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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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konnte,
wurde sie von einem schrillen Schrei unterbrochen. Lisbet Quainley stand an der
Tür zur Speisekammer, zeigte auf die Gruppe schwarz gekleideter Menschen, das
weiße Handtuch auf der Anrichte und die nassen, glänzenden Strasssteine.
    »Das ist ja richtig unheimlich! Genau
wie Alding prophezeit hat! Schwarz und weiß, ein Toter im Wasser und glänzende
Steine, die im Wasser treiben. Bloß...« Lisbet begann so heftig zu lachen, dass
sie sich einen Stuhl nehmen und hinsetzen musste. »Bloß dass sie damit nicht
Pocapuks Schatz gemeint hat. Dein Pech, Ev.«
    »Ich verstehe nicht, was daran so
lustig sein soll, Liz«, erwiderte Wont kühl. »Ich hatte gehofft, wir hätten
eine gute Spur. Jetzt müssen wir nochmal ganz von vorn anfangen. Und Alding ist
zu nichts zu gebrauchen. Warum muss sie sich ausgerechnet im wichtigsten Moment
eine Lebensmittelvergiftung einfangen?« Er starrte Bubbles an, als halte er den
Koch für den Schuldigen.
    Doch da kam er bei Bubbles schlecht an.
»Fie hat keine Lebenfmittelvergiftung, fie ift krank.«
    »Und woher wollen Sie das wissen? Sie
sind schließlich kein Arzt, oder?«
    »Nein, aber ftaatlich anerkannter
Krankenpfleger.«
    »Stimmt«, sagte Vincent. Er rubbelte
Neil mit einem Küchenhandtuch ab und schien Wonts Frustration heimlich zu
genießen. »Bubbles arbeitet auf einer geriatrischen Männerstation. Er kommt
jeden Sommer her, um ein bisschen Abwechslung zu haben.«
    »Ich krieg Depreffionen davon«, teilte
Bubbles Emma mit. »Ich arbeite in einem Krankenhauf, und alle meine Patienten
fterben. Aber irgendwer muff fich doch um fie kümmern.«
    »Sie sind sicher ein unerschrockener
und fürsorglicher Mensch«, sagte Emma. »Wie geht es Mrs. Fath? Sind Sie seit
dem Frühstück noch einmal bei ihr gewesen?«
    »Ich habe ihr um halb fwölf ‘nen Teller
Fuppe gebracht. Fie hat ein paar Mal dran genippt, dann ift fie wieder
eingeflafen. Daf wird ihr gut tun. Fie braucht vor allem viel Ruhe. In ein paar
Tagen ift fie wieder in Ordnung.«
    »So lange kann ich nicht warten«,
blaffte Wont. »Können Sie ihr nicht ein paar Pillen oder sowas geben?«
    »Ich tu allef, waf nötig ift«,
erwiderte Bubbles mit ruhiger Würde. »Miffif Kelling, wann follen wir das
Mittageffen ferneren?«
    »In etwa zwanzig Minuten, wenn Ihnen
das passt«, schlug Emma vor. »Ich nehme an, wir wollen uns erst alle ein wenig
frisch machen und dann einen kleinen Sherry trinken, um uns wieder
aufzuwärmen.«
    »Klingt gut«, sagte Black John Sendick.
    Die Männer konnten die Badezimmer unten
im Haus benutzen, und Lisbet Quainley mochte tun, was ihr beliebte. Emma ging
hoch in ihr Zimmer, um sich einen Moment auszuruhen. Der Raum war blitzblank
und aufgeräumt, und Sandy ließ Bernice gerade einen kleinen Blick auf Emmas
Garderobe werfen.
    »Oh je! Jetzt haben Sie mich doch glatt
auf frischer Tat ertappt.« Sandy errötete noch heftiger als Bernice. »Tut mir
ja so Leid, Mrs. Kelling. Aber Ihre Sachen sind einfach so wunderschön. Und sie
riechen so toll.«
    »Schon gut. Am besten, ihr lauft jetzt
rasch nach unten. Bubbles braucht jemanden, der das Mittagessen serviert. Ihr
habt mein Zimmer ja wunderbar aufgeräumt«, fügte sie aus Mitleid hinzu, auch
wenn die beiden Rangen es eigentlich nicht verdienten. »Oh, ihr könntet den
restlichen Schmuck noch hochbringen. Er liegt in der Küche. Neil war draußen
und hat die Sachen aus dem Meer gefischt, was gleichzeitig sehr mutig und sehr
leichtsinnig von ihm war. Bitte erinnert ihn daran, dass Kinder weit wertvoller
sind als Diamanten, selbst wenn die Diamanten echt sein sollten. Und jetzt
beeilt euch.«
    Die Mädchen stürzten davon. Emma
brachte ihr Gesicht in Ordnung, rückte ihre Perücke zurecht und schlüpfte in
ein Paar weichsohlige braune Lederschuhe. Nach kurzem Überlegen tauschte sie
Rock und Bluse gegen ihr Lieblingshauskleid aus weichem mausgrauen Stoff aus
und wählte dazu eine Kette, die sie immer an die Plättchen eines Flohspiels
erinnerte. Die braunen, beigefarbenen und grauen Plättchen wechselten sich mit
bunten Glasklümpchen ab, die aussahen, als habe man sie aus den Hälsen leerer
Bierflaschen geschnitten.
    Dazu gehörten große graubeige Ohrringe,
die ihr fast bis auf die Schultern reichten. Emma kam sich beinahe vor wie eine
Abbildung im National Geographie. Graf Radunov würde sich wahrscheinlich
über die Dinger köstlich amüsieren.
    Im Grunde war es ihr egal, ob sie ihm
gefielen oder nicht, sie bereitete sich lediglich auf einen langen

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