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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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über einen Ponywagen, um durch die Lande zu kutschieren. Und ich seh auch keinen Grund, warum Ihr das nicht genauso gut können solltet wie die Damen in England. Denn, nach dem, was ich gesehen hab, muss mindestens die Hälfte von denen so blind sein wie Ihr, wenn Ihr entschuldigen mögt, dass ich Euch dran erinnere und so.«
    »Ihr seid doch der abgebrühteste Kerl, den ich kenne, Monsieur Doyle. Mon Dieu , Ihr verdient Euren Ruf völlig zu Recht.«
    »Was weiß denn so eine nette junge Dame wie Ihr von meinem Ruf? Wenn Ihr nach England kommt, besorgt Ihr Euch einfach ’nen kleinen Wagen, ’ne Ponykutsche, und ’n Pony mit Verstand, so wie dieses Gespann hier. Es bringt Euch gemütlich dahin, wo Ihr hinwollt, ohne dass Ihr mehr tun müsst, als die Zügel so in der Hand zu halten wie jetzt.«
    »Ich besorge mir … einen Wagen. Einen Wagen. Aber ja doch, das mache ich ganz gewiss, sollte ich jemals nach England kommen.«
    »Miss, nun hört aber mal auf. Ihr wisst, dass wir Euch nach England mitnehmen. Das ist so klar wie Kloßbrühe. Mit jeder Meile kommen wir näher.« Die Leinen in ihren Händen bewegten sich leicht, als er die Pferde um etwas auf der Straße herum lenkte. »Je eher Ihr damit aufhört, Grey deswegen zu belästigen, umso besser für uns alle. Euer Benehmen macht uns ganz schön nervös, weil man nie weiß, ob Ihr ihn nächste Nacht umbringt oder nicht.«
    »Ja. Oder nein. Wie auch immer.« Er hatte seine Arme zwar auf freundschaftliche Weise um sie gelegt, aber die Zügel wieder losgelassen. Damit lenkte sie ganz alleine diese Kutsche und diese Pferde, die jeden Augenblick alles Mögliche tun könnten. »Würdet Ihr mir bitte diese Leinen abnehmen, Doyle? Ich will sie nämlich auf gar keinen Fall.«
    »Wenn Ihr die Zügel einfach ganz entspannt haltet, traben die Pferde schön vorwärts und nehmen uns ganz gemütlich mit. Wenn man zu doll zieht, werden sie nur unruhig.«
    »Zurücklehnen und hübsch mitmachen, schlagt Ihr also vor. Und das dann auch zweifellos bei allem, was Monsieur Grey mit mir vorhat. So etwas kann mir auch nur ein Mann empfehlen.«
    »Genau, Miss. Und während diese Pferde so schön Richtung Küste trotten, braucht Ihr nur, wenn Ihr mir verzeiht, dass ich das so sage, änglisch zu lernen.«
    »Änglisch?« Allmählich kam sie drauf. »Oh, anglais . Nichts da. Zufällig plane ich gerade keine Reise nach England.«
    »Tja, Miss, wir sind aber genau auf dem Weg dorthin, falls ich Euch da widersprechen darf. Also üben wir gemeinsam änglisch. Ist nicht schwer. Meine Jüngste – sie ist erst drei – spricht’s schon ganz gut.«
    Mithilfe von Doyles Arm fiel es ihr leichter, sich auf dem Kutschbock zu halten. Und noch leichter war es, als er die Zügel übernahm, um sie knapp über ihren Händen zu halten – »Nur um Euch zu zeigen, wie’s geht, Miss« –, und sie sich nicht mehr zu Tode zu ängstigen brauchte.
    »Jetzt seid Ihr dran.« Er musste irgendeine Geste gemacht und gleich darauf gemerkt haben, dass sie sie ja nicht sehen konnte. »Mit den Pferden. Auf Änglisch heißt es: ›Diese Zossen sind Schnecken.‹«
    »Sie sind … Aber das ist ja ein ekelhaftes Wort für Pferde. Es sei denn, die Engländer lieben Schnecken, was nicht ausgeschlossen ist.«
    »Nee. Ihr meint die Räuber, die durch ’n Salat kriechen und alles plattmachen. Meine Frau Maggie – hab ich Euch schon von Maggie erzählt? – , sie ist ’ne kleine Giftspritze, das ist sie, und mächtig stolz auf ihren Garten. Meine Maggie hasst die Biester. Stellt immer Schüsseln auf mit Bier, um sie anzulocken, sodass sie selig ersaufen. Geht mir irgendwie gegen den Strich, wegen dem guten Bier.«
    Sie wartete, bis ihre Lippen nicht mehr zuckten. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, dass Doyle Cambridge absolviert hatte. Mit Auszeichnung. »Dem würde ich zustimmen, obwohl ich noch nie Schnecken getötet habe. Trotzdem ist es eine sehr merkwürdige Bezeichnung für Pferde.«
    Sie lernte, dass eine bessere Sorte Pferd das »Rennross« und ein anderes Wort für Kutsche »Rüttelkiste« war, als er die Zügel plötzlich übernahm und die Pferde anhielt.
    Die Anspannung ihres Körpers musste ihm verraten haben, wie viel Angst sie hatte, denn Doyle beschwichtigte sie sofort: »Nichts Schlimmes, Miss. Wollt nur mal nach ’nem Rastplatz gucken. Hier ist es vielleicht nicht übel.«
    Sie spürte eine feuchte Freifläche und hörte den Wind, die Geräusche eines Flusses und das Summen der Fliegen. In der Ferne sangen

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