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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Henri war kein Jagdhund, sie dagegen schnell wie der Blitz.
    Sie hielt ihr Messer bereit.
    Henri grinste. Plötzlich näherte sich jemand langsam und bedächtigen Schrittes. Es schnürte ihr den Magen zu. Das konnte doch nicht …
    Hinter Henri trat Leblanc aus dem Schatten.
    Die Panik überfiel sie wie eine eiskalte Welle. Leblanc, mit seinem Wurfmesser und seiner Niedertracht übelster Sorte. Leblanc, der es sich nicht leisten konnte, sie am Leben zu lassen. Ich weiß, was in Brügge passiert ist, aber ich darf kein einziges Wort sagen. Das wäre Vaubans Tod .
    Schon von Weitem sah Leblanc ihre Angst und lächelte. Doch weder zog er sein Messer noch warf er es, um sie damit umzubringen. Mit einer Geste schickte er Henri vor. Er war sich ihres Schweigens so sicher, dass er sie seinem Handlanger vorwerfen konnte wie einen Knochen einem Hund. Man würde ihr keinen schnellen Tod gönnen.
    Drei Männer, drei Messer. Da hatte sie nicht einmal den Hauch einer Chance.
    »Komm, Poulette «, lockte Henri und schlug dabei mit seinem Messer auf die flache Hand. »Komm, wir wollen nur mit dir reden. Nur reden.«
    Hier auf englischem Boden würde es kein Gespräch geben, keine unterirdische Zelle, keine Folter. Auch kein langsames Zermürben ihres Geistes und ihrer Seele. Hier, in England, war Leblanc der Eindringling. Sein Einfluss war gleich null. Hier würde Leblanc auf die Invasionspläne verzichten, sich mit ihrem Tod begnügen und damit, das zu vertuschen, was er in Brügge getan hatte.
    »Ich habe dir das Leben geschenkt, Henri Bréval.« Ihre Stimme zitterte von ganz alleine. Kein Vorwand war dafür nötig. »Denk daran. Zweimal habe ich dich verschont, obwohl ich auch anders gekonnt hätte.«
    »Hab Dank.« Er salutierte ironisch. Seiner Stimme konnte sie anhören, dass ihr kein langes Leben vergönnt war. Leblanc hatte Henri versprochen, dass er sie haben konnte, bevor sie ihr die Kehle durchschnitten. Henri sah sie schon hilflos strampelnd unter sich. In Gedanken hatte er ihr bereits die Kleider vom Leib gerissen.
    Sollen sich seine Gedanken ruhig um dieses hübsche Bild drehen. Dann wird er unachtsam . Sie riskierte einen Blick über die Schulter. Silberblick hielt das Messer so, als wollte er eine Tasse Tee reichen. Hatte ihn denn niemand gewarnt, dass sie wusste, wie man kämpfte? Er war der Schwächste der drei. Sie wich schlurfend vor Henri zurück auf Silberblick zu.«Du schreckst vor mir zurück?« Henri lächelte. »Das macht mich nur wütend.« Er hatte beschlossen, ein Spielchen daraus zu machen.
    »Ich flehe dich an. Je vous en prie . Henri, ich werde alles tun.« Sie gewann an Boden. Einen Schritt, zwei.
    »So schüchtern, Füchschen?« Er attackierte sie spielerisch mit dem Messer. Leblanc sollte ihn auffordern, es nicht zu übertreiben.
    »Hör mir doch erst mal zu. Lass mich bitte erklären – «
    Mitten im Wort wirbelte sie herum und stach auf Silberblick ein. Blitzschnell und präzise durchtrennte sie die Sehne an der Basis seines Daumens. Er kreischte los, und sein Messer flog in hohem Bogen rot glänzend in die Gosse. Er fiel auf die Knie und umklammerte schreiend seine Hand.
    Der Sieg war nur von kurzer Dauer und teuer erkauft. Henri griff sofort an, drängte sie Messer schwingend vom Ausgang der Gasse weg. Sie hatte keine Möglichkeit, an ihm vorbeizukommen oder gar wegzulaufen.
    Henri hatte die Spielchen satt.
    Ein schmaler Streifen Sonne fiel gnadenlos in die schmale Straße und wurde von der Klinge in Henris Hand reflektiert. Hinter ihr kniete Silberblick im Staub und flennte wie ein Mädchen. Das Messer eng an die Taille gedrückt, wich sie zurück und hielt dabei mit dem anderen Arm das Gleichgewicht. Bis zu ihrem Untergang blieben ihr nur noch Sekunden. Die würde sie, wenn möglich, nutzen, um Henri zum Krüppel zu machen.
    Also stürzte sie sich auf ihn. Er wich zurück. In dem Moment, als er auf dem falschen Fuß stand, warf sie das Messer in die linke Hand und stach es in Sekundenbruchteilen dahin, wo er es nicht erwartete. Seine Hand bot zwar nur eine kleine Zielfläche, aber sie traf. Der Schlitz sorgte für einen roten Streifen über den Knöcheln. Das Blut lief ihm über die Finger.
    Mit der Narbe wird er immer etwas haben, das ihn an mich erinnert. Sie trat zurück.
    »Salope!« Er schüttelte die Hand, und Blutspritzer verteilten sich auf dem Pflaster. Als er das Messer hob, war es in einen roten Griff gehüllt. Er hielt es auf Höhe ihres Herzens. »Ich werde dich peinigen und

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