Job Future - Future Jobs
Geld vergüten können? Für mich sind die wichtigen Erfahrungen die von Führung, Verantwortung und Entscheidung. Sie tragen dazu bei, dass ich mich am Arbeitsplatz wohlfühle. Und in der Rückschau wäre ich zu so manchen materiellen Opfern bereit gewesen, wenn ich diese Chancen schon früher hätte nutzen können.
Bei der dritten Neuorientierung geht es um Klarheit, Entscheidungen, Konsequenzen und Kompromisse. Die Mitarbeiterin drückte hier die Kompromisse aus, zu denen sie bereit war. Die Dilemmas und Wahlmöglichkeiten, mit denen die Teilnehmer des Forschungsverbundes zur Zukunft der Arbeit konfrontiert sind, teilen offenbar Millionen Menschen rund um die Welt. Dabei sind sie keineswegs neu. Sie rücken nur wegen der Faktoren, die auf unsere Zukunft einwirken, immer stärker ins Blickfeld.
Sie wurden mir bereits vor einigen Jahren drastisch vor Augen geführt, als ich an einer Konferenz teilnahm, die für die Seniorgesellschafter eines großen Fachbetriebs veranstaltet wurde. In der Personalabteilung waren Besorgnisse wegen der hohen Arbeitsbelastung von vielen dieser Gesellschafter laut geworden. Manche waren praktisch Workaholics, und viele litten an stressbedingten Erkrankungen. Deswegen hatte das Team in der Personalabteilung vor einigen Monaten eine Filmcrew engagiert, um Interviews mit den Kindern der Seniorgesellschafter zu machen. Das Team fragte sie, wie es denn ihrem Papa gehe (tatsächlich waren es mehrheitlich Männer).
Und die aufgezeichneten Interviews wurden nun im Konferenzraum gezeigt, in dem sich über 100 Gesellschafter drängten. In den fünf Minuten, die der Film höchsten dauerte, herrschte eine emotionsgeladene Atmosphäre. Man kann sich vorstellen, was die Kinder über ihre Väter sagten. Auf treffende und eindringliche Weise beschrieben sie diese Männer, die sie so selten zu Gesicht bekamen. In den fünf Minuten wurde die Gruppe der 100 mit den unmittelbaren Konsequenzen ihrer Entscheidungen geballt konfrontiert: von der, am Wochenende zu arbeiten, spät nach Hause zu kommen oder sonntagabends schon wieder zu gehen. Ich glaube, die Vorführung ließ niemanden ungerührt. Auch mir hat sie sich so sehr ins Gedächtnis gebrannt, dass ich mich noch 15 Jahre später bewegt an sie erinnere.
Natürlich müssen nicht nur berufstätige Väter harte Entscheidungen treffen und unerwartete Konsequenzen tragen. Vor ein paar Jahren befragten mein Forschungsteam und ich Führungskräfte in ganz Europa zu ihrer Arbeit und ihrem Leben. Wie wir herausfanden, waren fast 100 Prozent der Männer Väter, während von den Frauen nur knapp 60 Prozent Mütter waren, von denen die meisten dann auch nur ein Kind hatten. Bei Interviews mit diesen Frauen – die meisten waren Mitte 40 und darüber – zeigte sich, dass viele der Kinderlosen eigentlich Kinder hatten haben wollen und dass manche unter ihrer Situation sogar litten. 1
Bei ausführlicheren Gesprächen stellten wir fest, dass sich die wenigsten bewusst gegen Kinder entschieden hatten. In der Rückschau stellten sie fest, dass ihnen die Tragweite ihrer Entscheidungen vielfach nicht bewusst gewesen war oder dass sie die Konsequenzen und notwendigen Kompromisse nicht richtig kalkuliert hatten.
Dies ist typisch für viele Entscheidungen darüber, welche Rolle Arbeit in unserem Leben spielen soll. Deren Konsequenzen stellen sich erst allmählich heraus oder kommen unerwartet. Viele der weiblichen Führungskräfte, die auf ein Leben ohne Kinder zurückblickten, sahen dies als eine Folge von Entscheidungen, deren Konsequenzen sich erst allmählich und unerwartet herauskristallisierten, so Probleme, einen Partner zu finden, Kinder mit ihm zu planen oder einfach der gewaltige Arbeitsdruck.
Der traditionelle Deal um die Arbeit
Warum taten wir uns so schwer, zu entscheiden, wie wir arbeiten wollen? Und auf welcher Grundlage sollen wir uns hier neu orientieren? Bei dieser dritten Neuorientierung geht es um eine Abkehr vom alten Deal um Arbeit hin zu einem neuen »zukunftsorientierten«. Das traditionelle Konzept Arbeit sah für viele ungefähr so aus:
Ich arbeite, damit ich Geld bekomme, damit ich mir etwas leisten kann, und das macht mich glücklich.
Im Zentrum dieses althergebrachten Konzepts steht das Streben nach einem hohen Einkommen und nach Konsum. Und tatsächlich haben viele in der entwickelten Welt in den letzten beiden Jahrzehnten immer schneller Geld ausgegeben und immer unersättlicher konsumiert.
In der Rückschau wird immer deutlicher, in
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