Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
Vom Netzwerk:
würde mit ihm schimpfen, wenn sie wieder klar denken konnte. Grey legte den Arm um sie. »Wo sind wir?«
    »Nur noch eine knappe Stunde von Dorterre entfernt.«
    »Oh, ich war vor zwei Jahren mal hier.« Sie versuchte, sich eine Karte dieser Küstenregion ins Gedächtnis zu rufen, doch das Bild begann zu verschwimmen und löste sich auf. Sie war es nicht gewohnt, dass Erinnerungen so etwas machten. »Ich war in dem kleinen Schmugglerdorf. Und habe mich versteckt.«
    Grey machte es sich neben ihr bequem. »Guter Unterschlupf. Wovor habt Ihr Euch vor zwei Jahren versteckt?«
    »Dem Aufstand in der Vendée. Dem letzten. Es war … sehr schlimm. Ich konnte nicht glauben, dass französische Soldaten dazu imstande wären, französischen Frauen und Kindern so etwas anzutun. Und ich hatte auch noch den Befehl … « In ihrem Kopf drehte sich alles. Schmerzhafte bruchstückhafte Erinnerungen. »Ich verweigerte den Befehl. Ich dachte nicht daran, diese armen Menschen auszuspionieren, also bin ich weggelaufen und untergetaucht. Alle waren ziemlich böse auf mich.« Sie rieb sich mit dem Arm das Gesicht. »Die Droge bringt mich zum Reden. Das muss ich mir merken.«
    »Das sind keine Staatsgeheimnisse, Füchschen. Die ganze Welt weiß, was Napoleon in der Vendée getan hat.«
    »Trotzdem sollte ich nicht so viel reden, wenn ich nicht klar denken kann. Wisst Ihr eigentlich, dass Ihr ganz anders klingt, wenn Ihr deutsch sprecht? Einen Moment lang war ich wie erstarrt. Es ist, als ob plötzlich eine andere Person in der Kutsche wäre. Macht das nicht noch einmal.«
    »Ich werde es versuchen. Warum schlaft Ihr nicht ein bisschen?«
    Und schon fing sie an, wieder wegzudämmern. Hatte er ihr noch mehr Drogen verabreicht oder war das die Nachwirkung dessen, was sie schon im Körper hatte?
    »Ich erinnere mich an das, was wir miteinander getan haben. Und das war, da bin ich mir ziemlich sicher, nicht anständig.« Trotzdem ließ sie zu, dass er ihr mit den Fingern die Haare zurückstrich, eine Decke überlegte und es ihr auf dem Sitz gemütlich machte. »Wenn ich wach bin, werde ich mir überlegen, wie ich damit umgehe. Vielleicht werde ich wieder versuchen, Euch zu erwürgen. Obwohl Ihr den schönsten Körper habt, den man sich nur vorstellen kann. Wie ein großes Tier.«
    Adrian murmelte: »Welch abwechslungsreiche, interessante Nächte ihr zwei doch haben müsst.«
    »Halt den Mund«, brummte Grey.
    Als sie fast eingeschlafen war, zog Grey sie an seine Brust und hielt sie besitzergreifend im Arm. Ihr Körper war daran gewöhnt. Sie passten zueinander, als gäbe es eine Stelle an ihm, die speziell für sie geschaffen wäre.

14
    »Annique.« Grey schüttelte sie. »Wir stecken in Schwierigkeiten. Wacht auf.«
    Wie mit Krallen kämpfte sie sich durch zartes Schwarz und geriet in Alarmbereitschaft. Im selben Moment wurde sie von Angst gepackt. Etwas Schlimmes war passiert. Etwas sehr Schlimmes. Das konnte sie seiner Stimme entnehmen. Die Kutsche war sehr schnell unterwegs und hatte angefangen, in den Furchen zu schlingern.
    »Eine Gruppe von Männern verfolgt uns«, erklärte Grey. »Mindestens sieben oder acht. Der Abstand verringert sich zwar nicht, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns haben. Wir können ihnen nicht entrinnen.«
    Auf dem Sitz gegenüber beugte sich Adrian schweigend und schnell vor und zurück. »Ich bin fertig.« Etwas klickte. Der Verschluss einer Tasche, nahm sie an.
    »Sie sind in Zivil. Keine armeeübliche Reitweise. Sie verhalten sich nicht wie Zöllner. Es sind Leblancs Leute«, beobachtete Grey.
    »Er hat uns aufgespürt?« Sie rieb sich das Gesicht.
    »Reines Pech, würde ich sagen. Leblanc hat sein Netz entlang der Küste ausgeworfen, und wir sind reingegangen. Wir wussten, dass das passieren könnte.« Grey erzeugte kleine metallische Geräusche. Sie konnte Schießpulver riechen.
    Sie würden kämpfen. Dabei waren sie nur drei Männer gegen so viele.
    Zu beiden Seiten der Straße fingen Bäume das Echo der donnernden Hufe ab und dämpften es. Sie waren also mitten im Wald. Hier, auf dem engen Pfad, konnten die Reiter nicht gemeinsam gegen sie vorgehen. Einer oder zwei würden von hinten angreifen. Doyle, der draußen auf dem Kutschbock saß, würde gleich den ersten Schüssen zum Opfer fallen. Grey und Adrian könnten sich noch eine Zeit lang verteidigen, um danach zu sterben. Mit ihren dünnen Wänden bot eine Kutsche keinen Schutz vor Kugeln.
    Sie würde sich wie ein Hund auf dem

Weitere Kostenlose Bücher