Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
und den Whirlpool habe ich schon gesehen«, erklärte Kurtz dem Piloten. »Heute möchte ich mir ein Grundstück auf Grand Island ansehen, für das ich mich interessiere.«
Der Pilot – ein älterer rothaariger Mann, der Kurtz an den Schauspieler Ken Toby in A Gun for Jennifer erinnerte – sagte: »Das wäre dann ein Charterflug. Das andere ist ein Touristenrundflug. Verschiedene Tarife. Außerdem ist das Wetter bei diesem Schneegestöber ziemlich beschissen. Die FAA will nicht, dass wir Touristen fliegen, wenn die Sicht schlecht ist oder die Gefahr einer Vereisung der Tragflächen besteht.«
Kurtz reichte ihm die 200 Dollar, die er sich von Arlene gepumpt hatte.
»Na, dann wollen wir mal!«, grummelte der Pilot gut gelaunt.
Kurtz griff nach seiner Kameratasche und nickte.
Aus einer Höhe von gut 300 Metern konnte man den Grundriss des Gonzaga-Anwesens hervorragend erkennen. Kurtz schoss zwei komplette Schwarz-Weiß-Filme voll.
Als er nach Buffalo zurückfuhr, rief er Angelina Farino Ferrara auf dem Handy, das er ihr für Fälle wie diesen in die Hand gedrückt hatte, an.
»Wir müssen uns dringend mal unter vier Augen unterhalten«, sagte er. »Ausführlich. Persönlich.«
»Wie sollen wir das machen?«, fragte sie. »Ich habe jetzt zwei zusätzliche Arschlöcher am Hals.«
»Ich auch«, verriet Kurtz, ohne es weiter zu erläutern. »Was machen Sie, wenn Sie sich mit einem Typen treffen wollen, um mit ihm zu vögeln?«
In der Leitung herrschte Schweigen. Schließlich sagte sie: »Ich vermute, es ist wichtig.«
Kurtz schwieg.
»Ich bringe ihn hierher«, erklärte sie. »Ins Penthouse am Jachthafen.«
»Und wo gabeln Sie ihn auf?«
»In einer Bar, die ich manchmal besuche, oder im Fitnesscenter«, antwortete sie.
»Welches Fitnesscenter?«
Sie nannte den Namen.
»Sündhaft teurer Laden«, stellte Kurtz fest. »Nehmen Sie das Telefon, das ich Ihnen gegeben habe, und rufen Sie dort an. Lassen Sie für morgen um 13 Uhr einen Gästepass für mich am Empfang hinterlegen. Ihre Gorillas haben doch keine Fotos von mir zu Gesicht bekommen, oder?«
»Außer mir hat sie keiner gesehen«, versicherte Angelina.
»Außer Ihnen und den Leuten, die Sie auf mich angesetzt haben.«
»Ja«, bestätigte sie.
»Wann erstatten Ihre Wachhunde Little Skag in der Regel Bericht?«, erkundigte sich Kurtz.
»Wenn nichts Ungewöhnliches geschieht, dann meistens am Mittwoch und Samstag«, sagte sie.
»Also haben wir noch ein paar Tage«, entgegnete Kurtz. »Es sei denn, es wäre für Sie etwas Ungewöhnliches, wenn Sie mit einem Fremden vögeln.«
Angelina Farino Ferrara blieb stumm.
»Leisten Tweedledee und Tweedledum Ihnen an den Geräten Gesellschaft?«, fragte Kurtz.
»Sie bleiben im Kraftraum, wo sie mich durch die Glaswand beobachten können«, antwortete Angelina. »Aber ich lasse sie nicht in meine Nähe.« Sie schwieg einen Moment. »Sehe ich das richtig, dass Sie und ich eine spontane körperliche Anziehungskraft füreinander entwickeln werden?«
»Wir werden sehen. Zumindest können wir im Fitnesscenter reden.«
»Ich will meine zwei Waffen zurück.«
»Nun, bei einer der beiden sind sie vielleicht ganz froh, wenn Sie nicht mehr in Ihrer Nähe auftaucht«, meinte Kurtz. »Ich habe heute mit einem Teil davon einen Indianer beglückt.«
»Verdammt«, fluchte Angelina. »Aber ich will sie trotzdem wiederhaben.«
»Aus sentimentalen Gründen«, spekulierte Kurtz.
»Ja. Also, werden wir nun eine spontane körperliche Anziehungskraft füreinander entwickeln, wenn wir uns im Fitnesscenter treffen?«
»Wer weiß?«, sagte Kurtz, obwohl er nicht vorhatte, sich morgen ins Farino-Hauptquartier am Jachthafen zu begeben. Aber falls es ihr nicht gelang, ihn im Fitnesscenter töten zu lassen, würde er mehr Zeit mit ihr verbringen müssen, damit sein Gonzaga-Plan funktionierte.
»Nehmen wir mal an, in diesem Alternativuniversum werden wir zwei so richtig scharf aufeinander – werden Sie sich, wenn die Zeit gekommen ist, mit den Boys und mir zum Penthouse fahren lassen oder Ihr eigenes Auto nehmen?«
»Ich fahre selber«, erklärte Kurtz.
»Dann brauchen Sie einen besseren Wagen und eine wesentlich bessere Garderobe.«
»Erzählen Sie Ihren Leuten einfach, dass Sie Ihre Vorliebe für Proleten entdeckt haben«, sagte Kurtz und legte auf.
Später am Abend brachte Arlene ihn zurück zur Red Door Tavern. Er musste ausgiebig gegen den Hinterausgang trommeln, bis der Barkeeper ihn endlich einließ und er nach vorne
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