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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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voller Wucht in die Stirn. Kurtz duckte sich, doch das spritzende Blut und die Gehirnmasse stammten lediglich von der Eintrittswunde. Das Projektil war am Hinterkopf nicht wieder ausgetreten.
    Kurtz ließ die Leiche des Zahnarztes auf den vereisten Balkon fallen und stürzte auf Timmy zu, der sich jetzt durch die leeren Kammern des Revolvers klickte. Da Kurtz selbst mit übergestreiften Handschuhen nicht riskieren wollte, die Waffe zu berühren, trat er dem Riesen gegen die Knöchel, bis er sie losließ, und drehte dann seinen Körper mit dem Stiefel um. Zwei Schüsse hatten den fetten Mann in der Brust erwischt, ein weiterer war in den Hals und eine unter dem linken Wangenknochen eingedrungen. Timmy würde in spätestens zwei Minuten verblutet sein, wenn er keine sofortige medizinische Hilfe erhielt.
    Kurtz ging in Dr. Conways Arbeitszimmer, ignorierte die lange Reihe verschlossener Aktenschränke, fand den großen Wandsafe hinter dem Gemälde eines nackten Mannes und versuchte es mit der Kombination. Er war sicher, dass Conway sie zu schnell und unter zu großem Stress heruntergerasselt hatte, um ihn anzulügen. Er behielt recht. Der Geldschrank öffnete sich bereits beim ersten Versuch.
    Im Inneren lagen Metallschatullen mit über 60.000 Dollar in bar, Wertpapiere, Goldmünzen, ein Bündel Aktienzertifikate und ein dicker Ordner mit Röntgenaufnahmen, Versicherungsformularen und Zeitungsausschnitten. Kurtz ignorierte das Geld, griff sich die Unterlagen, schloss den Safe wieder und verstellte die Kombination.
    Timmy zuckte nicht mehr. Der dickflüssige Blutstrom lief hinaus auf den zementierten Balkon, wo er sich um Dr. Conways ruinierten Schädel sammelte und frierend gerann. Kurtz legte den Ordner auf den runden Tisch neben dem leeren Rollstuhl und blätterte ihn durch. Er glaubte nicht, dass dies ein Stadtviertel war, in dem die Anwohner nach einem vermeintlichen Schuss direkt die Polizei verständigten.
    23 Zeitungsausschnitte. 15 Kopien von Briefen an verschiedene Polizeidienststellen mit beigefügten Röntgenbildern. 15 verschiedene Identitäten.
    »Komm schon, komm schon«, flüsterte Kurtz ungeduldig. Die ganze Sauerei war umsonst, falls die Unterlagen keinen Aufschluss über Hansens aktuelle Identität in Buffalo gaben. Andererseits: Warum sollte Conway darüber Bescheid wissen, bevor es notwendig wurde, ihn für die nächste Generation von Mordermittlern zu identifizieren?
    Weil die Tarnung für den Fall, dass der Zahnarzt plötzlich verstarb, schon bereitliegen musste!
    Auf dem vorletzten Blatt des Ordners war ein Praxisbesuch im letzten November verzeichnet – eine professionelle Zahnreinigung in Verbindung mit einer partiellen Überkronung. Keine Röntgenaufnahmen. Es gab keine Rechnung, nur eine handschriftliche Notiz am Rand: »50.000 $«. Kein Wunder, dass Dr. Howard K. Conway keine Notwendigkeit mehr sah, neue Patienten anzunehmen. Darunter waren ein Name und eine Anschrift im Buffaloer Vorort Tonawanda notiert.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte Kurtz.

Kapitel 16
    »Wo zur Hölle steckt der verdammte Kerl?«, fragte Detective Myers seinen Kollegen Brubaker. Die beiden hatten ein geeigneteres Fahrzeug für die Observierung angefordert und bekommen – den grauen Lieferwagen eines Floristen – und schon um 7:30 Uhr vor dem Royal Delaware Arms ihren Posten bezogen. Immerhin war nicht ausgeschlossen, dass es Kurtz einfiel, heute früher ins Büro zu fahren. Sie hatten sich überlegt, wo und wie sie ihn anhalten wollten: Ein angebliches Verkehrsdelikt würde der Vorwand sein – dann die schnelle Durchsuchung, die Entdeckung der Waffe – die Unregistrierte, falls Kurtz wider Erwarten keine eigene bei sich trug –, der angebliche Versuch, sich der Festnahme zu entziehen, eine kurze, nicht sonderlich sanfte Auseinandersetzung und die eigentliche Verhaftung.
    Brubaker und Myers waren bereit. Beide trugen kugelsichere Westen und zusätzlich zur Neunmillimeter-Glock noch einen schweren Teleskopschlagstock. Myers hatte sich darüber hinaus mit einem 10.000-Volt-Taser bewaffnet.
    »Wo zur Hölle bleibt er?«, wiederholte Myers. Kurtz’ Volvo war nirgends in Sicht.
    »Vielleicht ist er schon früher in sein Drecksloch von einem Büro gefahren«, meinte Brubaker.
    »Möglicherweise ist er letzte Nacht auch gar nicht mehr aus Orchard Park zurückgekommen.«
    »Nicht auszuschließen, dass er von Scheiß-UFOs entführt wurde«, fauchte Brubaker. »Vielleicht sollten wir aufhören, uns den Kopf zu zerbrechen,

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