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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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mich nicht an.« Pearls weiche, samtige Stimme fuhr plötzlich eisige Krallen aus.
    »Entschuldigung.«
    »Ich weiß, was du wolltest, Joe, aber es ist ewig her, seit ich dort gewesen bin. Ich habe damals für King Nathan gesungen, als der Laden noch ihm gehörte. Damals war es eine kleine Bar – ein typischer Club. Der Grundriss hat sich nicht verändert, aber sonst ist mit diesen Typen von den Gangs alles anders geworden.«
    Kurtz schüttelte den Kopf. Beim Gedanken an Pearl Wilson inmitten dieser erbärmlichen Bloods wurde ihm übel.
    »Oh, die hatten von mir gehört«, sagte Pearl. »Die haben mich ganz nett behandelt. Das könnte natürlich auch damit zusammenhängen, dass ich Lark und J. D. dabeihatte.« Wie Kurtz wusste, handelte es sich bei den beiden um Pearls bullige Leibwächter. »Sie haben mich überall rumgeführt und so.«
    Kurtz war nur kurz an dem Laden vorbeigefahren. Im Erdgeschoss gab es keine Fenster und im Obergeschoss waren die Scheiben vergittert. Hinter dem Haus verlief eine schmale Gasse. Dort parkte ein gelber Mercedes SLK. Das Haus besaß Stahltüren und Sichtluken. Die Bloods in dem Laden trugen sicher schwere Geschütze mit sich herum.
    »Die haben den Laden in eine Billardhalle umgebaut«, berichtete Pearl. »Unten ist eine Bar mit ein paar Tischen. Ein verschlossener Durchgang hinter der Bar führt zur Treppe ins Obergeschoss. Da stehen noch ein paar weitere Tische und vergammelte Möbelstücke herum. Außerdem gibt es dort zwei Räume – eine kleine Halle mit vier Billardtischen und Malcolm Kibuntes Büro, gesichert durch eine weitere Stahltür.«
    »Hast du diesen Malcolm Kibunte zu Gesicht bekommen?«
    Pearl schüttelte den Kopf. »Es hieß, er wäre gerade unterwegs. Ich habe auch diesen psychopathischen Albino, mit dem er immer rumhängt, nicht gesehen.«
    »Cutter?«
    »Genau, so heißt er. Es gibt Gerüchte, dass Cutter ein schwarzer Albino ist. Andernfalls würden ihn die Bloods nicht bei sich dulden.«
    Kurtz musste lächeln. »Gibt es eine Möglichkeit, von hinten zu Kibunte zu kommen?«
    Pearl nickte. »Ein kleiner Flur führt zum Hinterausgang. Da gibt es drei Türen. Die erste führt direkt ins Treppenhaus. Sie ist von innen abgeschlossen. Die beiden anderen sind für ›Stuten‹ und ›Hengste‹.«
    »Süß.«
    »Das habe ich auch gesagt.«
    »Und deine Ausrede für den Überraschungsbesuch?«
    »Das war einfach. Schließlich habe ich früher für King Nathan gesungen, Joe, Schätzchen. Da nimmt mir doch jeder die Geschichte ab, dass ich mir den Laden wegen der guten alten Zeiten noch einmal ansehen möchte. Der jüngere Blood kapierte nicht, wovon ich redete, der ältere schon. Der führte mich auch überall rum. Eben nur nicht in Kibuntes Büro.« Sie lächelte schwach. »Ich glaube nicht, dass sie dich mit der gleichen Ausrede reinlassen, Joe, Schätzchen.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht. Waren viele Leute da? Waffen?«
    Pearl nickte zu beiden Fragen.
    »Frauen?«
    »Ein paar von ihren ›Nutten‹.« Pearls Stimme machte keinen Hehl aus ihrer Abscheu. »Nicht viele. In erster Linie jüngere Bandenmitglieder. Junkies.«
    »Du weißt nicht zufällig, wo Malcolm wohnt?«
    Pearl tätschelte sein Knie. »Das weiß niemand, Joe, Schätzchen. Der Mann kommt einfach in die Nachbarschaft, vertickt Crack und Heroin und andere Drogen an die Jugendlichen und die Bloods liegen ihm zu Füßen. Er fährt ein gelbes Mercedes Cabrio, aber irgendwie sieht nie jemand, wo es hinfährt, wenn Malcolm abhaut.«
    Kurtz nickte und ließ die Informationen sacken.
    »Das ist ein übler Ort, Joe, Schätzchen«, sagte Pearl. Sie nahm seine Finger in ihre weiche Hand und drückte sie. »Ich würde mich sehr viel besser fühlen, wenn du mir versprichst, dass du dich nicht auf die Leute aus dem Seneca Social Club einlassen wirst.«
    Kurtz drückte ihre Hand, sagte aber lediglich: »Danke dir, Pearl.« Er ließ den angenehm duftenden Infinity hinter sich und stapfte durch das Schneetreiben zu seinem geliehenen Buick.

KAPITEL 29
    Doc trat seinen Wachdienst im Stahlwerk nicht vor 23:00  Uhr an, also musste Kurtz noch etwas Zeit totschlagen. Er fühlte sich erschöpft. Die letzten paar Tage und Nächte verschwammen vor seinem geistigen Auge zu einem Einheitsbrei.
    Mit einem Teil der 500 Dollar, die Arlene für ihn am Geldautomaten abgehoben hatte – Kurtz hatte versprochen, ihr das Geld bis zum Monatsende zurückzuzahlen – tankte er den Buick für sie voll. Dann ging er in den

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