Job Future - Future Jobs
Kompetenzen Sie entwickeln.
Nach meiner Einschätzung werden Wissen, Kreativität und Innovation die künftige Basis sein, auf der viele entscheiden, wovon sie in Zukunft leben wollen. Und diese Entscheidung hängt von unseren instinktiven Haltungen und Einstellungen gegenüber Arbeit ab. Wenn wir unsere Tätigkeit hassen oder sie als unbedeutend oder sinnlos empfinden, können wir unmöglich kreativ sein. Wir können andere nicht betreuen oder für sie sorgen, wenn uns diese Art Arbeit langweilt oder eintönig erscheint. Wir können einen Arbeitsalltag natürlich trotzdem anständig hinter uns bringen, investieren dann aber nicht jene zusätzliche Energie, die in jede Arbeit, die man liebt, automatisch mit einfließt.
Sein Fach meisterhaft beherrschen
Ihre Zukunft dreht sich darum, ein Fachkönnen zu erwerben und zu erhalten. Dieses besteht aus einer Mischung aus gründlichen Kenntnissen und Fähigkeiten in einer Vielfalt einzelner Kompetenzbereiche. Ich erinnere an meinen 16-jährigen Sohn, der einen passablen Aufsatz zur Vogelgrippe auf Universitätsniveau verfasst hat – in wenigen Stunden anhand von Wikipedia und einer eingehenden Beschäftigung mit verschiedenen Artikeln aus medizinischen Fachzeitschriften. Mir geht es hier darum, klarzumachen, dass diese oberflächlichen Fähigkeiten nicht den gleichen Wert besitzen wie gründliche, spezialisierte Kenntnisse. Denn überall auf der Welt haben viele zu den gleichen Informationen Zugang und können oberflächliche Kenntnisse erwerben.
In gewissem Sinn bedeutet dies eine Rückbesinnung auf das Konzept vom erlernten handwerklichen Können, das während der industriellen Revolution unterging. Wer sich auf einem Gebiet ein meisterhaftes Können aneignet, kann gelegentlich auch die Trennlinie zwischen Arbeit und Spiel überwinden. Wie ein Handwerker zu denken, wird in Zukunft wichtiger werden: Und wer innovativ und kreativ sein will, muss sich auch wie ein Kind dem Spielen hingeben können.
Denken wie ein Handwerker
Wenn ich an die Zukunft und den Grad an erforderlicher Spezialisierung denke, ziehe ich unwillkürlich den Vergleich zum mittelalterlichen Handwerker und dessen Erzeugnissen, die wir zum Teil heute noch bewundern. Durch die Mechanisierung der Arbeit während der industriellen Revolution ging ein großer Teil des traditionsreichen handwerklichen Könnens verloren: Die Handwerker wanderten in die Städte ab, arbeiteten in stark unterteilten Produktionsabläufen und wurden stärker austauschbar.
Die Handwerker des Mittelalters hatten ihre Fertigkeiten über Jahre hinweg immer stärker verfeinert. Wie sie lernten, lehrten und sich in Zünften organisierten, ist beispielhaft für einen Berufsstand und wirft interessante Fragen zur Zukunft Ihrer Arbeit auf.
Um ein Handwerk wie die Glasbläserei, die Töpferei oder die Vergoldung eines Stuhls zu erlernen, absolvierte der angehende Handwerker Lehrjahre, in denen er eine Tätigkeit immer und immer wiederholte. Mit ständigen Wiederholungen, aber an neuen Gegenständen entwickelte er sein Können weiter. Der Soziologe Richard Sennett 32 nannte diesen Zirkel »den Vorzug der wiederholten Praxis«. Durch wiederholtes Tun geht uns ein Können oder Wissen in Fleisch und Blut über. Wie Sennett bemerkte, erwerben Handwerker ihre gründlichen Fertigkeiten dadurch, dass sie andere beobachten und durch ständig neue Praxis ein »stilles« – unausgesprochenes und unkodifiziertes – Wissen tief in sich verankern. Dies wirft natürlich wichtige Fragen zur Zukunft auf, wenn unsere Zeit – wie an Jills Beispiel illustriert – immer stärker zersplittert und wir kaum noch Gelegenheit finden, uns nachhaltig auf eine Sache zu konzentrieren und andere zu beobachten. Dabei ist beides für ein gründliches Erlernen und die Entwicklung von Fähigkeiten entscheidend.
Die mittelalterlichen Handwerker lernten durch wiederholtes Tun und achteten zudem darauf, wo sie ihr Handwerk ausübten. Sie arbeiteten charakteristischerweise in Werkstätten nahe beieinander und wohnten in unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes. Tatsächlich schliefen und aßen sie oft direkt an der Arbeitsstätte, oft sogar mit den Kindern, sodass Arbeit und Familienleben unmittelbar ineinander übergingen. In gewissem Sinn nimmt dies die Arbeit der Zukunft vorweg, die dank technischer Fortschritte und wegen der Notwendigkeit zur Verringerung des CO 2 -Ausstoßes vermehrt im häuslichen Bereich stattfinden wird.
Die damaligen Werkstätten waren mehr als
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