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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Gegenstück aus der Tasche und rückte die Ohrstöpsel zurecht.
    »Sie brauchen nichts zu sagen«, flüsterte Kurtz. »Lassen Sie das Gerät einfach an und drücken Sie auf die Sendetaste, wenn jemand an Ihnen vorbeikommt. Ich höre es, wenn Sie das Rauschen unterbrechen. Einmal, wenn er allein ist, zweimal, wenn es zwei Leute sind, und so weiter. Versuchen Sie es mal.«
    Marco drückte zweimal auf den Knopf. Kurtz hörte deutlich die beiden Unterbrechungen des statischen Rauschens. »Gut.«
    »Was ist, wenn niemand kommt?«, fragte Marco mit leiser Stimme. Sie hatten die Taschenlampen ausgeschaltet, als sie sich unter der Empore zusammengekauert hatten, und Kurtz konnte den großen Mann kaum sehen, obwohl er höchstens einen Meter von ihm entfernt war.
    »Wir warten bis ein Uhr und gehen dann nach Hause«, raunte Kurtz. Die Kälte im Wartesaal war schlimmer als draußen. Kurtz’ Stirn schmerzte.
    »Wenn ich jemanden sehe, funke ich Sie an, und das war’s dann. Sobald sie an mir vorbei sind, bin ich hier raus. Für diese Scheiße bekomme ich nicht genug bezahlt.«
    Kurtz nickte. Er schaltete die Taschenlampe ein, bückte sich, um Klebeband und Fesseln zu überprüfen, und wuchtete das schwere Bündel auf seine Schultern. Marco stieg vorsichtig die mit Schutt übersäte und abgesperrte Treppe hinauf, konnte es aber nicht vermeiden, dabei Geräusche zu verursachen. Kurtz wartete, bis der Leibwächter in Position war – außer Sicht, aber so, dass er durch die Brüstung spähen konnte –, dann lief er die restlichen 30 oder 40 Meter bis zum Turmrundbau.

Kapitel 34
    »Scheiße, ist das kalt«, jammerte Myers.
    »Halt die Klappe«, zischte Brubaker.
    James B. Hansen sagte nichts, aber er ballte eine Hand zur Faust und schlug beiden Männern an die Brustplatten ihrer Flakwesten, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Sie waren an der Südseite hereingekommen, hatten sich den Weg zwischen den zahllosen leeren Versorgungsgebäuden hindurch gebahnt, über die verrosteten und unter dem Schnee begrabenen Schienen, dann über die Bahngleise, durch die der Wind blies, und schließlich hinter dem eingezäunten Südtor die Rampen hinauf. Jetzt gingen sie quer durch den imposanten Wartesaal. Mit den Nachtsichtgeräten sah alles unheimlich aus: ein brillantes, leuchtendes Grünweiß draußen, ein blasseres, körniges, grünliches Dämmerlicht hier in der tieferen Dunkelheit. Doch es drang genug Helligkeit durch die vernagelten Oberlichter und Fenster, um ein gutes Stück in den Wartesaal hineinzusehen. Verlassene Sitzbänke leuchteten wie Grabsteine, zerschlagene Verkaufsstände formierten sich zu einem Gewirr von Schatten, stehen gebliebene Uhren an den Wänden weckten Assoziationen zu Totenschädeln.
    Hansen verspürte ein seltsames Hochgefühl. Was auch immer heute passierte, sein Leben würde sich grundlegend verändern, das wusste er. Die wechselnden Identitäten und seine ausschweifenden Spezialreisen mussten aufhören – jedenfalls für einige Jahre. Wenn selbst ein Dummkopf wie dieser Exhäftling Kurtz ein Muster darin entdecken konnte, war er nicht mehr sicher. Hansen würde in die sichere Identität abtauchen müssen, die er in Vancouver für solche Fälle vorbereitet hatte, und sich einige Jahre lang in Selbstbeherrschung üben müssen; zumindest, was die jungen Mädchen anging. Im Augenblick fand er jedoch an dieser ungewohnten Polizeiaktion durchaus Gefallen.
    Die drei Beamten durchquerten den weitläufigen Raum in waschechter SWAT-Manier: Brubaker und Hansen hielten ihre Waffen mit gespanntem Hahn schussbereit vor sich ausgestreckt, der Lauf zielte jeweils in die Richtung, in die sie schauten. Tommy Myers lief, seine Schulter an Brubakers gelehnt, rückwärts, seine Waffe und sein Sichtgerät befanden sich in ständiger Bewegung und deckten ihnen den Rücken.
    Die Laderampen waren sauber. Die Durchgänge waren sauber. Der Wartesaal und die Räume zu beiden Seiten – sauber. Blieben noch der Rundbau und der Turm.
    Wenn Kurtz nicht vier Stunden zu früh angekommen war – und eine solche Disziplin und Voraussicht traute Hansen ihm nicht zu –, bestand der Plan der drei Polizisten darin, eine günstige Schussposition in der Eingangshalle des Turms einzunehmen, bevorzugt auf einer der Zwischenetagen, die den Rundbau flankierten. Wenn Kurtz sich über den Parkplatz an der Nordseite oder die Zufahrt im Westen näherte, konnten sie ihn durch die vorderen Fenster erledigen. Kam er von Osten oder Süden, würden sie ihn

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