Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
seinem Computer noch einmal Captain Robert Millworths Adresse in Tonawanda einer Überprüfung unterzogen hatte, und dann gegen sechs Uhr morgens zu Arlenes kleinem Haus in Cheektowaga gefahren. Sie war bereits wach und angezogen, hockte mit einer Tasse Kaffee in der Küche und verfolgte auf einem kleinen Fernseher auf ihrer Anrichte das Frühstücksfernsehen.
»Geh heute nicht ins Büro«, bat Kurtz sie, als er hinter ihr in die Küche trat.
»Warum, Joe? Ich muss heute mehr als 50 Sweetheart-Search-Anfragen bearbeiten ...«
Er berichtete ihr von Dr. Conways Dahinscheiden und den Informationen, auf die er im Safe des Zahnarztes gestoßen war. Das waren Details, die Arlene kennen musste, wenn sie ihm in den nächsten Tagen eine Hilfe sein sollte. Kurtz warf einen Blick auf die Aktenmappe auf dem Tisch. »Sind das die Fotos, die du entwickeln solltest?« Ihr altes Büro in der Chippewa Street war groß genug gewesen, um darin eine Dunkelkammer unterzubringen. Dort hatte Arlene sämtliche Fotos entwickelt, die er und Sam im Rahmen ihrer Ermittlungen geschossen hatten. Nach dem Tod ihres Mannes war Arlene dazu übergegangen, ein unbenutztes Badezimmer in ihrer Wohnung zur Dunkelkammer umzufunktionieren.
Sie schob die Mappe über den Tisch. »Suchst du eine neue Bleibe?«
Kurtz blätterte durch die Vergrößerungen der Luftaufnahmen des Gonzaga-Anwesens, die er vom Hubschrauber aus gemacht hatte. Sie waren alle gut gelungen.
»Wie soll ich mir denn heute zu Hause die Zeit vertreiben, Joe?«
»Ich bin bald wieder zurück und bringe vielleicht jemanden mit. Hast du ein Problem damit, vorübergehend einen Besucher bei dir aufzunehmen?«
»Wen?«, wollte Arlene wissen. »Für wie lange? Und warum?«
Kurtz ging nicht auf ihre Fragen ein. »Ich bin bald zurück.«
»Wenn wir heute schon nicht ins Büro gehen, besteht dann wenigstens die Chance, dass wir uns ein paar Mietobjekte anschauen, wenn der Besucher wieder weg ist?«
»Nicht heute.« Er hielt an der Tür inne und klopfte mit der Fotomappe auf seine freie Hand. »Schließ die Türen ab.«
»Wegen der Hansen-Sache, meinst du?«
Kurtz zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, dass es ein Problem geben wird. Aber wenn die Bullen anrücken sollten, ruf mich sofort auf dem Handy an.«
»Die Bullen?« Arlene zündete sich eine Zigarette an. »Ich liebe es, wenn du so redest, Joe.«
»Wie?«
»Wie ein Privatdetektiv.«
»Er steckt nicht in seiner Scheißbruchbude und auch nicht in seinem Scheißbüro. Wo steckt der Scheißkerl?«, fluchte Detective Myers.
»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du entschieden zu viele Fäkalwörter benutzt, Tommy?«
Brubaker hatte vor sieben Monaten das Rauchen aufgegeben, aber jetzt nahm er den letzten Zug aus seiner Zigarette und schnippte die Kippe dann lässig aus dem Fenster des Observierungsfahrzeugs. Es war jetzt fast neun Uhr, und nicht genug damit, dass Kurtz’ Volvo nicht in der Seitenstraße hinter seinem Büro parkte, der Buick seiner Sekretärin glänzte ebenfalls durch Abwesenheit.
»Und was jetzt?«
»Scheiße, woher soll ich denn das wissen?«, entgegnete Brubaker.
»Also sitzen wir uns hier weiterhin unsere Ärsche platt und warten?«
»Ich sitze mir meinen Arsch platt«, korrigierte Brubaker. »Du sitzt deinen fetten Hintern platt.«
Kapitel 17
Es war gerade erst acht Uhr, als Kurtz an die Tür des Hotelzimmers klopfte, doch als sie sich öffnete, war John Wellington Frears bereits korrekt in einen dreiteiligen Anzug gekleidet und seine Krawatte perfekt gebunden. Obwohl sich Frears’ Gesichtsausdruck nicht veränderte, als er Kurtz vor sich stehen sah, machte er überrascht einen Schritt zurück. »Mr. Kurtz.«
Kurtz trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Sie haben jemand anders erwartet.« Es war keine Frage.
»Nein. Bitte setzen Sie sich.« Frears deutete auf einen Stuhl am Fenster, aber Kurtz blieb stehen.
»Sie haben James B. Hansen erwartet«, fuhr Kurtz fort. »Mit einer Waffe.«
Frears schwieg. Seine haselnussbraunen Augen, die auf den Werbefotos, die Kurtz gesehen hatte, so ausdrucksvoll wirkten, ließen noch mehr unterdrückten Schmerz erkennen als in der letzten Woche im Blue Franklin. Der Mann war innerlich am Ende.
»Das ist eine Möglichkeit, ihn zur Strecke zu bringen«, erklärte Kurtz. »Aber Sie würden niemals wissen, ob er für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wird. Sie wären dann bereits tot.«
Frears setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch. »Was wollen Sie,
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