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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schielen, aber es ließ sich gar nicht vermeiden, durch das Gitterwerk des Stegs ab und an den Boden der Halle zu sehen. Er erkannte die schmutzigen, mit Müll übersäten Dächer der ebenerdigen Büros zu seiner Rechten, die Geröllhalden und das schwarze Spinnennetz aus Laufstegen und Kabeln unter ihm. Kurtz verspürte einen Hauch von Mitgefühl für die Stahlarbeiter, die über diese unsicheren, schwankenden Stege klettern mussten, um bei Schichtbeginn ihren Arbeitsplatz in den Kränen zu erreichen.
    Scheiß drauf, wahrscheinlich bekamen die dafür sogar eine Gefahrenzulage. Auf halbem Weg bemerkte Kurtz, dass der Steg in erster Linie deshalb so wacklig war, weil sich der Kran, zu dem er ursprünglich geführt hatte, in demontiertem Zustand befand. Der Motor und einige andere zentrale Bauteile brachten sicher eine Menge Geld ein. Die Stege endeten in zehn Metern Höhe ein paar Meter hinter dem Kontrollbüro im ... Nichts.
    Wie viel Halt mochten die kläglichen Überreste des Krans wohl bieten? Kurtz hielt inne und verrenkte sich fast den Hals bei dem Versuch, die Stellen näher in Augenschein zu nehmen, an denen die erschreckend wenigen und ausgesprochen dünnen Stahlseile drei oder vier Meter über ihm in der Decke endeten. Es war zu dunkel, um Risse oder fehlende Haltebolzen zu erkennen, aber es war offensichtlich, dass die Kabel nicht dazu ausgelegt waren, das Netz aus Stegen ganz allein an Ort und Stelle zu halten.
    Er kroch weiter.
    Direkt über dem Kontrollraum kamen ihm plötzlich Zweifel, ob er hier wirklich so unsichtbar war, wie er hoffte – trotz der Dunkelheit um ihn herum. Er fühlte sich wie auf dem Präsentierteller.
    Das Dach von Docs Kontrollbüro war schwarz und flach. Der Steg unter ihm wirkte schmal und unsicher und seine drei darunterliegenden Geschwister schienen sich unerreichbar weit weg zu befinden. Das einzig Positive, was Kurtz seiner jetzigen Position abgewinnen konnte, war der hervorragende Blick auf seine Umgebung. Nichts bewegte sich in der kalten, leeren Halle, aber der Großteil seines Blickfeldes – und Schussfeldes, wenn er eine bessere Pistole oder ein Gewehr gehabt hätte –, wurde durch Kohlehalden und dunkle Schatten eingeschränkt.
    Kurtz legte sich auf die Seite, um seine schmerzenden Ellenbogen auszuruhen, und stellte fest, dass er sein Herz hämmern hörte. Aus der Nähe wirkten die Stahlkabel, die er vorher nur von Weitem gesehen hatte, noch dünner und instabiler. Jedes Kabel war dünner als sein kleiner Finger und mit ziemlicher Sicherheit durch die Unebenheiten und scharfen Splitter aufgeraut. Zu allem Überfluss befand sich die Befestigung an der Außenseite des Stegs. Er hatte keine Idee, wie er über den Handlauf nach unten gelangen sollte, ohne sich für einen potenziell tödlichen Zeitraum aus der Deckung zu wagen.
    Ich trage Handschuhe, dachte er. Er dehnte die Finger im dünnen Leder und hätte bei dem Gedanken, dass ihn diese billigen Exemplare vor Stahlsplittern schützten, beinahe laut aufgelacht.
    Nun, er musste jetzt entweder zur Wand zurückkriechen oder etwas unternehmen.
    Kurtz verstaute die Pistole sicher in seinem Hosenbund, schwang sich über den Steg, ergriff das Kabel, spürte, wie ihm das Herz bis in die Kehle pochte, und hangelte sich pendelnd so schnell wie möglich in die Tiefe, wobei er Schuhe und Hände als Bremse benutzte und sich am Seil entlanghangelte. Das Risiko, hinunterzurutschen, war ihm zu groß. Der Kontrollraum befand sich zehn Meter unter ihm und vier Meter zu seiner Rechten. Direkt unter ihm warteten der Abgrund und 20 Meter tiefer der kalte Betonboden auf ihn.
    Kurtz erreichte die niedrigere Ebene der Stege, schwang sich darauf zu, verfehlte sie und versuchte es ein weiteres Mal. Er ließ sich auf den breiteren Steg fallen. Der schaukelte ein bisschen, allerdings nicht annähernd so stark wie der obere.
    Ohne sich auch nur eine Sekunde auszuruhen, hechtete Kurtz zu der Stelle, an der sich die drei Stege trafen, schwang sich zur Leiter hinüber, ignorierte die Stufen und rutschte in Manier eines Feuerwehrmanns an den Außenstreben entlang.
    Er kam hart auf dem unteren Steg auf, der jetzt vom Lichtschein durch das schmutzige Sichtfenster des Kontrollraumes keine fünf Meter vor ihm ausgeleuchtet wurde. Kurtz rollte sich ab, duckte sich, und watschelte in gebücktem Entengang hastig zur Außenwand der Kabine.
    Er bewegte sich schnell und keuchte, als er die unverschlossene Tür auftrat und in den Raum hechtete.
    Doc wird sich

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