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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Gefährdete sie das Leben
anderer Menschen, weil sie das Collier weiterhin versteckt hielt? Wäre es
klüger, den Diamantschmuck auf der Stelle nach unten zu bringen, auf den Tisch
zu werfen und zu sagen: »Schauen Sie mal, was ich gefunden habe. Gehört das
vielleicht einem von Ihnen?«
    Nein, es war bestimmt nicht klüger,
sondern feige, dumm und zudem auch noch gefährlich. Emma griff nach einem Buch
mit Kreuzworträtseln, das sie für Regentage mitgebracht hatte, ging damit
zurück zur Chaiselongue und begann entschlossen, Losungsworte einzutragen. Nach
einer Weile schlief sie gegen ihren Willen doch ein.
    Sie wachte mit einem steifen Nacken auf
und fühlte sich träge und verstimmt. Im Zimmer war es inzwischen dunkel, aber
der Sturm draußen heulte und wütete immer noch. Meine Güte, wie spät war es
denn schon? Zehn vor sechs, sie sollte sich also schleunigst nach unten
begeben. Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, tat ihr Möglichstes mit
Puder und Lippenstift, und eilte nach unten, um die charmante Gastgeberin zu
spielen.
    Radunov war wieder da und sah bedeutend
frischer aus als sie. Da er inzwischen mitbekommen hatte, dass niemand Abendkleidung
trug, hatte er sich für seine graue Hose und die Tweedjacke entschieden. Die
übrigen Gäste hatten sich anscheinend nicht vom Fleck gerührt. Auf dem
Kartentisch lagen immer noch Schreibblocks, Spielkarten und die Poker-Chips,
die wegzuräumen niemand sich die Mühe gemacht hatte. Der Kamin sah aus wie ein
Schlachtfeld, überall Rinde und Asche, die von ungeschickten Versuchen
potenzieller Feuermacher zeugten. Das ganze Zimmer vermittelte einen Eindruck
von Unordnung, den Emma ebenso schlimm fand wie die sterile Sauberkeit, die der
Raum sonst ausstrahlte. Warum hatte Vincent die Mädchen nicht aufräumen lassen?
Warum hatte er keine Drinks serviert? Wo in aller Welt war er überhaupt?
    Natürlich draußen, um Brennholz zu
holen, weil die Damen und Herren Künstler den Inhalt der Holzkiste komplett
aufgebraucht hatten und zu faul gewesen waren, Nachschub zu holen. Als Emma
noch wutschnaubend dastand, kam Vincent auch schon mit einem Segeltuchsack voll
trockener Scheite, kehrte die Feuerstelle aus und fachte ein neues Feuer an.
Sandy stürzte mit einem Tablett mit gefüllten Pilzen herein, stellte sie ans
Feuer, damit sie warm blieben, und kümmerte sich um den Kartentisch. Vincent
öffnete den Barschrank und begann, die Gläser aufzustellen. Bernice flitzte mit
einem Kübel Eis und einer Platte Garnierungen zur Bar, rannte wieder hinaus und
sauste mit einer Käseplatte und einem Korb mit Crackern wieder zurück ins
Zimmer. Sandy beförderte den letzten Poker-Chip in den Ständer, schüttelte das
letzte Sofakissen auf, griff nach dem Tablett mit den Pilzen und begann, die
Gäste zu bedienen, während die Kuckucksuhr an der Wand, wohl ein weiteres
Gastgeschenk, verkündete, was die Stunde geschlagen hatte.
    Alles lief wieder wie geschmiert. Emma
nahm einen der Pilze, die Sandy herumreichte, und biss hinein. Köstlich, wie zu
erwarten. Sie schluckte den Bissen herunter und hatte dabei das Gefühl,
irgendwie manipuliert zu werden. Sie schaltete den Fernseher an, vielleicht
berichtete ja ein Sender über den Sturm, fand aber nur einen Werbespot für
Abflussreiniger. Sie ging zu Vincent, um ihn um Scotch und Wasser zu bitten,
stellte dabei fest, dass er ihr bereits einen Gin Tonic gemacht hatte, und nahm
das Glas dankend in Empfang. Sie wollte auf keinen Fall seine Gefühle
verletzen, auch wenn ihr Gin für eine stürmische Nacht wie diese nicht gerade
das ideale Getränk zu sein schien.
    Alles in allem war es ein langweiliger
Abend. Niemand, nicht einmal Graf Radunov, wusste etwas Interessantes oder
Unterhaltsames zu sagen. Alle hatten die Nase gestrichen voll von einander,
waren es satt, eingesperrt zu sein. Wahrscheinlich hatten sie den Anblick des
Toten im Stall noch nicht verdaut, auch wenn bisher keiner darüber gesprochen
hatte, jedenfalls nicht in Emmas Beisein.
    Alle schienen erleichtert, als das
Ritual des Kaffeetrinkens endlich vorüber war und jeder seiner eigenen Wege
gehen konnte. Vincent bestand darauf, die Gäste mit einer Batterielaterne zu
ihren jeweiligen Unterkünften zu bringen. Emma beschloss, ebenfalls mitzugehen
und Alding Fath einen Gutenachtbesuch abzustatten, auch wenn der Hausmeister
ihr versicherte, dass Bubbles bereits mit einem leicht verdaulichen, aber
nahrhaften Abendessen dort gewesen sei.
    Sie fand die Kranke wach, jedoch

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