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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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schüttelte den Kopf. »Daran trage allein ich die Schuld. Du musst dich sicher sehr verlassen gefühlt haben. Und dann bist du auch noch den Briten in die Hände gefallen. Willst du mir erzählen, welche Geheimnisse der Preis dafür waren, dass du Zuflucht in England fandest?«
    »Ich werde Euch Antworten auf alle Fragen geben, die Ihr mir stellt, Monsieur.«
    »Annique, chérie , du kränkst mich.«
    »Soulier. Ja. Ich werde es Euch erzählen, Soulier.«
    »So ist es schon besser. Du warst für mehrere Tage Gast beim britischen Geheimdienst. Was hast du ihnen erzählt?«
    Es war noch nicht an der Zeit, von den Albion-Plänen zu sprechen. Noch nicht. Jetzt noch nicht. Sie würde mit kleinen Enthüllungen beginnen, was glaubwürdiger war. »Ich habe die Namen von Vaubans alten Spionen bestätigt, obwohl sie sie schon alle kannten. Außerdem habe ich ihnen Frederick Tillman genannt, der für uns im britischen Militärgeheimdienst spioniert.« Sie schluckte. »Da ist noch mehr.«
    Yves stapfte durchs Zimmer, um sich um den Luftzug zu kümmern, der sich durch die Vorhänge stahl. Er schaute nicht in ihre Richtung, verurteilte sie aber mit jedem wütenden Schritt. Er war der Erste, dessen Verachtung ihr gewiss war.
    Nein, nicht der Erste. Das war sie selbst. Diese Nacht war das Ende ihrer langjährigen Loyalität gegenüber Frankreich. Außerdem hatte sie Grey den Rücken gekehrt und dem britischen Geheimdienst. Nach dieser Nacht war sie gegenüber keinem Menschen und keiner Nation mehr loyal. Sie, die sich einst für loyal bis in den Tod gehalten hatte.
    Losgelöst von allen anderen Empfindungen beobachtete sie, wie die Schale in ihren Händen bebte. Und in einem Winkel ihres Herzens freute sie sich, dass ihr die Rolle des verlorenen Schafs, das reumütig zu seiner Herde zurückkehrte, so meisterhaft gelang. Was für eine ausgefeilte Technik sie hatte. Welch geschickte Agentin sie doch war.
    Sie hatte Annique Villiers ziemlich satt. Weil es ihr schließlich doch nicht möglich war, den ganzen Kaffee auszutrinken, setzte sie die Schale ab.
    Und Soulier sah so viel. »Ich habe es immer wieder gesagt, Annique, aber ihr jungen Draufgänger wollt es ja nicht glauben.« Um seine Worte zu unterstreichen, stieß Soulier seinen Gehstock auf den Boden. »Jeder Mensch kann gebrochen werden. Jeder! Du. Ich. Auch dieser selbstgerechte junge Narr, der durch meinen Salon trampelt. Jeder. Der britische Geheimdienst hat Leute, die einem das Mark aus der Seele saugen können, ohne eine Spur zu hinterlassen. Grey ist der Geschickteste von allen. Gegen ihn hattest du keine Chance. Petite , bitte, schau mich an.«
    Sie tat es, da man Soulier nun einmal gehorchte.
    »Du wirst mir alle Breschen aufzählen, eine nach der anderen, die du in unsere Verteidigungslinien gerissen hast. Und ich werde sie stopfen. Ich habe in meinem Leben schon viele Missgeschicke gesehen. Dieses hier ist nicht so gewaltig.«
    »Da ist aber noch mehr. Ihr wisst nicht … «
    »Ich bringe alles in Ordnung. Füchschen, so etwas gab es auch schon früher, ganz oft. Frankreich stürzt nicht gleich wie ein Kartenhaus ein, wenn ein Spion in Gefangenschaft gerät. Ein paar Operationen werden abgebrochen, dieser oder jener Agent wird abgezogen und erhält eine neue Identität. Und ich amüsiere mich damit, ein paar unserer fetten Kollegen aufzuscheuchen und zu beobachten, wie sie hektisch nach Deckung suchen, nicht wahr? Das schadet ihnen nicht. Wir werden nur ein Achselzucken dafür übrighaben. Jetzt sind wir erst mal die ordentliche Hausfrau und putzen alles bis in die hinterste Ecke.«
    Die Albion-Pläne waren aber eine ernstere Angelegenheit, als nur ein bisschen Hausputz zu halten und diesen oder jenen Agenten abzuziehen. Solch ein Verrat war unverzeihlich. Dadurch würden Befehle auf Soulier zukommen, die nicht einmal er ignorieren konnte.
    »Ich bringe dich nach Paris«, sagte er leise, »und du wirst bei Fouché zu Kreuze kriechen, was er genießen dürfte, da du ein hübsches Mädchen bist. Für eine Weile wird er dir höchst unangenehme Aufgaben übertragen, damit du deine Loyalität unter Beweis stellen kannst. Ein Jahr lang, vielleicht zwei.« Er demoralisierte sie ganz gezielt und zeigte wenig Güte. »Du wirst das tun, was er dir sagt. Nein. Hör mir zu. Du wirst es tun. Mit der Zeit gewöhnst du dich daran und behältst dafür dein Leben. Es wird dir leichter fallen, das zu akzeptieren, wenn du nicht so frisch dem Bett deines englischen Liebhabers entstiegen

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