Job Future - Future Jobs

ihrer Wahl moderieren. Ebenso können sie Einblick in rechtlich relevante Dokumente geben und zu anderen Fragen stellen. Und sie können nach Rubriken geordnete Werbeanzeigen aufgeben oder andere durchsehen. Und jede Woche erscheinen über 100 neue Verzeichnisse mit Stellen für Anwälte.
    Da die Unternehmen Mitarbeiter immer häufiger auf der Basis von kurzzeitiger Projektmitarbeit einstellen und einen immer größeren Anteil ihrer Wertschöpfung aus Subunternehmern und wirtschaftlichen Ökosystemen ziehen, können wir erwarten, dass Methoden zum Aufbau und zur Stärkung einer Reputation immer wichtiger werden. Beschäftigte wie Amon und Jill, die in flexiblen Netzwerken mit organisatorischen Aufgaben arbeiten, erhalten mit ihrem Eintritt in eine solche Zunft eine Einbindung in stabile Gemeinschaften, während sie von Projekt zu Projekt springen. 51
Karriere als Glockenspiel, Kurven und Mosaike
    Berufliche Werdegänge werden immer seltener in traditionellen Bahnen, als eine Kurve nach oben oder als eine Glockenkurve verlaufen, bei der man am Ende seiner Erwerbsbiografie »herunterschaltet«. Vielmehr vollziehen sie sich in einer ganzen Serie glockenförmiger Kurven – sogenannten »Glockenspielkurven«, in denen Energien und gebündelte Ressourcen anwachsen, stagnieren und wieder weiterwachsen.
    Dies ist eine direkte Folge der Faktoren Demografie und Langlebigkeit, die unser Arbeitsleben zusehends prägen werden. Über die Hälfte der nach 2000 geborenen Kinder wird voraussichtlich länger als ein Jahrhundert leben. 52 Neben dieser guten Nachricht lautet die schlechte, dass sich nur wenige von uns darauf verlassen können, dass ihre Rente für den gewünschten Lebensstandard ausreicht, wenn sie mit 65 Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die Rechnung ist einfach: Als das Rentensystem in den 1880er-Jahren in der entwickelten Welt eingeführt wurde, lag die allgemeine Lebenserwartung unter 50 Jahren. Stellen wir uns vor, dass die im Jahr 2000 Geborenen bis zu ihrem 65. Lebensjahr arbeiten, aber über die Hälfte von ihnen weit über 100 Jahre alt wird. Diese würden dann 35 Jahre lang Rente beziehen, was ungefähr 30 Prozent ihres gesamten Lebens ausmachen würde. Ökonomisch wäre dies schlicht unhaltbar.
    Problematisch ist hier nicht nur die wirtschaftliche Seite: In der Realität ertragen viele den Gedanken nicht, 30 oder 40 Jahre ein Rentnerdasein in Untätigkeit zu verbringen. Viele wollen weiterarbeiten und bis in ihre 70er einen fruchtbaren Beitrag für die Gesellschaft leisten. Stellte sich das Erwerbsleben einst als ein Sprint dar, so ist aus ihm inzwischen ein Marathon geworden. Wie bereiten Sie sich auf diese Veränderung vor?
    Vollzeitarbeit funktionierte in den 1980er- und 1990er-Jahren noch ungefähr so: Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer trat in seinen 20ern in ein Unternehmen ein und arbeitete sich bis Mitte 30 mühselig in die mittlere Führungsebene nach oben. Wenn er erfolgreich war, stiegen sein Einkommen und Einfluss weiter, bis er in den 50ern auf dem Gipfel seiner Erwerbs- und Schaffenskraft angelangt war. Mit Anfang 60 war dann alles mit dem Renteneintritt vorbei. In dieser traditionellen »Karrierekurve« steigen die für die Arbeit benötigten Ressourcen und Energien ab den 20ern immer weiter an, bis die Erwerbsbiografie an ihr jähes Ende gelangt: auf dem Höhepunkt von Macht und Ansehen. Diese traditionelle Kurve ist für die Zukunft keine Option. Was aber tritt an ihre Stelle? Eine zweite Kurve könnte die Gestalt einer Karriere haben, bei der »heruntergeschaltet« wird. Sie ähnelt eher einer Glocke, wenn die Karriereressourcen, die Energie und der Wert zwischen 20 und 50 aufgebaut werden und in einen Prozess der Verlangsamung eintreten, bis man in seinen 70ern oder 80ern endgültig aus dem Berufsleben ausscheidet. Eine dritte Option sind die Glockenspielkurven, wie Tammy Erickson sie nennt. 53
    Stellen wir uns den Verlauf einer solchen Glockenspielkurve vor. Sie besuchen bis Anfang 20 ein College und treten für eine Zeit lang in ein großes Unternehmen ein, vielleicht bis Sie 30 Jahre alt sind. In dieser Zeit erwerben Sie auf einem Gebiet gründliche Sachkenntnis und meisterhafte Beherrschung. Mit 30 Jahren nehmen Sie ein Sabbatjahr, um zu reisen oder in einem Projekt für Freiwillige mitzuarbeiten. Mit 31 arbeiten Sie in einem Projekt für verschiedene Unternehmen, um Ihren Erfahrungsschatz auf eine breitere Basis zu stellen. Nach Ihrer Rückkehr wollen Sie einen Tempowechsel