Job Future - Future Jobs
das, was Ihnen Spaß macht
Hier liegt mein Dilemma. Ausgangspunkt dieser Erkundungsfahrt in die Zukunft der Arbeit war ein Gespräch mit meinen Söhnen beim Frühstück. Christian wollte Journalist werden, Dominic Medizin studieren. Im Rückblick auf die vorangegangene Erörterung kann man wohl mit Recht sagen: »Medizin ist gut. Ausgezeichnet, Dominic!« – »Journalismus ist schlecht, eine schlechte Wahl, Christian!« Ist Ihnen aufgefallen, dass reiner Journalismus unter den Spitzensektoren für 2025 nicht auftauchte? Das hat einen einfachen Grund: Die Anzahl der weltweit gelesenen gedruckten Zeitungen ist drastisch gesunken. Online-Inhalte sind in der großen Mehrheit gratis verfügbar, auch wenn dies wahrscheinlich nicht so bleiben wird. Zudem konkurrieren Blogger mit Millionen anderer, die ebenfalls irgendwie kritzeln können.
Was also sage ich meinem Sohn Christian, wenn sein Herz am Journalismus hängt? Natürlich sage ich nichts. Er ist von seiner Entscheidung so überzeugt, dass ihm meine Meinung dazu wenig nützt. Ebenso klar ist, dass es weitaus wichtiger ist, einen Beruf zu wählen, den man liebt, als Wünsche von Eltern zu erfüllen. Man denke nur an all die Anwälte, Buchhalter und Bankkaufleute im Bekanntenkreis, denen man in die Berufswahl hineingeredet hat und die ihre Entscheidung bereuen. Hier aber liegt die Einschränkung: Klugerweise setzt man für die Zukunft auf das, was man liebt, tut es aber mit Weitblick. So wird Christian beispielsweise erkennen müssen, dass er es in diesem Beruf kaum zu Wohlstand bringen wird und er unglaublich hart arbeiten muss, um in der Kakofonie des Internets seiner Stimme Gehör zu verschaffen. Zudem wird er sicher irgendwann in einen ähnlichen Bereich überwechseln und sich im Verlauf seines Arbeitslebens in einem ganz anderen Bereich komplett neu aufstellen müssen.
Die Wende in die Zukunft schaffen heißt vor allem, Entscheidungen, Kompromisse und deren Konsequenzen verstehen. Man kann zwar die fünf Faktoren der Zukunft analysieren und Prognosen aufstellen, welche Laufbahnen und Fachkenntnisse am zukunftsträchtigsten sein werden. Aber auch wenn es sinnvoll ist, fundiert Annahmen zur Zukunft zu treffen (wie ich es getan habe), so bleiben sie immer nur Annahmen. Da sich die Zukunft nicht mit großer Zuverlässigkeit vorhersagen lässt, ist man klug beraten, wenn man auf das setzt, was man liebt und was einen begeistert. Und noch mehr: Wenn Sie wirklich bis ins 70. Lebensjahr arbeiten wollen, suchen Sie sich eine Arbeit, die Ihnen wirklich Spaß macht. Aber wir werden noch sehen: Wenn Ihre Entscheidung gefallen ist, können Sie es sich nicht mehr leisten, zu dilettieren oder sich als Generalist zu verzetteln. Sie müssen vielmehr meisterhafte Beherrschung entwickeln.
Woher wissen Sie, was Ihnen Spaß macht? Ich glaube, dass man eine Arbeit vor allem dann liebt, wenn sie einem sinnvoll erscheint und man sie fachlich gut beherrscht. Wie soll man eine Arbeit lieben, die unsinnig erscheint oder bei der man das Gefühl hat, sie nie richtig gut erledigen zu können. Sinn ist eine sehr persönliche Wahrnehmung. So begeistert sich mein Sohn Christian deswegen für den Journalismus, weil er ihn für eine höchst wichtige Aufgabe hält. Andere mögen ihn ebenfalls für eine sinnvolle Tätigkeit halten, können sich für ihn aber nicht erwärmen, weil sie nicht glauben, die entsprechenden fachlichen Fähigkeiten erwerben zu können. Christian liebt den Journalismus, weil er Sinn in ihm sieht und er für seine Ergebnisse beim Schreiben und Recherchieren ausreichend positives Feedback bekommen hat. Ihm ist vollauf bewusst, dass seine Wahl schiefgehen könnte, aber hier kommen mögliche Wechsel und Weiterentwicklungen ins Spiel!
Auf das zu setzen, was einen begeistert, spielt in der künftigen Arbeitswelt eine wichtige Rolle. Wer für sich eine Tätigkeit findet, die er liebt, wird wahrscheinlich länger bei ihr bleiben und sie als sinnvoll erleben. Das wird immer wichtiger werden: Denn wie ich im Zusammenhang mit der dritten Neuorientierung vorhersage, werden wir einen Wandel weg vom Konsum und hin zu fruchtbaren Erfahrungen erleben. Bei dieser künftigen Wende rücken Spaßerlebnisse, Zeit mit anderen, Herausforderungen und die Arbeit am Sinn stärker in den Mittelpunkt. Wenn schöpferische Erfahrungen und Sinnstiftung Vergütung und Konsum als Hauptantrieb für Arbeit ablösen sollen, müssen Sie sich genau überlegen, welche Arbeitsstellen Sie annehmen und welche
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