Jodeln und Juwelen
Brooks, der gleichzeitig ein Experte für Ornithologie war und
daher den Auftrag nicht hatte ablehnen können.
Sarah teilte das Doppelbett mit Max und
spendete ihm so viel Trost wie unter den ungewöhnlichen Umständen möglich,
während sie sich daran zu gewöhnen versuchte, neben einem Gatten zu schlafen,
der zum größten Teil in Gazeverbänden und Gips verschwand. Mit seinem freien
unverletzten Arm griff Max nach dem Telefonhörer.
»Max«, sagte eine vertraut klingende
Stimme, die eigentümlich aufgeregt klang, »bist du das?«
» Oui, c’est moi, je t’Emma.« Max, der ein leidenschaftlicher Opernfan
war, wenn man ihm die Möglichkeit dazu gab, hatte am Nachmittag gerade Faust
gehört. »Was ist denn passiert? Ich dachte, du wärst ans Meer geflohen?«
»Ich bin auf Pocapuk und stecke bis zum
Hals in Schwierigkeiten. Ist Sarah da?«
»Genau neben mir. Eine Sekunde. Ich
schalte den Zimmerlautsprecher an, dann können wir dich beide hören. Okay, du
kannst loslegen. Wie sehen deine Schwierigkeiten aus?«
»Eigentlich sind es keine
Schwierigkeiten, es ist ein ausgewachsenes Dilemma. Und mach dich bitte nicht
über mich lustig, ich bin dazu nicht in der richtigen Stimmung. Du kannst dir
nicht vorstellen, was mir alles passiert ist. Zuerst hat man mich unter Drogen
gesetzt und mir auf der Fähre die Tasche mit meinem Feenschmuck gestohlen. Als
ich sie wiederfand, stellte ich fest, dass in der Zwischenzeit etwas
dazugekommen war, über das ich nicht zu sprechen wage. Als ich gestern Nacht
schlief, hat man mich wieder bestohlen, was wahrscheinlich bedeutet, dass man
mich erneut unter Drogen gesetzt hat, auch wenn mir dies erst gerade in diesem
Moment bewusst wird. Den Dieb hat man heute Morgen aus dem Meer gezogen, wobei
nicht klar ist, ob das Ganze wirklich ein Unfall war. Vincent, der Hausmeister,
hat ihn draußen im Stall aufgebahrt und wartet darauf, dass der Sturm endlich
abflaut, damit sein Bruder Lowell kommt und die Leiche mitnimmt und seinem
Bruder Franklin übergibt, der dann die Autopsie vornehmen wird. Vincent weiß
bereits, wie Franklins Bericht aussehen wird, obwohl ich nicht weiß, ob er es
Franklin schon mitgeteilt hat. Und die Hellseherin fühlt sich unwohl.«
»Moment mal, Emma. Den letzten Satz
habe ich nicht ganz verstanden. Würdest du ihn bitte ein wenig erläutern?«
Emma erläuterte. Sie holte weit aus,
begann mit dem Taxifahrer und arbeitete sich über die Sommergäste bis zu
Vincent und seiner ein wenig beängstigenden Organisation des Anwesens und
Herrenhauses der Sabines vor. »Um es auf den Punkt zu bringen: Ich habe ein Problem
und weiß nicht, wie ich es lösen soll. Ich habe gehofft, ihr beide hättet
vielleicht ein paar hilfreiche Vorschläge.«
»Mein Vorschlag ist, dass du die ganze
Meute zusammentreibst und dahin zurückschickst, wo sie hergekommen ist, und
unser Haus in Ireson’s Landing hütest, bis deine Jodler wieder weg sind«, sagte
Sarah. »Aber wahrscheinlich wirst du das Angebot nicht annehmen.«
»Eine wundervolle Idee, Liebes. Aber es
geht leider nicht, schließlich habe ich Adelaide Sabine versprochen sie zu
vertreten. Der Ärmsten geht es im Moment gar nicht gut. Ach Gott, ich sehne
mich wahrscheinlich nur danach, dass jemand meine Hand hält und mich tröstet.
Aber du kannst Max und Davy ja auch nicht einfach allein lassen.«
»Nein, das kann ich wirklich nicht. Und
Brooks steckt bis zum Hals in Arbeit, Onkel Fred ist mit Martha auf einer
Kreuzfahrt. Zusammen mit einer Gruppe querschnittgelähmter Kinder aus der
Schule, die er unterstützt. Cousin Dolph hat genug mit seinen Senioren zu tun,
und Onkel Jem ist ein absolut hoffnungsloser Fall, wie wir alle wissen. Aber
mir wird schon noch etwas einfallen. Erzähl uns mehr über Alding Fath, Tante
Emma. Sie gefällt mir.«
»Mir auch. Ich weiß zwar, dass sie eine
Schwindlerin sein muss, aber ihre Vorstellungen sind absolut überzeugend. Ich weiß
wirklich nicht, wie sie es macht. Aber das ist ja wahrscheinlich der Zweck der
Übung, nicht? Es mag absurd klingen, aber für mich ist Mrs. Fath die
Sympathischste in der Gruppe, und ich bedaure sehr, dass es ihr nicht gut geht,
egal, was sie nun hat. Ich dachte zuerst, sie würde nur nach einer
Entschuldigung suchen, weil sie nicht in der Lage ist, den lächerlichen
Piratenschatz in ihrer Kristallkugel oder in was auch immer zu orten. Aber
inzwischen glaube ich, dass mit ihr wirklich etwas nicht stimmt. Es klingt
vielleicht bizarr, aber es scheint ganz so, als
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