Jodeln und Juwelen
ganze
schreckliche Geschichte wenigstens ein Gutes.«
»Es gibt da allerdings einen Flaken«,
erklärte Max. »Du bekommst das Geld erst, wenn du außerdem Hinweise lieferst,
die zur Festnahme und Überführung der Person führen, die das Collier gestohlen
und Lady Cantilever so übel beschädigt hat.«
»Höchstwahrscheinlich war es Jimmy
Sorpende«, protestierte Theonia. »Aber einen Toten kann man ja wohl kaum
überführen. Reicht es denn nicht, wenn wir beweisen können, dass er der
Schuldige war?«
»Wahrscheinlich ja, wenn ihr
gleichzeitig auch Beweismaterial erbringen könnt, aus dem hervorgeht, mit wem
er zusammengearbeitet hat.«
»Das können wir bestimmt, auch wenn ich
nicht glaube, dass Ted Sharpless uns dabei eine große Hilfe sein wird. Emma hat
ihn sich heute Abend nach dem Abendessen noch einmal vorgeknöpft, nachdem wir
herausgefunden hatten, dass Jimmy eindeutig angegriffen worden war, bevor man
ihn die Klippe hinabstürzte. Der Junge weicht keinen Deut von seiner
ursprünglichen Version ab. Fragt sich nur, ob er dabei bleibt, wenn die Polizisten
ihn in die Mangel nehmen. Ich hoffe nur, sie kommen bald. Was machen übrigens
meine Filme? Hat Tweeters sie schon entwickelt?«
Sarah antwortete. »Ja, er hat sie
gerade aus Brooks Dunkelkammer geholt und uns gebracht. Du hast wirklich
hervorragende Arbeit geleistet, Theonia. Ich lege die Bilder jetzt so hin, dass
Max sie gut sehen kann. Kennst du irgendeine dieser Personen, Liebling?«
»Radunov natürlich«, sagte Max. »Der
Mann bleibt immer gleich.«
»Stimmt irgendetwas nicht mit Graf
Radunov, Max?« Emma hoffte, dass sie nicht allzu interessiert klang. »Er ist
wirklich äußerst charmant. Es wäre mir höchst unangenehm, von einem Mörder
hofiert zu werden.«
Zu ihrer Erleichterung hörte sie Max
leise lachen. »Ich kann es zwar noch nicht mit Sicherheit sagen, Emma, aber die
Wahrscheinlichkeit, dass Radunov Jimmy Sorpende von der Klippe gestoßen hat,
erscheint mir nicht sehr groß. Radunov mag sehr vielseitig sein, aber er ist
niemals grob.«
»Das ist zwar nicht die Antwort, die
ich gern hören würde, Max, aber ich denke, sie muss genügen. Um wieder auf die
Fotos zurückzukommen, erkennst du sonst jemanden?«
»Ich erkenne Wont.«
Als Max noch im Krankenhaus lag, hatte
Jeremy Kelling ihn besucht und ihm die übelsten Lügen aus Wonts Buch
vorgelesen, für die Jem höchstpersönlich verantwortlich war. Das Foto des
Autors auf dem Buchumschlag war zwar weitaus schmeichelhafter als das in
Theonias Sammlung, doch der hochnäsige Gesichtsausdruck war unverkennbar.
Nachdem Max das Collier von Tweeters
erhalten hatte, hatte er Sarah gebeten, Jem auf einen Drink einzuladen, obwohl
Jem sicher auch ohne diese Aussicht gern gekommen wäre. Als sie ihn fragten, ob
er sich Everard Wont als möglichen Komplizen vorstellen könne, hatte Jem
kundgetan, dass Wont seiner Meinung nach weder genug Intelligenz noch Mumm
besitze, um auch nur einem schlummernden Kleinkind den Lutscher zu entwenden.
Er hatte noch hinzugefügt, dass Wont
viel zu sehr damit beschäftigt sei, über sein eigenes Ego zu stolpern, um
irgendetwas zu tun, das ihn nicht automatisch in den Mittelpunkt des Geschehens
rückte. Falls es Wont tatsächlich gelingen sollte, einen erfolgreichen
Juwelenraub zu bewerkstelligen, würde er sich wahrscheinlich selbst alles
vermasseln, indem er ein Buch darüber schrieb oder versuchte, die Kosten des Fluchtwagens
steuerlich abzusetzen.
Vielleicht hatte Wont genau das vor,
man konnte schließlich nie wissen. Das musste selbst Emma zugeben, wenn sie
daran dachte, wie bequem seine Schatzsuche von feindlichen Piratengeistern
vereitelt worden war.
Sarah hatte als Einzige etwas wirklich
Neues hinzuzufügen, auch wenn es nicht sehr viel war. Sie erkannte Lisbet
Quainley, obwohl ihr der Name nichts sagte.
»Sie hat vor einiger Zeit in einer der
Kunstgalerien in der Newsbury Street gearbeitet. Ich weiß nicht mehr genau,
welche, aber ich könnte das Foto mitnehmen und mich erkundigen. Was hältst du
davon, Theonia?«
»Es kann nicht schaden. Aber wirklich
nur, wenn du die Zeit aufbringen kannst. Vielleicht kannst du herausfinden, ob
Miss Quainley tatsächlich Künstlerin ist oder nur irgendwo als Kunststudentin
eingeschrieben ist. Obwohl sie mir dafür etwas zu alt scheint. Ich schätze sie
auf etwa dreißig bis fünfunddreißig. Wahrscheinlich wirkt sie älter, weil sie
so mager ist«, fügte Theonia eine Spur selbstgefällig hinzu.
Sarah musste
Weitere Kostenlose Bücher