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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nicht einmal ein Indianer – angeblich hatte Big Bore sein indianisches Blut entdeckt, als er versuchte, gestohlenen Schmuck zu verkaufen, und erfuhr, dass er als indianischer Händler von der Steuer befreit war. Immerhin stand sein Wohnwagen auf dem Territorium des Reservats. Kurtz wusste eine Menge über Redhawks Privatleben, weil der große Mann einer der geschwätzigsten Schwachköpfe im C-Zellenblock gewesen war.
    Kurtz fuhr über die Walmore Road in das Reservat hinein und bog auf die dritte Schotterpiste links ab. Big Bores verrosteter Wohnwagen erwartete ihn im tiefen Schnee, nicht weit von der Stelle entfernt, an der die Garlow Road durch das Gelände führte. Ein klappriger Dodge-Powerwagon mit an den Bug montierter Schneeschaufel parkte in der Einfahrt, daneben türmten sich die weißen Massen auf beiden Seiten zwei Meter hoch. Big Bore finanzierte seine Sauftouren damit, dass er im Winter die Privatwege des Reservats räumte. Kurtz hielt mit dem Buick hinter einem der Schneehaufen, sodass er die Tür von Redhawks Wohnwagen im Auge behalten konnte. Es schneite, hörte kurz auf und schneite dann wieder stärker.
    25 Minuten später stolperten 192 Zentimeter Big Bore, nur in Jeans und ein lockeres kariertes Hemd gekleidet, aus der Tür – er schien Kurtz’ Wagen nicht zu bemerken –, kletterten auf eine der höheren Schneewehen und pinkelten in Richtung der Bäume.
    Kurtz fuhr mit dem Buick vor, hielt an und stieg mit der .40 Smith & Wesson in der Hand aus. »Guten Morgen, B.B.«
    Redhawk drehte sich mit offenem Mund und Hosenstall um. Seine blutunterlaufenen Augen zuckten zum Wohnwagen und Kurtz vermutete, dass die Kanone des Halbbluts noch drinnen lag. Big Bore war schon immer eher ein Mann für Messer gewesen.
    »Kurtz? Hey, Mann, Scheiße. Schön, dich zu sehen. Auch auf Bewährung raus?«
    Kurtz lächelte. »Versäufst du schon den Vorschuss auf meinen Tod, B.B.?«
    Big Bore verformte seine Miene mühsam zu einem verdutzten Stirnrunzeln, dann stierte er nach unten und zog den Reißverschluss seiner Hose hoch. »Hey«, beschwerte er sich. »Was soll die Kanone? Wir sind doch Freunde, Mann.«
    »Ja«, sagte Kurtz.
    »Scheiße, Mann«, antwortete Big Bore. »Ich weiß nicht, was du gehört hast, aber lass uns drüber reden, alter Kumpel. Komm rein.« Er machte einen halben Schritt auf seinen Wohnwagen zu.
    Kurtz hob den Lauf der Halbautomatik und schüttelte den Kopf.
    Big Bore hob die Hände und blinzelte. »Fühlst dich richtig stark mit der Knarre, was, Kurtz?«
    Kurtz sagte nichts.
    »Leg das Scheißding weg und kämpf mit mir wie ein Mann, dann werden wir ja sehen, wer hier ein harter Knochen ist«, leierte Big Bore mit etwas schwerer Zunge.
    »Wenn ich dich in einem fairen Kampf schlage, verrätst du mir dann, wer dich beauftragt hat?«, fragte Kurtz.
    Der Indianer sprang von der Schneewehe, landete mit seinen 150 Kilogramm Muskelmasse überraschend leichtfüßig, hob seine gewaltigen Arme und krümmte die Finger. »Alles, was du willst«, erklärte er und präsentierte Kurtz die wenig kunstvolle Arbeit des Gefängniszahnarztes.
    Kurtz dachte kurz über das Angebot nach, nickte dann und schleuderte seine Pistole außer Reichweite auf die Motorhaube des Buick. Er drehte sich wieder zu Redhawk um.
    »Scheißvollidiot«, höhnte Big Bore und zog ein 20 Zentimeter langes Jagdmesser aus einem Futteral unter seinem Hemd hervor. »Die leichtesten zehn Scheißriesen, die ich je verdient habe.« Er grinste noch breiter und ging zwei gebückte Schritte vor, die Finger seiner linken Hand winkten einladend. »Jetzt zeig mir, was du in der Hose hast, Kurtz.«
    »Ich habe eine 45er«, verriet Kurtz bereitwillig. Er zog Angelinas Compact Witness aus der Jackentasche und schoss Big Bore ins linke Knie.
    Das Jagdmesser flog über die Schneewehe, Blut und Knorpel pinselten ein Jackson-Pollock-Gemälde in den Schnee und Big Bore knallte unsanft auf den gefrorenen Boden.
    Kurtz sammelte seine Smith & Wesson ein und ging zu dem stöhnenden, fluchenden Indianer.
    »Scheiße, Mann, ich werde dir deinen Scheißarsch aufreißen, Kurtz, du Scheiß...«, begann Big Bore, dann löste sich ein gequälter Schmerzensschrei aus seinem Mund.
    Kurtz wartete, dass der Monolog fortgesetzt wurde.
    »Und ich ruf die Scheißbullen, damit sie dich in den Scheißknast stecken. Dort statte ich dir dann einen Besuch ab und reiße dir deine Scheißeier ab«, keuchte der große Mann, der sein zerschmettertes Knie zusammenhalten wollte, sich

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