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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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von sechs Wochen auffressen. Ach was, so lange hält er gar nicht durch.«
    »Na und? Sie können doch jederzeit nach Italien zurückkehren, wenn die Sache zu heiß wird. Oder?«
    »Nein«, sagte Angelina und schleuderte das Wort wie einen Wurfspeer. »Vergessen Sie’s. Die Gonzagas haben diese ... diese Ausrottung der Farinos schon seit langer Zeit geplant. Es war Emilios Vater, der meinen Vater vor 16 Jahren überfallen und zum Krüppel gemacht hat. Emilio hat mich vor sieben Jahren nicht zuletzt auch aus Verachtung gegenüber den Farinos vergewaltigt. Nichts auf der Welt kann mich dazu bringen, dass ich kampflos zusehe, wie sie meine Familie zerstören.« Sie bremste, hielt im Schneesturm nach einem Verkehrsschild Ausschau und bog nach rechts in Richtung See ab.
    »Also nehmen wir mal an, ich töte Gonzaga für Sie«, spann Kurtz den Gedanken weiter. »Entweder Sie oder eine der New Yorker Familien wird mich anschließend umbringen lassen, aber was bringt Ihnen das? Little Skag dürfte trotzdem weiterhin von Attica aus die Fäden ziehen.«
    »Aber ohne die Richter und die Mitglieder des Bewährungsausschusses, die auf Gonzagas Gehaltsliste stehen, kommt er nicht raus«, betonte Angelina. »Damit erkaufe ich mir Zeit, um klare Verhältnisse zu schaffen. Vorausgesetzt, die wiedererstarkte Farino-Familie bringt ihnen genügend Geld ein, werden sich die New Yorker Bosse einen feuchten Dreck darum scheren, wer hier in Buffalo das Sagen hat.«
    »Aber Little Skag hat immer noch den Einfluss und die Kontrolle über das Geld«, erinnerte Kurtz sie. »In einem Machtvakuum wird er Mittel und Wege finden, um die Richter und Ausschussleute von Gonzaga auf seine Seite zu bringen.«
    »Ja.« Die Asphaltstraße endete an einer verschneiten Bootsrampe, die hinunter zum See führte. Zwei Reihen kaum sichtbarer roter Leuchtfackeln erstreckten sich über das verschneite Eis und bildeten eine provisorische Straßenmarkierung, die auf den Eriesee hinausführte. Einige Geländewagen- und Schneemobilspuren waren fast vollständig vom Wind verweht worden.
    »Diese gottverdammten Gonzagas«, murmelte Angelina, als sie langsam die Rampe hinabrollten. Sie redete, ohne darüber nachzudenken, nur um die Anspannung abzuschütteln. »Während Papa und meine Familie damit beschäftigt waren, Glücksspiel und Prostitution zu konsolidieren und ein paar zahme Richter zu bezahlen, haben die Gonzagas ihr Geld dafür ausgegeben, hohe Beamte zu schmieren. Verdammt, die meisten Topbullen der Buffaloer Polizei stehen auf ihrer Gehaltsliste.«
    »Halt!«, forderte Kurtz.
    Der große Lincoln kam rutschend zum Stehen, nur die Vorderräder touchierten das Eis. »Was ist los?«, schnappte Angelina. »Verdammt, Kurtz. Ich habe Ihnen doch gesagt, das Eis ist dick genug, um zehn Town Cars auszuhalten. Jetzt seien Sie doch nicht so scheißnervös.«
    »Ich bin nicht nervös«, widersprach Kurtz. Die Scheibenwischer schabten wie wild und kämpften gegen den starken Schneefall an. »Sagen Sie das noch einmal – das mit den Bullen.«
    »Was sagen? Die Gonzagas bezahlen seit Jahren die Topbullen. Was meinen Sie, wie Emilios Familie sonst mit ihren umfangreichen Drogentransporten durchkäme?«
    »Haben Sie eine Liste dieser Cops?«
    »Sicher. Warum?«
    Kurtz war zu sehr mit Nachdenken beschäftigt, um ihr zu antworten.
    Die Eisfischerhütte der Farinos befand sich nur ein paar Hundert Meter weit draußen auf dem Eis, aber in der Dunkelheit und dem Schnee und dem heulenden Wind schien sie Kilometer von der Küste entfernt zu sein. Die Scheinwerfer schälten einige weitere Hütten aus der Dunkelheit heraus, aber keine Fahrzeuge. Selbst Idioten, die Eisfischen als Sport einstuften, blieben heute Nacht lieber zu Hause.
    Kurtz und Angelina Farino Ferrara wuchteten das steife Bündel aus dem Kofferraum und schleppten es zur Hütte. In der Mitte war ein großes Loch, um das die Angler auf Klappstühlen sitzen und ihre Leinen beobachten konnten – das ganze Gebäude erinnerte Kurtz an ein überdimensionales Plumpsklo –, aber über dem Loch hatte sich ein dünner Film aus frisch gefrorenem Eis gebildet. Angelina holte eine lange Schaufel aus der Ecke und zerschlug die Eisschicht. Der Wind heulte laut, Eis und Schnee trommelten an die Nordwand der Hütte.
    Angelina hatte das Paket mit ein paar Ketten umwickelt, deshalb mussten sie es jetzt nicht mehr zusätzlich beschweren. Sie ließen Leo durch das Loch hinabsinken. Seine Schultern passten kaum hindurch und der

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