Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
Vom Netzwerk:
Flasche schwappte das Wasser; ein glücklicher Zufall, der genügte, damit sie wie angewurzelt stehen blieb. Mit der locker baumelnden Flasche in der Hand und dem lässig unter den Arm geklemmtem Brot, schlenderte er auf sie zu. Die einfachsten Tricks funktionierten immer noch am besten. Es war wie beim Einfangen eines Fohlens auf der Weide. Man näherte sich langsam, aber stetig, und tat so, als hätte man eigentlich etwas ganz anderes im Sinn.
    »Möchtet Ihr auch etwas Käse? Dann lasse ich ihn herbringen.« Er sagte das so, als wäre Doyle immer noch auf dem Kutschdach, wo er sich aber gar nicht mehr befand. Er hätte blind den Bogen skizzieren können, den Doyle in diesem Moment schlug, um der Frau den Fluchtweg abzuschneiden. Sie arbeiteten schon seit zehn Jahren zusammen. Er wusste, wo Doyle sich hinstellen würde. Ein Dutzend Schritte hinter dem Ziel und rechts vom Weg. »Brot und Wasser begleichen nicht einmal einen Bruchteil dessen, was ich Euch schulde.«
    »Ich treibe keine Schulden bei englischen Spionen ein.« Sie trat nervös von einem Bein aufs andere. »Schulden schaffen Bindungen.«
    »Wasser ist keine besonders große Forderung. Ein bisschen kaltes Wasser.« Er legte die Worte wie eine Schlinge aus. Sie sollte nur an den Durst denken und nicht daran, dass er immer näher kam. Er war schon fast da.
    Beinahe meinte man zu hören, wie ihr Instinkt forderte, wegzulaufen. Ihr in gespannter Aufmerksamkeit geneigter Kopf sagte alles. Wie lange hatte Leblanc ihr Wasser vorenthalten? Sie musste schon sehr verzweifelt sein, um so viel zu riskieren.
    Ein letzter Schritt, und dann packte er sie mit einem unlösbaren Griff am Arm. Sie gehörte ihm.
    Sie versuchte, sich loszureißen. »Ich kann es nicht leiden, wenn man mich anfasst, Monsieur.«
    »Es ist nur zu Eurem Besten. Gegen Leblanc habt Ihr keine Chance. Bei mir zumindest – «
    In seinem Ellbogen explodierte Schmerz. Der Besenstiel schwang in einer gleichmäßigen Bewegung gleich weiter herum und krachte ihm gegen die Kniescheibe. Weißkalte, unglaubliche Qualen durchfuhren sein gesamtes Bein. Er fiel um und landete unsanft auf einer Schulter. Mit einem kurzen Ruck befreite sich das Mädchen wie ein Fisch aus einem schlecht ausgeworfenen Netz. Die Dunkelheit gab nichts als das Auseinanderstieben von Kieseln preis.
    »Verflucht. Verdammt noch mal.« Blind vor Schmerz rappelte er sich hoch und humpelte hinter ihr her. Idiot. Was war er nur für ein Idiot. Er hatte doch mitbekommen, was sie mit Henri gemacht hatte. Er wusste, was sie war.
    Das war’s dann wohl. Im Dunkeln war sie unglaublich schnell. Er hörte, wie ihr Stock gegen die Bäume schlug und sie so einen Weg fand. Sie würde entkommen.
    Doch Doyle war der gerissenste Haudegen, den er kannte. Er hatte sich dort positioniert, wo er die Silhouette des Mädchens im Schein der Laterne gut erkennen konnte. Von ihm war allerdings im dunklen Strauchwerk nicht das geringste bisschen zu erkennen. Sie lief Doyle geradewegs in dessen starken Arme, und er kassierte sie einfach ein.
    Fast jedenfalls.
    »Sohn einer verfluchten … « Er fand Doyle, der sich den Unterleib hielt und im farbenfrohesten bretonischen Dialekt vor sich hin stammelte. »… fauligen Seekuh.« Das Mädchen war frei und rappelte sich hoch. Sie war wirklich verdammt gut, wenn sie Doyle umhauen konnte.
    Oh ja. Es würde ihm ein Vergnügen sein, Mademoiselle Annique einzufangen.
    Er wich ihrem verdammten Schlagstock aus, sprang vor und drehte ihn ihr aus den Händen. Jetzt war sie ohne Waffe. Dann musste er sich plötzlich auf einen eleganten kleinen Kampf einlassen. Für eine Frau war sie stark. Außerdem bestand sie aus reinen Muskeln und ziemlich kräftigen Knochen, doch sie wog kaum etwas. Auch reichte sie ihm nicht einmal bis zum Kinn. Sie hatte keine Chance.
    Es dauerte keine drei Minuten, dann war der Kampf vorbei. Er drehte ihr die Arme auf den Rücken, ohne ihr dabei mehr als nötig wehzutun, doch so, dass er vor ihren Attacken sicher war. Sie keuchte, ihr Brustkorb hob und senkte sich. Vor Schreck bebte jeder Muskel. Die Nacht war für Miss Annique sehr hart gewesen. Dann ging es Schritt für Schritt mit ihr im Schlepptau zur Kutsche zurück. Dabei durfte sie sich kräftig austoben, um müde zu werden. Danach würde sie kaum noch Kraft haben.
    Er verspürte einen heftigen, primitiven Drang, sie zu besitzen. Sein. Sie war sein.
    Doyle rieb sich den Unterleib und grummelte, als er angezockelt kam. »Du bist ja schnell wie der

Weitere Kostenlose Bücher