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Job Future - Future Jobs

Job Future - Future Jobs

Titel: Job Future - Future Jobs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Gratton
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Geselligkeit, Unterhaltung und die Pflege von Freundschaften förderte. Deshalb ist es für die Zukunft der Arbeit so wichtig, sich einen Wohnort zu suchen, der Raum für Geselligkeit bietet.
    Wie also können wir in einer künftigen Arbeitswelt, die immer lockerere Bindungen und eine immer stärkere Zersplitterung kennzeichnen, diese regenerierenden Beziehungen pflegen? Meiner Ansicht nach werden unsere Entscheidungen, wie wir arbeiten, eine wichtige Rolle dabei spielen, ob wir Freundschaften pflegen können oder ob ein zersplitterter und isolierender Alltag den Erhalt von Freundschaften unmöglich macht.
    Arbeit fördert innige Freundschaften, wenn sie einem ein Leben in einer regenerativen Umgebung ermöglicht, die – wie es für Cicero das alte Rom tat – das natürliche Entstehen von Freundschaften fördert. Arbeit darf nicht jeden Augenblick voll vereinnahmen, sondern muss genügend Freiräume und Ruhe für die Gespräche lassen, aus denen Freundschaften erwachsen. Und schließlich müssen die Motivationen und Erwartungen an Arbeit so ausgewogen sein, dass Geld und Macht nicht im Mittelpunkt stehen. Das folgende Zitat Ciceros könnte in Zukunft noch größere Bedeutung erlangen als es bereits in der Vergangenheit hatte. Cicero denkt über ein Gespräch mit seinem Freund Scipio nach:
    Indessen – ich komme nämlich immer wieder auf Scipio zurück, auf den meine ganzen Ausführungen über die Freundschaft zurückgehen – Scipio klagte wiederholt darüber, dass es die Menschen mit allen möglichen anderen Dingen genauer nähmen: jeder wisse genau, wie viele Ziegen und Schafe er habe; die Zahl der Freunde aber könne er nicht benennen. Bei der Anschaffung der erwähnten Tiere gäben die Leute acht, bei der Wahl ihrer Freunde aber passten sie nicht auf […].« 16
    Was im Alten Rom galt, wird in Zukunft noch mehr gelten, ein verblüffender Schluss, der sich aus Ciceros Reflexionen ziehen lässt: Freundschaften brauchen Zeit und Pflege, wenn man ihre Freuden genießen will. Wichtig ist, dass man sein Arbeitsleben so ausbalanciert gestaltet, dass zur Pflege von Freundschaften ausreichend Zeit und Freiräume bleiben. Scipio warnt davor, materiellen Gütern größeres Gewicht beizumessen.
    Wir treten in eine paradoxe Zukunft, in eine Welt ein, die immer stärker vernetzt und globalisiert ist, dabei aber auch immer stärker zersplittert und Menschen in die Isolation drängt. Wege zu finden, dieses Paradox zu umgehen, spielt eine entscheidende Rolle, wenn man ein Arbeitsleben mit Sinn und Wert gestalten will. In der Vergangenheit entwickelten sich unsere Beziehungen und Netzwerke quasi von selbst. Aber wie vieles in der Zukunft wird dies so nicht mehr funktionieren. Neue Gewohnheiten und Einstellungen sind gefragt: Wir müssen in Gruppen investieren, die Ideen und Erkenntnisse bereithalten, bereit sein, auf andere, die anders sind, zuzugehen, und wie Cicero Zeit und Mühe darauf verwenden, Freundschaften zu schließen und zu pflegen, um uns so ein regeneratives Umfeld zu schaffen.
    Wer sich Freiräume schafft, um Freundschaften zu pflegen, erschließt sich viel Kraft für die Zukunft. Und wir sind gut beraten, wenn wir Scipios dringenden Rat beherzigen und persönliche Weiterentwicklung, Sinn und Freundschaft über den Erwerb materieller Güter stellen.
    Darum geht es bei der letzten Neuorientierung, von der jetzt die Rede ist.

10 DIE DRITTE NEUORIENTIERUNG: VOM UNERSÄTTLICHEN KONSUMENTEN ZUM BEGEISTERTEN PRODUZENTEN
    Diese Neuorientierung mit Blick auf seine Vorstellungen, Fähigkeiten und Gewohnheiten ist am schwierigsten zu bewältigen. Es geht um eine Wende hin zu einem Arbeitsleben, das Sinn, Begeisterung und positive fruchtbare Erfahrungen verkörpert, und um eine Abkehr von einem Arbeitsleben, in dem in althergebrachter Manier Geld und Konsum die wichtigste Triebfeder sind. Diese besonders schwierige Neuorientierung erfordert ein eingehendes Verständnis dafür, welche Wahlmöglichkeiten man hat, eine intelligente Sicht, welche Konsequenzen diese haben, und den Mut, aktiv Entscheidungen zu treffen. Ohne diese dritte Neuorientierung werden Sie aber kaum das künftige Arbeitsleben gestalten können, das Sie sich wünschen und verdienen.
    Diese ist deshalb entscheidend, weil wir mit Blick auf die Industrialisierung der Arbeit an einem historischen Wendepunkt stehen. Wir haben erlebt, dass sich die »traditionellen« – wie man sie nennen könnte – Berufslaufbahnen und Arbeitsformen allmählich aufgelöst

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