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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ernsthaft vorhaben, ihm einen Mord anzuhängen. Bei der Anhörung konnte Kurtz, was auch immer man ihm vorwerfen würde, eine Kaution stellen und war dann bis zur Anklageerhebung auf freiem Fuß.
    »Was grinst du so, Scheißkerl?«, fragte der Polizist, der sich vergeblich abmühte, den großen Klumpen blutiger Küchentücher loszuwerden, ohne mit dem Blut in Berührung zu kommen.
    Kurtz schaltete wieder auf seinen normalen Gesichtsausdruck um. Der Gedanke an eine Kaution amüsierte ihn. Alles, was er auf der Welt besaß, befand sich in seiner Brieftasche – inzwischen etwas weniger als 20 Dollar. Arlene war auch chronisch knapp bei Kasse. Nein, er musste das hier aussitzen – zuerst in den Arrestzellen im Gerichtsgebäude und dann unten im Bezirksgefängnis von Erie County –, bis irgendwann jemandem im Büro des Bezirksstaatsanwaltes auffiel, dass es hier gar keinen Fall gab und Hathaway nur viel Lärm um nichts veranstaltet hatte.
    Na ja, dachte Kurtz, mit Rumsitzen und Warten kannte er sich mittlerweile bestens aus.

KAPITEL 13
    Hast du das kapiert, Kumpel?«, fragte Malcolm Kibunte Doo-Rag nun schon zum vierten Mal. »Er wird irgendwann morgen im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt, dann wird man ihn entweder direkt oder einen Tag später in den normalen Vollzug verlegen.«
    »Hab ich kapiert«, sagte Doo-Rag und nickte fast unmerklich. Sein starrer Blick unter den schweren Lidern flatterte ein wenig, aber seine Aufmerksamkeitsspanne reichte für Malcolms Zwecke gerade noch aus.
    »Gut«, sagte Malcolm und klopfte dem Gangmitglied auf den Rücken.
    »Was ich aber echt nicht kapiere und was du mir echt noch erklären musst«, sagte Doo-Rag und grinste ihn schief an, »is, wieso du auf deine alten Tage so beschissen großzügig wirst, Malcolm. Weißt du, was ich meine? Wie kommt es, dass du mir und meinen Jungs die ganzen zehn Riesen von der D-Mosque überlässt, wenn wir das hier für dich erledigen; du weißt schon, wenn wir diesen fiesen weißen Teigklumpen für dich durchkneten und wegbrutzeln? Ich kapier das nicht!«
    Malcolm streckte ihm die offenen Handflächen entgegen. »Du tust das ja nicht für mich, Doo. Es sind die Block-D-Mosque-Brüder, die ihn abgemurkst sehen wollen. Ich bin eh raus aus der Nummer. Ich komme da nicht rein und deswegen auch nicht an ihn ran. Also sage ich doch lieber euch Bescheid, Kumpel. Wenn ihr mir einen Teil der Belohnung abgebt, das wär zwar echt cool, aber ich selbst komm nicht an den Scheißkerl dran, klar? Also wenn deine Jungs das auf die Reihe kriegen ...« Malcolm versuchte, möglichst leidenschaftslos zu wirken. »Dann ist der Arsch tot, die Mosques sind glücklich und alles ist cool.«
    Doo-Rag stierte ihn immer noch zweifelnd an, während er versuchte, dem Argument mit seinem drogenvernebelten Verstand zu folgen, offenbar konnte er aber keinen Haken finden. »Morgen ist Besuchstag im Knast«, sagte er. »Wenn ich schon früh da bin, sagen wir gegen zehn, und Lloyd, Small Pee und Daryll Bescheid gebe, dann ist dein weißer Freund zur Schließzeit schon kaputt.«
    »Vielleicht wird er erst einen Tag später überstellt«, erinnerte Malcolm ihn. »Aber eher Morgen. Da ist nämlich auch der Haftprüfungstermin und da wollen sie ihn dann vermutlich schnell von der Backe haben.«
    »Ist doch egal, wann.«
    »Hast du das Foto, Kumpel?«
    Doo-Rag tätschelte die Brusttasche seiner schmutzigen Desert-Storm-Militärjacke.
    »Hast du dir seinen Namen gemerkt, Kumpel?«
    »Curtis.«
    »Kurtz«, korrigierte Malcolm und klopfte durch das rote Wickeltuch – ein bei farbigen Häftlingen verbreitetes, sogenanntes Do-rag, das ihm auch seinen Spitznamen beschert hatte – auf Doo-Rags nickenden Schädel. »Kurtz.«
    »Egal«, sagte Doo-Rag, schüttelte den Kopf und stieg aus dem SLK. Er schlurfte die Straße hinunter und mehrere Mitglieder seiner Gang fielen in den Trott ein. Doo-Rag griff in seine Hosentasche, zog ein paar von den Crack-Fläschchen heraus, die Malcolm ihm gegeben hatte, und verteilte sie wie Süßigkeiten unter seinen Kumpels.

KAPITEL 14
    Kurtz hatte fast vergessen, wie chaotisch und durchgeknallt es in den Arrestzellen der Stadt im Vergleich zu einem richtigen Gefängnis zuging. Das Licht brannte die ganze Nacht und je später es wurde, desto mehr neue Gefangene wurden eingeliefert. Bis Mitternacht kauerten bereits ein Dutzend Männer in seiner Zelle. Der Lärm und der Gestank hätten ausgereicht, um einen buddhistischen Mönch in die Raserei zu

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