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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Chaos. Achtet nicht zu sehr auf das, was sich mein dummer Körper wünscht.«
    »In Ordnung.«
    Sie machte eine kleine Pause, bevor sie weiterredete. »Ich habe noch nie zuvor einen Mann begehrt. Keinen einzigen. Und jetzt sehne ich mich auch noch nach zweien, welch unsittliche Einstellung. Ich habe nicht gewusst, dass ich so ein Mensch bin.«
    »Seid Ihr ja nicht.« Seine knappen Antworten klangen trocken und unsentimental. »Ihr habt nichts getan, also seid Ihr auch nicht ›so ein Mensch‹. Vergesst es.«
    Nur ein Schmuggler würde die Dinge so einfach sehen. »Eine interessante Auffassung und sehr wahrscheinlich auch irgendwie wahr. Ihr müsst mich alleine weitergehen lassen, Robert. Wenn ich die London Bridge überquere, habt Ihr die Aufgabe erledigt, die Euer Gewissen Euch abverlangt hat. Ich glaube nicht, dass ich es noch weiter ertragen kann.«
    »Ich werde Euch nicht anrühren. Außerdem bin ich groß genug, um Euch abzuwehren, solltet Ihr Euch vergessen.«
    Sie lachte nicht, da es ihn nur ermutigen würde. »Vielleicht – wenn ich lange genug leben sollte, hundert Jahre oder so – verstehe ich eines Tages diese Sache zwischen Mann und Frau. Ich weiß aber jetzt schon, dass es bei uns nicht mehr nur ums Berühren geht, um Ja oder Nein. Darüber sind wir schon hinaus. Morgen werden wir dem ein Ende setzen. Ich denke, für Euch ist es auch nicht gut.«
    »›Hin und wieder sind Männer gestorben und von den Würmern aufgefressen worden … ‹«
    »Aber nicht aus Liebe. Ich bin mir dessen nicht mehr so sicher wie noch vor ein oder zwei Wochen, als mein Leben noch weitaus unkomplizierter war. Vermutlich stirbt man nicht. Aber man wird vielleicht dabei verrückt.«
    »Ich lasse es darauf ankommen.« Er zog sein Würstchen vom Stock und steckte es ordentlich in ein Stück Brot. Zwar lachte er sie nicht direkt aus, aber da lag so ein amüsierter Ausdruck in seinem Blick. »Ich sorge dafür, dass Ihr heil und gesund in London ankommt. Jetzt sind wir schon so weit zusammen gekommen, was spielt da ein weiterer Tag schon für eine Rolle?«
    Aus seinem Munde klang es vernünftig. Wusste er eigentlich, wie leicht er sie von allem überzeugen konnte?
    »In Momenten wie diesen fehlt mir meine Mutter.« Außerdem fiel es ihr leicht, ihm einfachste Wahrheiten anzuvertrauen. Ein Zeichen dafür, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen musste. »Es ist jetzt sechs … nein, fünf Wochen her, dass sie starb. Ich denke noch oft ›Das muss ich ihr erzählen‹ oder ›Das muss ich sie fragen‹, und dann fällt mir ein, dass ich sie nie wieder sehe. Maman wusste alles, was man über Männer wissen musste. Sie war sehr klug. Bestimmt hätte sie mir gesagt, ich sollte auf keinen Fall in Eurer Nähe bleiben, nicht mal für eine Stunde.«
    »Ich werde Euch nicht wehtun, Annique.«
    Jetzt musste sie lachen, obwohl sie den Mund noch voll Wurst hatte. »Das hat er immer zu mir gesagt. Beinahe wortwörtlich. Der Mann in Frankreich, der mich nicht gerade freundlich behandelt hat und den ich auf gewisse Weise liebte – er hat das gesagt. Ihr seid ein bisschen so wie er, wusstet Ihr das?«
    Die Flammen brachten seine Augen zum Glänzen. »Tatsächlich?«
    »Na ja, Eure Körper ähneln sich. Wenigstens ein bisschen. Ich würde behaupten, dass er sogar noch ein Stück größer ist als Ihr, und unheimlich stark. Das seid Ihr natürlich auch. Aber vom Wesen her unterscheidet Ihr Euch von ihm. Er hatte weiß Gott kein sanftes Naturell, nicht die Spur, so wie es ein Mann in seiner Position eben auch nicht haben sollte. Außerdem ist er älter als Ihr.«
    »Älter?« Robert starrte sie fasziniert an.
    »In seinem Beruf ist er ein ziemlich hohes Tier. Ich würde ihn auf acht bis zehn Jahre älter als Euch schätzen. Außerdem geht er mit großer Entschlossenheit vor, was bei Euch nur ein bisschen der Fall ist, überdies ist er dabei nicht so nett. Und er riecht nicht nach Fisch. Das liegt wohl an Eurem Pullover, der wirklich schön und meisterhaft gestrickt ist, aber mal gewaschen werden müsste … «
    Die Kugel zischte wie ein Insekt an ihrem Haar vorbei. Dann krachte es in ihren Ohren.

21
    Sie warf sich instinktiv zu Boden und kroch davon. Es gab keine Bäume, keinen Busch, hinter dem sie sich hätte verstecken können. Das Feld war flach und bot nicht den geringsten Schutz. Nichts als die Dunkelheit, um sich zu verbergen. Sie hörte, wie sich Robert aus dem Schein des Feuers wegrollte.
    Ein Mann erhob sich aus der Schwärze und Stille des

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