Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Kearney zusammenbrachte, war das einzig Gute, was diese elende Karikatur einer Mutter jemals für ihn getan hatte. Er war ihr dafür zutiefst dankbar.
Obwohl er wusste, dass andere seine speziellen Bedürfnisse als Sünde vor den Augen des Herrn betrachten würden, war Hansen fest davon überzeugt, dass der Jesus Christus seinen Diener James B. Hansen als Sein Instrument benutzte, um jene auszumerzen, von denen der Allmächtige Herr Jesus Christus wollte, dass sie ausgemerzt wurden. Deshalb betete Hansen in den Wochen vor seinen Spezialreisen nahezu ununterbrochen. Bis heute war er seinem religiösen Gebieter immer ein treuer und gewissenhafter Diener gewesen.
Als er sein Gebet gesprochen hatte, drehte sich der Captain wieder zu seinem Schreibtisch und tätigte einen Anruf, weil er nicht den Polizeifunk benutzen wollte.
»Brubaker.«
»Hier spricht Captain Millworth. Sind Sie gerade an der Beschattung von Kurtz dran?«
»Ja, Sir.«
»Wo ist er?«
»In der Red Door Tavern am Broadway, Captain. Er hockt schon seit gut einer Stunde da drin.«
»Gut. Es könnte etwas an Ihrer Idee dran sein, dass Kurtz diese drei ehemaligen Attica-Sträflinge auf dem Gewissen hat. Es könnte sich darüber hinaus sogar etwas ergeben, das ihn mit dem Tod von Detective Hathaway in Verbindung bringt. Ich genehmige eine Fortsetzung Ihrer Observierung bis auf Weiteres.«
»Ja, Sir«, kam Brubakers Stimme. »Bekommen wir noch ein zweites Team abgestellt?«
»Negativ«, beschied Hansen. »Wir sind momentan unterbesetzt. Aber ich kann die Überstunden für Sie und Myers absegnen.«
»Danke, Sir.«
»Noch etwas, Brubaker«, ermahnte ihn James B. Hansen, »in dieser Angelegenheit berichten Sie direkt an mich, haben wir uns verstanden? Wenn dieser Kurtz wirklich der Polizistenmörder ist, für den Sie ihn halten, wollen wir keine breite Aktenspur für die Innenrevision, weinerliche Pflichtverteidiger oder sonst jemanden hinterlassen, falls wir die Dienstvorschriften ein bisschen kreativer auslegen müssen.«
In der Leitung blieb es einen Moment lang still. Weder Brubaker noch Myers noch sonst jemand in der Abteilung hatte je Captain Robert Gaines Millworth von einem Umgehen der Vorschriften reden hören. »Ja, Sir«, antwortete Brubaker schließlich.
Hansen trennte die Verbindung. Solange John Wellington Frears im Sheraton hockte, konnte James B. Hansen das ungute Gefühl nicht abschütteln, die Situation nicht gänzlich unter Kontrolle zu haben. Und dieses Gefühl mochte James B. Hansen ganz und gar nicht. Dieses unbedeutende lose Ende namens Joe Kurtz würde sich möglicherweise noch als sehr, sehr nützlich erweisen.
Stärkerer Schneefall hatte eingesetzt, als Kurtz über die gebührenpflichtige Brücke von Niagara Falls auf Grand Island fuhr. Der Niagara-Abschnitt des New York Thruway war eine Abkürzung, die Buffalo und die gleichnamige Stadt am Rande der Niagarafälle über die Insel in nördlicher und südlicher Richtung verband. Grand Island selbst war größer als die Innenstadt von Buffalo, aber größtenteils unbesiedelt. An der nördlichen Spitze des Eilands befand sich der Buckhorn Island State Park, im Süden sein kleinerer Bruder, der Beaver Island State Park. Kurtz bog auf den West River Parkway ab und folgte dem Verlauf des Niagaraflusses. Kurz vor der Südspitze der Insel fuhr er ostwärts auf die Ferry Road.
Kurtz lenkte Arlenes Buick an den Straßenrand und brachte die Nikon mit ihrem 300-Millimeter-Zoomobjektiv in Position. Das Anwesen der Gonzagas lag etwa einen halben Kilometer abseits der Straße und war lediglich anhand der Ziegeldächer auszumachen, die man gerade noch so oberhalb der hohen Mauer, die das Grundstück umgab, erspähen konnte. Die private Zufahrtsstraße wurde von Videokameras überwacht. Kurtz konnte Stacheldraht entlang der Ferry Road und weitere Zäune zwischen der Grundstücksgrenze und der eigentlichen Mauer erkennen. Den Zugang zum Anwesen behinderte ein mächtiges Tor, neben dem ein Wachhaus im mediterranen Stil errichtet worden war. Durch das Teleobjektiv sah Kurtz die Silhouetten von drei Männern im Inneren des Gebäudes. Einer von ihnen hob gerade ein Fernglas an die Augen.
Kurtz startete den Buick und lenkte ihn nach Osten auf den Highway zurück, anschließend setzte er seine Fahrt nördlich in Richtung Niagara Falls fort.
Der Hubschrauberrundflug kostete normalerweise 125 Dollar und führte über die Wasserfälle und den imposanten Niagara Whirlpool flussabwärts.
»Die Fälle
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