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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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habe ich mir natürlich Gedanken über Dr. Wonts
Projekt gemacht.«
    »Wär’ der erste Sommer, in dem nicht
irgendwer ein oder zwei Piraten sichtet.« Falls Vincent sich über sie lustig
machte, zeigte er es nicht. »Und wo is’ der Kerl hin? Is’ er den Pier
hochgekommen?«
    »Nein«, sagte Emma. »Ich glaube, er ist
rückwärts ins Wasser geglitten. Erst war er da, und dann war er plötzlich weg.«
    »Ham Sie sich darüber nich’ gewundert?«
    »Eigentlich nicht. Wie ich bereits
erwähnte, war ich der Meinung, dass Dr. Wont für sein Projekt probte. Wenn ich
ehrlich sein soll, war ich weniger verwundert als verärgert, dass er Sie nicht
mal um Erlaubnis gefragt hatte und einfach weitermachte. Was wieder einmal
zeigt, wie töricht es ist, voreilige Schlüsse zu ziehen. Könnte es vielleicht
einer der Angestellten gewesen sein, der ein kleines Tauchpäuschen eingelegt
hat?«
    »Unmöglich. Hier macht keiner Pause,
ohne mich vorher zu fragen. Außerdem kann keiner von ihnen tauchen. Ham Sie
irgendwo in der Nähe ‘n Boot gesehen?«
    »Nein, nichts dergleichen, aber Sie
wissen ja, dass meine Fenster alle nach vorne hinausgehen. Meinen Sie, wir
sollten uns nach einem Eindringling umsehen? Falls Sie sich selbst darum
kümmern möchten, könnte ich Sie hier bei den Getränken vertreten.«
    »Nich’ nötig. Ich schick’ einen der
Jungs.«
    »Wo sind die anderen eigentlich? Ich
habe bisher nur Sandy getroffen. Ein reizendes Mädchen, übrigens. Wie alt ist
sie?«
    Vincent gab sich Mühe, seinen Stolz
über das Lob zu verbergen. »Im Februar dreizehn geworden. Sie is’ meine
Jüngste.«
    »Dann sind Sie ein beneidenswerter
Vater. Lebt Sandy hier auf der Insel?«
    »Momentan ja. Zusammen mit ihrer
Freundin Bernice. Meine Frau ist weg zu ‘ner Ausgrabung, und die beiden großen
Jungs sind den größten Teil des Tages mit ihrem Onkel beim Hummerfangen. Neil
ist fünfzehneinhalb und arbeitet auch hier. Ich wollte nich’, dass sie den
ganzen Sommer allein rumhängen. Dachte mir, es tut ihnen sicher gut, wenn sie
hier was zu tun haben und ich ‘n Auge auf sie werfen kann.«
    »Sehr vernünftig. Nach was gräbt Ihre
Frau denn?« Emma hätte beinahe »Nach Piratenschätzen?« hinzugefügt, verkniff
sich die Frage jedoch.
    »Mayastädte. Sie is’ Dozentin für
Archäologie am College. Wird nich’ gut bezahlt, aber macht ihr Spaß. Wir haben
noch ‘n paar Minuten Zeit, falls Sie den Rest der Crew kennen lernen wollen.
Sie essen grade in der Küche.«
    »Ich möchte den Koch auf keinen Fall
inkommodieren.«
    Vincent schien es herzlich egal zu
sein, ob sein Koch inkommodiert wurde oder nicht. Er führte Emma durch das
Esszimmer, wo der Tisch bereits mit elegantem Silberbesteck und Wedgewood
Porzellan mit maritimem Muster gedeckt war. Durch eine Schwingtüre gelangten
sie ins Servierzimmer und von dort in die geräumige Küche.
    Am Herd stand ein kräftiger,
rothaariger Mann, der nicht nur die übliche weiße Baumwollhose mit passender
Jacke trug, sondern auch eine Kochmütze, die er so zurechtgerückt hatte, dass
die Spitze keck über seinem rechten Ohr hing. Er war damit beschäftigt, etwas
in einem Topf umzurühren. Hummercremesuppe, sagte Emmas Nase. Dann hatte sie
also mit ihrer Vermutung, was das Abendessen betraf, richtig gelegen.
    In einer anderen Ecke des Raumes stand
ein blank gescheuerter Tisch aus Kiefernholz. Dort saßen Sandy und ihre
Freundin Bernice, ein rothaariger Teenager, bei dem es sich wahrscheinlich um
Neil handelte, ein gut aussehender junger Mann um die zwanzig, und ein älterer
Mann mit einem buschigen schwarzen Bart, der dem von Dr. Wont ähnelte. Sie aßen
Fischsuppe aus dickwandigen weißen Schalen, erhoben sich jedoch sofort, als
Emma den Raum betrat, allen voran Sandy.
    »Oh! Mrs. Kelling! Sie sehen ja aus wie
eine gute Fee! Findest du nicht auch, dass sie einfach toll aussieht, Bern?«
    »Jetzt reicht’s aber, Sandy.« Vincent
wirkte verstimmt, auch wenn er sich bemühte, es sich nicht anmerken zu lassen,
schien sich jedoch nicht über seine Tochter zu ärgern. »Würde es Ihnen was
ausmachen, mir zu sagen, wer Sie sind und was Sie hier machen, Mister?«
    Der Bärtige schüttelte den Kopf. »Weiß
ich selbst nicht.«
    »Er kann sich nicht mehr an seinen
Namen erinnern, Dad«, rief Neil. »Er kann sich an gar nichts erinnern.«
    »Ach ja? Wie is’ er denn hergekommen?«
    »Ich hab’ ihn gefunden, Vince«,
erklärte der ältere Junge. »Auf den Felsen drüben am Piney Point. Er hatte

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