung an die Russen. Ihr wurdet in alle Himmelsrichtungen zerstreut, als Vauban sich zur Ruhe setzte. Ich glaube, außer Leblanc ist niemand von euch in Frankreich geblieben.«
    Sie ließ ihre Hände in den Schoß sinken. Leblanc, immer wieder Leblanc. »Er war nie einer von uns.«
    Soulier schnippte mit den Fingern, und einer seiner Gefolgsmänner kniete sich ans Feuer, um es zu schüren. Da ihr bei der Erwähnung Leblancs ein Schauer über den Rücken gelaufen war, ließ Soulier den Raum jetzt aufheizen. Ihm entging nichts.
    Sein Gehstock lehnte neben ihm, ein schlanker Ebenholzstock mit einer silbernen Spitze. Er spielte damit, indem er ihn in der ihm typischen Art zwischen zwei Fingern drehte. »War Grey dein erster Mann? Die erste Liebe ist süß, stark und frisch. Meine Heimatstadt hat einen Wein, der so ist. Beaujolais. Man trinkt ihn pur und in großen Mengen, wenn man jung ist, bevor man sich feineren Weinen widmet.«
    Sie räusperte sich. »Er war der Erste.«
    »Dann hast du eine schöne Erinnerung in deinem Kopf, wenn du England verlässt. Nicht gerade die klügste Wahl, aber ich nehme an, er hat dir keine andere gelassen, nicht wahr, petite ?«
    »Nein, Monsieur.«
    »Nenn mich Soulier … wie immer. Zwischen uns hat sich nichts geändert, nur weil du dir einen Fehltritt mit einem Engländer geleistet hast. Obwohl du Fouché, fürchte ich, bis aufs Blut gereizt hast.«
    Yves, der Chef von Souliers Leuten in England und keineswegs ein Dummkopf, kam mit einem Silbertablett zurück und stellte es zwischen ihnen ab. Es lagen kleine Blätterteigröllchen darauf, die sehr heiß und in eine Serviette gewickelt waren. Daneben standen eine silberne Kaffeekanne und cremefarbene Schalen, die so groß waren, dass sie gut zwei Hände ausfüllten. Dieses Frühstück war typisch französisch.
    Soulier schenkte Kaffee in eine Schale. »Du bekommst ganz viel heiße Milch und nur einen Hauch von Zucker. Ich erinnere mich gut daran, was du morgens isst und was Babette dazu veranlasst hat, das hier für uns zuzubereiten. Da sie sich nie irrt, meine Babette, gehen wir also davon aus, dass es Morgen ist. Wir warten den Abend geduldig ab, ehe ich dich einen Wein probieren lasse, den ich aufgehoben habe und für den du eines Tages den rechten Geschmack entwickeln wirst.«
    Sie nahm ihm die Schale mit dem heißen Kaffee und das Blätterteigröllchen ab. Wenn man diese Dinge auf solche Weise gereicht bekam, galt es nichts anderes damit zu tun, als das Gebäck in den Kaffee zu tunken und es Bissen für Bissen zu essen, als befände man sich in der Geborgenheit seines Zuhauses. Das war Babettes Botschaft an sie, und auch die von Soulier.
    »Also werde ich den heutigen Abend erleben. Vielleicht lebe ich sogar noch so lange, um den rechten Geschmack für Wein zu entwickeln.«
    »Wenn es in meiner Macht stünde, würdest du so alt wie Methusalem werden. Natürlich missachte ich die Befehle, die Fouché erteilt hat, nachdem er wohl etwas gegessen hatte, was ihm nicht bekommen ist. Er würde es mir nicht danken, wenn ich jede Kleinigkeit, die ihm über die Lippen kommt, wörtlich nähme.«
    »Danke.« Im gesamten französischen Geheimdienst kannte sie nur zwei Männer, die genügend Mut besaßen, um ein von Fouché erteiltes Todesurteil zu ignorieren. Vauban war der andere.
    Sie aß das Gebäckstück und trank den Milchkaffee in langen, bedächtigen Zügen aus der in beiden Händen liegenden Schale.
    »Du hast einen weiten Weg hinter dir, mein Füchschen, da unten von Marseille aus und mit Leblanc in seiner unbegreiflichen Mordlust auf den Fersen. Die Männer, die dich finden und retten sollten, waren nicht schnell genug.« Er

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