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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ihn einfach finden und die Sache zu Ende bringen.«
    »Vielleicht sollten wir es bleiben lassen.« Myers war nicht besonders scharf auf die Aktion. Aber Myers hatte auch nicht 5000 Dollar von Little Skag Farino bekommen, damit er Kurtz auffliegen ließ und zurück in den Knast brachte, wo man ihn zweifellos binnen weniger Tage abstechen würde. Brubaker hatte überlegt, seinem Partner von dem Geld zu erzählen und es mit ihm zu teilen. Etwa zwei Millisekunden lang.
    »Vielleicht solltest du einfach mal die Klappe halten«, raunte Brubaker, legte den Gang ein und ließ das Royal Delaware Arms im Rückspiegel verschwinden.
    James B. Hansen musste warten, bis die anderen beiden Polizisten der Mordkommission abgezogen waren, bevor er seine Cadillac-Geländelimousine dort parken konnte, wo zuvor der Lieferwagen gestanden hatte. Er betrat die billige Absteige durch den Eingang an der Gebäuderückseite und nahm die Hintertreppe, um alle sieben Etagen bis zur Zimmernummer hinaufzusteigen, die Brubaker und Myers in ihrem Bericht genannt hatten. Hansen hätte lediglich seine Polizeimarke vorzeigen müssen, um sich Joe Kurtz’ Zimmer mit dem Generalschlüssel öffnen zu lassen, aber das wäre ausgesprochen dumm gewesen. Wie legitim die Gründe für sein Interesse an Kurtz später auch klingen mochten – Hansen wollte keine Verbindung zwischen dem ehemaligen Sträfling und seiner Person herstellen, bevor die Ermittlungen zum Mord an einem gewissen John Wellington Frears eingeleitet wurden.
    Hansen bemerkte den Mörtelstaub im Flur und in der Mitte der Treppe, die zur siebten Etage führte. Da er wusste, dass Kurtz in den letzten Tagen wiederholt gekommen und gegangen war, musste es sich dabei um eine Form von paranoidem Alarmsystem handeln. Hansen hielt sich deshalb dicht an der Wand und hinterließ keine Spuren. Die Tür zu Kurtz’ Zimmer war verriegelt, aber es handelte sich um ein ausgesprochen billiges Schloss. Mit dem kleinen, in Leder eingeschlagenen Satz Einbruchswerkzeug, das er seit 15 Jahren benutzte, hatte Hansen die Tür innerhalb von zehn Sekunden geöffnet.
    Die Suite war kalt und zugig, aber unerwartet sauber für einen solchen Verlierertypen. Mit Handschuhen, aber immer noch ohne etwas zu berühren, warf Hansen einen Blick in den angrenzenden Raum – Gewichte, ein Sandsack, keine Möbel – und sah sich dann im großen Zimmer um, in welchem Kurtz sich offenbar hauptsächlich aufhielt. Bücher – eine Überraschung. Ernsthafte Titel, eine noch größere Überraschung. Hansen legte eine geistige Notiz an, die Intelligenz dieses heruntergekommenen Ex-Häftlings nicht zu unterschätzen.
    Der Rest des Zimmers hielt keine Überraschungen bereit – ein kleiner Kühlschrank, eine Kochplatte, ein Toaster, kein Fernseher, kein Computer, nicht ein Hauch von Luxus. Auch bezüglich Notizen, Tagebüchern oder herumliegenden Zetteln landete er keinen Treffer. Hansen schaute in den Kleiderschrank – ein paar abgetragene Anzughemden, mehrere Krawatten, ein unauffälliger Zweireiher, ein Paar sorgfältig geputzte Schuhe. Es gab keine Kommode, aber eine Kiste in der Ecke mit gefalteten Jeans, sauberer Unterwäsche, weiteren Hemden und einigen Pullovern. Hansen ließ kein offensichtliches Versteck aus, entdeckte aber keine Messer oder andere Waffen. Er ging zur Kleiderkiste zurück, zog einen langen Faden aus dem obersten Pulli und ließ ihn in einen sauberen Beweismittelbeutel fallen.
    In der Spüle fand er eine ausgespülte Kaffeetasse, einen kleinen Teller und ein scharfes Küchenmesser vor. Kurtz schien ein Stück Baguette aufgeschnitten, mit Butter bestrichen und dann das Messer abgespült zu haben. Hansen hob das Schneidwerkzeug vorsichtig in die Höhe und versenkte es in einen zweiten Beutel.
    Das Badezimmer war genauso sauber wie das Wohnzimmer, im Arzneischrank gab es nichts, was über die Grundausstattung hinausging – nicht einmal verschreibungspflichtige Pillen. Kurtz’ Haarbürste und Rasierzeug lagen sorgsam aufgereiht auf dem Rand des alten Standwaschbeckens. Hansen musste ein Grinsen unterdrücken. Er hob die Bürste an, entdeckte fünf einzelne Haare und nahm sie in einem dritten Plastikbeutel mit.
    Nachdem er noch einmal kontrolliert hatte, ob er keine verräterischen Spuren hinterlassen hatte, verließ Hansen das Hotelzimmer, verschloss die Tür wieder hinter sich und drückte sich eng an die Wand, als er die Treppe hinabstieg.
    Kurtz war spät aus Cleveland zurückgekehrt, ins Büro gefahren, wo er an

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