Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
einfach nur noch loswerden. Er machte sich in Gedanken eine Notiz, sich bei der nächstbesten Gelegenheit darum zu kümmern.
    Er fuhr weiter nach Attica. Die kleine Stadt wirkte nicht im geringsten vertraut auf ihn und auch das Staatsgefängnis löste in ihm nicht das Gefühl aus, nach Hause zu kommen. In den Jahren, die er hinter diesen Mauern verbracht hatte, bekam er weder die Stadt noch das Gefängnis von außen zu Gesicht.
    Es war Mittwoch – Besuchstag. Kurtz wusste, dass eine vorherige Anmeldung die Sache erleichtert hätte, aber so füllte er brav die Formulare aus, wartete mehr als eine Stunde und wanderte dann die vertrauten, affenkotzgrünen, hallenden Korridore entlang, vorbei an Metalldetektoren und Schiebetüren. Dann wurde ihm ein leerer Stuhl auf der Besucherseite der dicken Plexiglastrennwand zugewiesen. Der Raum erzeugte ein leichtes Kribbeln auf seiner Haut, denn er war einige Male hier gewesen.
    Little Skag betrat auf der gegenüberliegenden Seite den Raum, entdeckte Kurtz und hätte am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. Zögernd und sichtlich verkrampft ließ sich der kleine, magere Häftling schließlich auf seinen Stuhl fallen und hob den Telefonhörer ab. Durch den orangefarbenen Trainingsanzug wirkte Little Skags fleckige Haut in dem trüben Licht beinahe ebenfalls orange.
    »Kurtz, verflucht, was willst du denn hier?«
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Skag.«
    »Steve«, verbesserte ihn Little Skag. Seine langen weißen Finger waren um die Nägel herum wund und blutig gekaut. Seine Hände zitterten. Er beugte sich vor und flüsterte schrill in den Hörer. »Verflucht noch mal, was willst du?«
    Kurtz lächelte wie ein Freund oder Familienmitglied bei seinem monatlichen Routinebesuch. »Eine Million Dollar auf einem Nummernkonto auf den Kaimaninseln«, sagte er leise.
    Little Skags Augenlid begann unkontrolliert zu zucken. Er musste den Hörer mit beiden Händen festhalten. »Bist du da draußen jetzt völlig übergeschnappt, Kurtz? Hast du komplett den Verstand verloren?«
    Kurtz wartete.
    »Gibt es sonst noch was, was du willst? Wie wäre es mit dem Arsch meiner kleinen Schwester?«
    »Hatte ich schon, danke für das Angebot«, sagte Kurtz. »Aber sobald du dich bereit erklärst, das Konto durch deinen Anwalt einrichten zu lassen, gibt es doch noch etwas, was ich von dir brauche: eine Telefonnummer.«
    Little Skags Lippen waren fast so weiß wie seine Fingerknöchel. Schließlich hatte er sich wieder so weit im Griff, dass er flüstern konnte: »Von wem?«
    Kurtz sagte es ihm.
    Little Skag ließ den Hörer fallen, fuhr sich mit seinen spinnenartigen Fingern durchs fettige Haar und presste die Handballen gegen die Schläfen, als wollte er seine inneren Dämonen austreiben.
    Kurtz wartete geduldig. Schließlich nahm Skag den Hörer wieder in die Hand. Die beiden sahen sich lange Zeit schweigend an. Kurtz blickte auf seine Uhr. Die Besuchszeit endete in fünf Minuten.
    »Wenn ich dir diese beschissene Nummer gebe, bin ich in ein paar Wochen tot«, flüsterte Little Skag. »Da würde mir nicht mal Isolationshaft helfen.«
    Kurtz nickte. »Wenn du die Nummer nicht herausrückst und dafür sorgst, dass dieses Konto eingerichtet wird, dann verbringst du den Rest deiner Tage hier. Bist du immer noch Billy Joe Krepps Schoßhündchen?«
    Little Skag zuckte zusammen und seine Hände begannen stärker zu zittern. Er spielte den Empörten beinahe überzeugend. »Es ist absolut und vollkommen ausgeschlossen, dass ich dir so viel Geld überweisen lasse ...«
    »Ich habe nie behauptet, dass es für mich ist«, sagte Kurtz. Er erklärte die Situation, sprach leise, aber bestimmt. Als er fertig war, schloss er: »Und du musst die Connections deines Anwalts spielen lassen, um mit den Dons der übrigen Familien in New York Kontakt aufzunehmen. Wenn die nicht Bescheid wissen, was hier abgeht, wird die Sache nicht funktionieren.«
    Little Skag starrte ihn an. »Warum sollte ich dir trauen, Kurtz?«
    »Skag, ich bin im Augenblick die absolut einzige Person, die ein begründetes Interesse daran hat, dass du lebend hier rauskommst. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja mal deinen Vater oder deine Schwester oder euren Consigliere anrufen und ausprobieren, ob die dir aus dem Schlamassel heraushelfen wollen.«
    Auf dem Rückweg nach Buffalo unternahm Kurtz einen kleinen Abstecher nach Lockport. Das Haus an der Lilly Street wirkte verlassen, aber bald musste die Schule aus sein, also parkte Kurtz auf der

Weitere Kostenlose Bücher