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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Feldes und zeichnete sich gegen die Sterne ab. Der erste Schuss hatte nicht getroffen. Er steckte die Waffe in den Gürtel, tauschte sie gegen eine zweite aus und hob sie mit der rechten Hand. Sie robbte hastig rückwärts. Wie mit Speeren wurde ihre Haut von den Stoppeln des Feldes aufgerissen. Ihr Messer befand sich unter dem Hemd. Sie kam nicht dran.
    Die Pistolentrommel folgte ihr. Er legte langsam und gezielt an.
    Keine Chance zu entkommen. Sie rollte sich mühsam zur Seite, da ihr der viele Stoff des Rockes im Weg war. Zu langsam, sie war viel zu langsam. Für jeden gibt es ein letztes Mal, wenn er zu langsam ist. Schließlich hielt sie ihr Messer in der Hand. Holte aus, wählte den Zielpunkt und warf.
    Ein Schuss zerriss die Nacht. Licht blitzte auf. Sie holte tief Luft, konnte aber nicht feststellen, wo sie getroffen worden war. Vielleicht war es tatsächlich so, wie man immer sagte, nämlich dass es nicht wehtat zu sterben.
    Nein. Sie war so ein Dummkopf. Der Mann hatte sie ein zweites Mal verfehlt. Sofern er kein wandelndes Arsenal darstellte, stand er in diesem Moment ohne Waffe da. Ihre Hände waren klüger als sie selbst. Schon gruben sie eifrig nach einem Stein und wurden fündig. Sie sprang mit wurfbereitem Arm vom Boden auf und blickte angestrengt in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.
    Der dunkle Umriss sackte in sich zusammen. Er stürzte so plump zu Boden wie etwas, dessen Geist schon entwichen war. Sie war sich ziemlich sicher, ihn tot vorzufinden, wenn sie nachsehen ging.
    Robert rannte mit einer Pistole in der Hand an ihr vorbei. Bis zu dieser Minute hatte sie gar nicht gewusst, dass er eine bei sich hatte. Er lief, beinahe wie strömendes Wasser und vollkommen lautlos, zu der Stelle, wo der Mann lag. Dort beugte er sich vor, riss den Kopf des Mannes an den Haaren hoch und ließ ihn schlaff zurückfallen.
    Er richtete sich auf und schaute sie an. »Seid Ihr verletzt?«
    »Die Kugel hat mich nicht mal berührt. Ist er tot?«
    »Ziemlich.« Er wischte sich die Hand am Boden ab und ging dann zurück, um einen der Stöcke vom Feuer zu holen. Er bewegte ihn hin und her, bis er hell aufflammte. Er ging wieder zu der Leiche und hielt ihn über das puppenartige Etwas auf dem Stoppelfeld. Dann hockte er sich hin und steckte den Stock in die Erde, um Licht zu haben.
    »Ihr müsst Euch das nicht ansehen«, sagte er.
    Dennoch kam sie näher. »Die Männer, die Leblanc mit meiner Ermordung beauftragt hat … Einige von denen kenne ich seit meiner Kindheit. Ich muss also nachsehen.« Der Tote war klein und dunkel, um die dreißig, und direkt in die Stirn getroffen worden. Das war kein reiner Glückstreffer.
    »Kennt Ihr ihn?«, fragte er ruhig.
    »Er ist mir völlig fremd.« Sie wandte den Blick ab.
    Dieser Mann gehörte nicht mehr zum Weltgeschehen. Er würde nie wieder irgendetwas tun, weder im Guten noch im Bösen. Ein unumstößliches und trauriges Ende all dessen, was er vielleicht einmal gewesen war. Sie sollte sich nicht so viele Gedanken machen. Nach einer Schlacht hatte sie viele Männer tot am Boden liegen sehen, die allesamt mehr wert waren als dieser Frauenmörder. Dennoch hatte sie sich nie an den Tod gewöhnen können. Niemals.
    Robert saß auf den Knien und untersuchte die Stelle, an der ihr Messer aus dem Leichnam ragte. »Ihr habt etwa eine Handbreit danebengetroffen. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt … « Er hielt kurz inne, dann ließ er den Atem zischend durch die Zähne entweichen. »Ihr habt nicht danebengetroffen. Das ist haargenau die Stelle, an der Ihr Leblanc verletzt habt.«
    »Am Ansatz des Deltamuskels. Das setzt einen Arm außer Gefecht.«
    »Annique«, ermahnte er sie mit seltsam fester Stimme. »Wenn jemand eine Waffe auf Euch richtet, dann zielt Ihr auf seine Kehle. Nicht seinen Arm, seine Fingerknöchel oder seine verdammten Fußnägel. Nur seine Kehle. Habt Ihr das verstanden?«
    »Aber natürlich.« Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihm zu streiten. Stattdessen blickte sie in die Nacht und sah nicht dabei zu, als er ihr Messer herauszog und es am Hemd des Toten abwischte. Zurück gab er es ihr aber nicht, was wohl auf einer feinfühligen Überlegung seinerseits beruhte.
    Er murmelte etwas, während er die Taschen des Toten ausleerte. »Nichts. Gar nichts. Bindfaden, Tabakbeutel, Hausschlüssel.« Man konnte fast annehmen, dass er jeden Tag Menschen tötete, so routiniert und gelassen, wie er diesen hier durchsuchte. Sicherlich waren Schmuggler

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