Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Müllcontainer entdeckt hatte, und einem ebenso unauffälligen Schlafsack in seinem kleinen Schlupfloch zurück. Aber er hatte in dem Gebäude nicht immer Handschuhe getragen, also bestand die Gefahr, dass die Bullen Fingerabdrücke und Spuren seiner DNS finden würden, falls sie ernsthafte Versuche unternahmen, diesen mehrfachen Mord aufzuklären.
Kurtz hatte für solche Fälle einen gefüllten 20-Liter-Benzinkanister in einem Wandschrank deponiert. Jetzt verteilte er den Inhalt großzügig über seine Schlafecke und das Badezimmer, ließ die Kimber auf die Matratze fallen und zündete ein Streichholz an. Es ging ihm mächtig gegen den Strich, die 45er zu opfern – er vertraute Doc, wenn der ihm sagte, dass die Waffen absolut sauber waren –, aber um Warrens Leiche herum fanden sich mindestens sieben benutzte Patronen und Kurtz hatte nicht die Zeit, sie alle zu suchen und einzusammeln.
Die Hitze und die Flammen waren heftig, aber er machte sich keine Sorgen, dass das ganze Kühlhaus abbrennen würde. Dazu bestand es aus zu viel Beton und Stein. Kurtz glaubte auch nicht, dass die Leichen verbrennen würden. Er wandte dem lodernden Feuer den Rücken zu und rannte über das nördliche Treppenhaus in den Keller. Eine uralte Stahltür, die mit einer nagelneuen Stahlkette und einem hochwertigen Vorhängeschloss gesichert war, verschloss den Tunnel. Kurtz besaß den Schlüssel.
Er kam in einem anderen leer stehenden Lagerhaus einen halben Straßenblock entfernt heraus. Kurtz beobachtete zehn Minuten lang die Straße, bevor er sich auf den Bürgersteig wagte und mit zügigem Schritt entfernte.
KAPITEL 27
»Joe, du siehst ja schrecklich aus.«
Kurtz öffnete vorsichtig ein Auge. Er lag auf der durchgesessenen Couch im Büro. Arlene hängte gerade ihren Mantel auf den Haken und donnerte einen Stapel mitgebrachter Aktenordner auf den Schreibtisch. »Wo hast du diesen schrecklichen Armeemantel her? Der ist dir mindestens drei Nummern zu groß ...« Sie verstummte und stutzte. »Was zum Teufel ist das denn hier für ein Zeug?«
»Ein Nachtsichtgerät. Ich hatte vergessen, dass es noch in meiner Tasche war, bis ich mich hingelegt habe.«
»Und was soll ich mit einem Nachtsichtgerät?«
»Für den Augenblick kannst du es in eine Schublade packen. Ich muss mir deinen Wagen ausleihen.«
Arlene seufzte. »Ich kann wohl nicht damit rechnen, dass ich ihn rechtzeitig zur Mittagspause wieder zurückbekomme?«
»Nicht wirklich.«
Arlene warf ihm die Schlüssel zu. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir ein Lunchpaket mitgebracht.«
»Hier in der Gegend gibt es eine Menge netter Läden, in denen man zu Mittag essen kann«, sagte Kurtz. »Warum gönnst du dir dort nicht mal was Leckeres?«
Anstelle einer Antwort schaltete Arlene den Überwachungsmonitor ein. Es war noch nicht einmal halb neun und trotzdem waren oben bereits ein halbes Dutzend Männer in Regenmänteln damit beschäftigt, die Regale mit Pornofilmen und Schundheftchen zu inspizieren.
Kurtz zuckte die Achseln und ging zur Hintertür hinaus, vergewisserte sich aber, dass das Schloss hinter ihm einrastete.
Während er auf der Bundesstraße Richtung Darien Center und Attica kurvte, hörte er sich die Morgennachrichten auf WNY an. Nach einem Brand in einem alten Kühlhaus in Buffalo hatte die Feuerwehr vier Leichen gefunden, verkündete der Moderator. Die staatlichen Stellen gingen von einem Bandenkrieg aus. Kurtz kannte sich zwar in der Materie nicht so gut aus, aber dass ein Mann sechs Stockwerke mit sieben Kugeln in der Kevlarweste in einen Innenhof stürzte, schien ihm nicht zu dieser Theorie zu passen. Er stellte das Radio lauter.
Die Behörden äußerten sich nicht zur Identität der vier Toten, räumten aber ein, dass die schweren Waffen, die man bei den Männern gefunden hatte, alle im vorigen Sommer aus einem Lager in Dunkirk gestohlen worden waren. Das Büro des Staatsanwaltes von Erie County ermittle bereits wegen der möglichen Verstrickung bestimmter rechtsradikaler weißer Gruppierungen in diesem Raubüberfall.
Kurtz schaltete das Radio aus, hielt an einem Rastplatz neben der Straße an und ließ die Militärjacke auf einer Bank an einem Picknicktisch liegen. Hätte er ein Handy besessen, wäre außerdem ein Anruf bei Arlene fällig gewesen, um sie aufzufordern, das Nachtsichtgerät so schnell wie möglich verschwinden zu lassen. Kurtz’ ursprüngliche Idee war gewesen, das Gerät als Köder für Malcolm zu benutzen, aber jetzt wollte er es
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