Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Geräusch herum und feuerte dreimal. Eine der Kugeln schlug knapp über Kurtz’ rechter Hand ein und spritzte ihm Steinsplitter ins Gesicht. Die zweite Kugel knallte in die Steine zwischen Kurtz’ zugedeckter Hand und seinem Körper. Die dritte streifte sein linkes Ohr.
Kurtz feuerte zweimal und zielte dabei auf den Unterleib des Mannes und sein linkes Bein.
Der Schütze ging mit einem lauten Wimmern zu Boden.
Kurtz sprang auf und rannte zu dem Mann hinüber. Im Laufen schüttelte er die Steine von sich ab und wäre in der dadurch entstandenen Lawine fast zu Fall geraten, doch er erreichte den Schützen genau in dem Augenblick, als der stöhnende Mann seine Waffe aufheben und auf ihn richten wollte.
Kurtz trat Detective Hathaway die Neun-Millimeter-Glock aus der Hand. Sie schlitterte scheppernd über den kalten Beton davon. Der Polizist fummelte mit seiner linken Hand nach etwas und Kurtz hätte ihm fast einen Kopfschuss verpasst, bevor er kapierte, dass Hathaway ihm die Brieftasche mit seiner Marke entgegenhielt, die vage im schwachen Licht funkelte. Der Schutzschild, wie die Polizisten sie nannten.
Hathaway stöhnte erneut auf und hielt sein linkes Bein mit der freien Hand umklammert. Trotz der Dunkelheit konnte Kurtz sehen, wie das Blut aus der Wunde pumpte. Ich muss wohl die Hauptschlagader angekratzt haben. Wenn er sie voll erwischt hätte, wäre Hathaway bereits tot gewesen.
»Abbinden ... mein Gürtel ... bind mir die Wunde ab«, stöhnte Hathaway.
Kurtz hielt die 38er unverändert auf ihn gerichtet, stellte seinen Fuß auf Hathaways Brust und schnitt ihm so die Luftzufuhr ab, dann hielt er die Mündung ein paar Zentimeter vor das Gesicht des Polizisten. »Klappe!«, zischte er. Er blickte über seine Schulter zurück und lauschte.
Keine Schritte. Keinerlei Geräusche bis auf das heftige Atmen der beiden Männer.
»Bind mir das Bein ab ...«, stöhnte Detective Hathaway, sein goldenes Schild immer noch wie einen Talisman erhoben. Er trug einen schweren Kevlarpanzer mit integrierten Keramikplatten, wie er beim Militär zum Einsatz kam. Der hätte selbst eine Salve aus einem M-16 abgehalten, erst recht Kurtz’ klägliche 38er-Patrone. Aber die Kugel hatte den Bullen ins Bein keine zehn Zentimeter unter dem Rand der Weste getroffen. »Du ... kannst ... keinen Bullen ... töten, Kurtz«, keuchte der Mann von der Mordkommission. »Nicht mal du ... bist so ... beschissen ... blöd. Bind mir ... das Bein ab.«
»Na schön«, sagte Kurtz und verlagerte sein Gewicht stärker auf den rechten Fuß auf Hathaways Brust, aber nicht so stark, dass der andere gar keine Luft mehr bekam. »Verrat mir aber vorher, ob du allein hier bist.«
»Druckverband ...«, keuchte der Bulle und dann keuchte er noch lauter, als Kurtz ihm die Ferse in die Brust rammte. »Ja, scheiße ... verflucht ... ja ... ich bin ... allein. Lass mich endlich dieses verfickte Bein abbinden. Ich verblute hier verflucht noch mal, du elender Scheißkerl.«
Kurtz nickte zustimmend. »Ich helfe dir dabei. Sobald du mir gesagt hast, warum du das tust. Für wen arbeitest du und woher hast du gewusst, dass ich hier bin?«
Hathaway schüttelte den Kopf. »Im Revier ... die wissen Bescheid, dass ... ich hier bin. Fünf Minuten ... und hier wimmelt ... es von Bullen. Gib mir deinen Gürtel.« Er hielt seine Polizeimarke höher. Seine Hand zitterte.
Kurtz begriff, dass er von dem Verletzten keine Erklärung bekommen würde. Er nahm den Fuß von Hathaways Brust, trat einen Schritt zur Seite und hielt die .38 auf die Stirn des Detectives gerichtet.
Hathaway klappte die Kinnlade herunter – er atmete abgehackt und pfeifend – und er hielt seine Plakette wieder vors Gesicht, so wie jemand ein Kruzifix hielt, um einen Vampir abzuwehren. Er keuchte, aber seine Stimme hallte sehr laut in der leeren Fabrikhalle, ebenso das Geräusch, als Kurtz den Abzug seiner 38er spannte.
»Kurtz ... denk doch mal nach, du kannst keinen Polizisten umbringen!«
»Diese Diskussion hatte ich schon häufiger«, entgegnete Kurtz trocken.
Am Ende nützte die goldene Polizeimarke dem Detective überhaupt nichts.
KAPITEL 32
»Verflucht, wo ist dieser scheißverdammte Detective?«, fragte Doo-Rag, der auf dem Rand von Malcolms Schreibtisch hockte. »Es ist jetzt fast ein Uhr. Der Scheißer sollte sich längst gemeldet haben.«
»Schieb deinen Arsch von meinem Tisch runter«, verlangte Malcolm.
Doo-Rag stand langsam auf, spielte die beleidigte Leberwurst und wechselte auf
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