Job Future - Future Jobs
diese ihre Qualifikationen und Spezialisierungen nachweisen konnten.
Auch wenn Zünfte auf das Mittelalter zurückgehen, so steht doch zu erwarten, dass ähnliche berufsständische Körperschaften auch in Zukunft Konjunktur haben werden, da sich mehr oder weniger spezialisierte Fachkräfte mit ähnlichem Können zu virtuellen Gemeinschaften zusammenschließen werden. Entstehen werden so berufsspezifische Verbände (ähnlich denen für Ärzte und Anwälte), Arbeitsmakler, die Anbieter und Auftraggeber von Dienstleistungen zusammenbringen (so oDesk und Elance), sowie regionale Interessenvertretungen für Dienstleister und Unternehmen.
Diese »Zünfte« werden die Rolle der traditionellen Personalabteilungen – man denke an die von Mars – insofern ersetzen, als sie Instrumente schaffen, mit denen Erwerbstätige über die Abwicklung ihrer aufeinanderfolgenden Projekte für verschiedene Unternehmen sich so etwas wie eine Laufbahn aufbauen können. Derlei Verbände werden sich darauf spezialisieren, Zulassungsstandards zu entwickeln, Stellen industrieweit auszuschreiben und Vergütungsrichtlinien zu erstellen. Einige Berufe wie Buchhalter und Anwälte haben solche generalisierten Zulassungssysteme über Jahrzehnte hinweg bereits entwickelt. Für andere wie Software-Entwickler und Projektmanager beginnen sich unternehmensübergreifende Standards herauszubilden.
Viele der alten Standesvertretungen verwenden inzwischen die neuen Technologien. Als virtuelle Gemeinschaften unterstützen sie Mitglieder immer stärker dabei, Aufträge an Land zu ziehen, neue Informationen oder Geschäftsverbindungen aufzuspüren, ihr Geschäft in einer breiteren Öffentlichkeit zielgenauer zu vermarkten oder geschäftliche Entscheidungen rechtsgültig zu machen. So entstanden beispielsweise Sermo für US-Ärzte, Lawlink für US-Anwälte, NewDocs für Zahnärzte und H-Net für Sozialwissenschaftler als virtuelle Zusammenschlüsse ihrer Mitglieder.
Sermo ist eine der größten Online-Communitys für Ärzte in den USA. 49 Hier arbeiten praktizierende US-Ärzte, die 68 Spezialgebiete in allen 50 Bundesstaaten abdecken, in schwierigen Fällen zusammen. Sie tauschen Erfahrungen mit Arzneien, Medizingeräten und klinischen Behandlungsmethoden aus. Verbreitet werden so neue Erkenntnisse, die Leben retten können, aber über konventionelle medizinische Quellen noch nicht verfügbar sind. Über dieses Forum erhalten Ärzte in Echtzeit Unterstützung in einem ganzen Spektrum von Fragen, das von der Patientenversorgung bis zur Praxisführung reicht.
Was die Reputation angeht, so bewerten die Ärzte bei Sermo ihre Kollegen nach der Qualität ihrer Beiträge und Antworten auf eingereichte Fragen. Besonders gut bewertete Mitglieder sind entsprechend häufige Adressaten von Anfragen und Bitten um Rat. Hinter dem Netzwerk steht die Philosophie, dass ein Arzt allein nicht über so viel Kompetenz verfügen kann wie ein kooperierender Verbund an Medizinern. Sermo operiert zudem als ein Forschungsmedium, das auf kollektive Beobachtung setzt. Durch deren raschen Austausch können Ärzte die Patientenversorgung verbessern. Zu seiner Finanzierung verkauft Sermo Einblicke in die ärztlichen Kommentare an außenstehende Kunden, die sich so über aktuelle Vorgänge im Klinikwesen und über medizinische Trends auf dem Laufenden halten können.
Der Beitritt geschieht im Schnellverfahren, bei dem der Status als zugelassener praktizierender Arzt überprüft wird. Nach der Registrierung erhalten neue Mitglieder ein Pseudonym ihrer Wahl. Da nur das Pseudonym und das Spezialgebiet eines Auskunft gebenden Arztes einsehbar sind, funktioniert Sermo als eine anerkannte, aber anonyme Community. Eigene Technik überprüft in Echtzeit die Referenzen der Ärzte und sorgt so für ein vertrauensvolles Umfeld der Zusammenarbeit, bei dessen Funktionieren Aspekte der Theorie der sozialen Netzwerke, der Spieltheorie, der Prognosemärkte und der Informations-Arbitrage einfließen.
Während Sermo hauptsächlich als informations- und wissensbasiertes Netzwerk zur Diskussion von Problemen fungiert, setzt das Anwaltsnetzwerk Lawlink mit seinen 6000 Mitgliedern einen etwas anderen Schwerpunkt. In ihm können Anwälte ihr persönliches Profil in ein Netzwerk stellen und so öffentlich machen. 50 Anwälte können untereinander kommunizieren – durch Rechtsforen und juristische Gruppen über Twitter. Sie können die wichtigsten Nachrichten aus dem Bereich Recht bewerten und Foren zu Themen
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