Job Future - Future Jobs

traditionelle »Kunst« inzwischen gewandelt hat und in einen »ästhetisch-intellektuellen« Sektor eingeflossen ist. Das höchst erfolgreiche kalifornische Unternehmen IDEO führte vor, dass eine Gruppe von Leuten, die als Produktdesigner gestartet sind, über die Jahre zu Designern und Schöpfern von Erfahrungen und Organisationspraktiken werden kann. Innovation und Kreativität bei der Schöpfung von Marken und beim Aufbau einer Reputation werden immer wichtiger. Wie viele weitere Tom Fords werden 2025 Maßstäbe für guten Geschmack und Außendarstellung setzen?
    Was wird die kreative Klasse tun? Der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx listet über 100 kreative Berufe auf, darunter »Architekten, Animateure, … Comiczeichner, Choreografen, … Designer, DJs, Dokumentarfilmer, Event-Agenten, Entertainer, … Fitnesstrainer, Fotografen, Forscher, … Grafikdesigner, … Kabarettisten, … Lektoren, … Märchenerzähler, … Medientrainer, … Maler, Musiker, Musen, … Prediger, Praxisphilosophen, … Rapper, … Starköche, Stuntmänner, Schönheitschirurgen und Webdesigner«. 24 Natürlich werden einige dieser Kreativberufe verblassen und die Konturen verwandter Berufe annehmen, während andere im Kommen sind und wir erwarten können, dass sie in den nächsten Jahrzehnten wachsen.
    Wie wird der Alltag dieser Kreativen aussehen? Man könnte sich vorstellen, dass sie auf einer einsamen Insel in einer warmen Meeresregion sitzen und sich in stiller Beschaulichkeit dem Schöpfungsprozess hingeben. Tatsächlich ist diese Vorstellung denkbar weit von der Realität entfernt und wird es wohl auch bleiben. Angehörige der kreativen Klasse wollen eine möglichst große Nähe zu Gleichgesinnten. Sie scharen sich in bestimmten Regionen auf der ganzen Welt in großer Anzahl zu Clustern zusammen, die bis 2025 aller Wahrscheinlichkeit nach eine noch größere Rolle spielen werden. Kreativcluster entstehen überall auf der Welt und ziehen Menschen an, die voneinander lernen und miteinander Geschäfte tätigen wollen. 25 Energie und Antrieb ziehen diese Cluster aus dem eigenen »Inneren« der Ideen und Kreativität, die freigesetzt werden, wenn Menschen mit verwandten, aber unterschiedlichen Fähigkeiten und Kenntnissen aufeinanderprallen. Sie werden zu »Hotspots« der Innovation und Gestaltungskraft, wie ich es genannt habe. 26 Chenh-Gong, dessen Alltag wir in den Szenarien der Gestalteten Zukunft erkundet haben, arbeitet als einer dieser Kreativen in einem Innovationscluster in Schanghai. Wie viele in seinem Umfeld blüht er in einem Mix aus Know-how und Ideen auf und schafft Werte aus der gewaltigen Vielfalt, die er um sich herum erlebt.
    Ein letzter Gedanke zum Eintritt in die kreative Klasse: Matthias Horx trifft eine interessante (wenn auch nicht voll fundierte) Aussage zu deren wirtschaftlichem Potenzial. Ihm zufolge wird sich die Einkommensverteilung innerhalb dieser Klasse so stark polarisieren, wie es schon jetzt unter den Tennisspielern, Models, Designern, Regisseuren, Werbefachleuten und Opernsängern der Fall ist. Nach seiner Prognose wird sich der Wohlstand ungefähr so verteilen: 80 Prozent müssen mit relativ wenig über die Runden kommen, sind deswegen aber nicht unbedingt unglücklich. 18 Prozent verdienen gut, und weitere zwei Prozent werden den Jackpot knacken: Sie sind als Hochbegabte in der Lage, durch Vermarktung ihrer persönlichen Marke gewaltige Werte zu schaffen. Nach Horx’ Sicht verteilen die akademischen Berufe – Anwälte, Physiker, Architekten, Professoren – über ihre Verbände (zum Beispiel durch eine Festlegung von Mindesthonoraren) die Ressourcen innerhalb ihrer »Zunft«. Auch wenn es in diesen Berufen Superstars gibt, so müssen die sich den Aufstieg hart erarbeiten. Dagegen gibt es in der aufstrebenden Kreativindustrie keine zünftigen Verteilungsmechanismen, sodass wahrscheinlich – wie jetzt schon bei den Tennisspielern und Models – eher das Prinzip »alles für den Sieger« gelten wird. Diejenigen, die in die kreative Klasse eintreten wollen, sollten dies bedenken. 27
Kompetenzbereich Coaching und Betreuung
    In einer immer virtueller werdenden Welt werden manche Aufgaben immer wichtiger: anderen bei der Lebensbewältigung zu helfen, überarbeitete Beschäftigte psychisch aufzubauen oder den Herausforderungen der wachsenden Zersplitterung der Zeit zu begegnen. Die Fähigkeiten von Coaching und Betreuung gewinnen so in den nächsten beiden Jahrzehnten zunehmend an