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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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hasst Vauban seit der Revolution, als sie noch beide junge und aufstrebende Spione waren, und ebenso meine Mutter. Sie lebt nicht mehr, was ihn unheimlich schmerzt. Darum erfindet er Verschwörungen, die es nie gegeben hat. Er vernichtet die Tochter, weil er die Mutter nicht haben konnte. So engstirnig ist er.«
    »Ihr dagegen seid natürlich völlig schuldlos.«
    »Es macht Euch Freude, so ironisch zu sein. Ja, es stimmt. Ich bin nicht ganz schuldlos, aber in diesem besonderen Falle schon. Das ist die Wahrheit, Engländer.«
    »Eure Wahrheit hat mehr Häute als eine Zwiebel. Mal sehen, was geschieht, wenn wir ein paar davon abschälen.«
    Sein Tonfall gefiel ihr überhaupt nicht.
    Der Engländer glaubte ihr nicht. Wie ein Terrier würde er sich in ihr verbeißen, egal wie überzeugend sie log. Bald würden die Befragungen beginnen.
    Sie hatte die Nase voll von diesen blöden Plänen, die ihr Leben ständig in Gefahr brachten, sodass sie nie Ruhe fand. Diese Pläne waren das schärfste aller zweischneidigen Schwerter: todbringend für England, sollte man sie nicht finden, und gefährlich für Frankreich, sollten sie den Engländern in die Hände fallen. Wie hatte Napoleon nur auf die so überaus verrückte Idee kommen können, sie anfertigen zu lassen? Die ganze Sache war ihr höchst zuwider.
    Draußen scharrten Hufe, und das Klirren der Geschirre war zu hören, als der Fahrer sie den Pferden anlegte, diese rückwärts vor die Kutsche stellte und anspannte. Keine einfache Aufgabe für einen Einzelnen im Dunkel der Nacht. Doch Grey stieg nicht aus, um ihm zu helfen. Er blieb, wo er war, und hielt ihren Arm so auf dem Rücken fest, dass es zwar nicht schmerzte, aber die Bewegungsfreiheit stark einschränkte. Es war, als befände sie sich in den Klauen einer steinernen Statue oder eines für Streitfragen ähnlich tauben Gegenstandes.
    Grey sagte: »Lasst uns endlich damit aufhören. Seid Ihr es nicht leid, auf dem Boden herumzukriechen, Mademoiselle Villiers?«
    »Doch, ziemlich, Monsieur Grey.«
    »Dann schlage ich einen Handel vor. Ihr versprecht, ruhig zu bleiben und nicht mehr nach mir zu treten. Und ich erlaube, dass Ihr Euch hinsetzt und etwas esst und trinkt. Seid Ihr einverstanden?«
    Aha. So würde es also laufen. Sie erkannte den ersten der vielen kleinen Kompromisse, die er ihr nach und nach aufnötigen würde. Mit jedem »Ja« würde es leichter werden, die nächste Forderung zu akzeptieren, bis – so hoffte er wohl – es ihr ganz normal erschien, all das zu tun, was er wollte.
    »Das sind genau Leblancs Methoden«, stellte sie fest. »Als Gegenleistung für ein paar Tropfen Wasser wollt Ihr erreichen, dass ich diese Entführung billige. Es erschreckt mich zutiefst, wie ähnlich sich Spione doch sind.«
    »Sehr tiefsinnig. Seid Ihr einverstanden?«
    »Ich mache keine Zugeständnisse. Mir ist es gleich, ob ich sitze oder gefesselt auf dem Boden liege, es sei denn, die Kutsche ist von Flöhen befallen, was natürlich möglich wäre. Die Frage des Wassers dürfte sich spätestens in einem Tag erledigt haben.«
    Man konnte hören, wie der Fahrer um die Kutsche herumging und die Bremssteine unter den Rädern wegtrat. Die Kutsche schwankte, als er den Kutschbock erklomm. Sie schlingerten los, den Hügel hinauf, am Graben beim Tor vorbei, wurden in den Fahrspuren der Rue des Orphelines durchgeschüttelt und polterten über die Pflastersteine der Rue Bérenger. Dann bogen sie nach rechts ab, gen Westen, nach England.
    Zu Soulier, der sich in London postiert hatte, im Dienste Frankreichs und der Geheimpolizei. Soulier, der ihr Zuflucht vor Leblanc gewähren würde. Unter dem Schutz Souliers könnte sie so lange am Leben bleiben, bis sie mit den Albion-Plänen fertig war. Diese Männer brachten sie mit einer Geschwindigkeit in die richtige Richtung, die ihr nur recht war. Mit Sicherheit kümmerte sich da ein teuflisches Engelchen mit Humor um ihr besonderes Himmelsreich.
    »Ich frage mich, ob ich Euren Bluff aufdecken sollte.« Greys Griff wurde fester. »Wollen wir – «
    Vom anderen Sitz meldete sich Adrian zu Wort: »Um Himmels willen, Grey, lass sie doch endlich in Ruhe.«
    »Es sind ja nicht deine Zähne, auf die ihre Füße zielen.«
    »Ich habe nicht auf Eure Zähne gezielt, Monsieur«, widersprach sie.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Wie amüsant«, kommentierte Adrian krächzend. »Warum foltern wir sie nicht später … wenn sie wieder mehr Kraft hat. Dann macht es mehr Spaß.«
    »Zum Teufel.« Grey zog

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