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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Konversation mit John Wellington Frears. Frears war in Princeton sein Student gewesen. Ein alter Mann, unheilbar an Krebs erkrankt, und sein noch älterer Lehrmeister im zweireihigen Nadelstreifenanzug – und sie unterhielten sich über das Wunderkind Mozart, die Lage in Palästina und die globale Erderwärmung. Eine bizarre Situation.
    Kurtz schüttelte den Kopf. Er hatte keinen Wein getrunken, weil er so verdammt müde war und an diesem schier endlosen Tag noch für ein paar weitere Stunden körperlich wie geistig hellwach bleiben musste, aber genug war genug. Diese Szene war nicht nur bizarr, sie war geradezu surreal. Er brauchte dringend einen Drink.
    Arlene folgte ihm in die Küche.
    »Hat deine Schwägerin keinen Schnaps im Haus?«, wollte Kurtz wissen.
    »Oben im Küchenschrank. Johnnie Walker Red.«
    »Der dürfte es tun«, beschloss Kurtz. Er goss sich drei Fingerbreit ein.
    »Was ist los, Joe?«
    »Nichts ist los. Abgesehen von diesem Serienkillerbullen, der hinter uns allen her ist, kann ich nicht klagen.«
    »Du denkst an Rachel.«
    Kurtz schüttelte erneut den Kopf und trank einen Schluck. Die beiden alten Männer im Esszimmer lachten über irgendetwas.
    »Was willst du unternehmen, Joe?«
    »Was meinst du?«
    »Du weißt, was ich meine. Du kannst sie nicht zurück zu Donald Rafferty lassen.«
    Kurtz zuckte mit den Schultern. Er erinnerte sich, wie er das Foto von Frears’ Tochter zerrissen hatte – Crystal. Er erinnerte sich, wie er die Fetzen auf dem zerkratzten Tisch im Blue Franklin zurückgelassen hatte.
    Arlene steckte sich eine Zigarette an und organisierte sich eine Untertasse als Aschenbecher. »Gail mag es nicht, wenn man in ihrer Wohnung raucht. Sie wird sauer sein, wenn sie morgen nach Hause kommt.«
    Kurtz studierte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas.
    »Was ist, wenn die Polizei Rafferty nicht festnimmt, Joe?«
    Er signalisierte, dass er keinen blassen Schimmer hatte.
    »Oder wenn sie es tut?«, fragte Arlene. »So oder so wird Rachel in Gefahr sein. Ein Pflegeheim? Samantha hatte keine weiteren Angehörigen. Nur ihren Ex-Mann. Es sei denn, er hat seinerseits Verwandte, die sich um sie kümmern könnten.«
    Kurtz goss sich noch einen Fingerbreit Scotch nach. Raffertys einzige lebenden Angehörigen waren eine alkoholabhängige Mutter, die in Las Vegas von der Fürsorge lebte, und ein jüngerer Bruder, der wegen eines bewaffneten Raubüberfalls im Staatsgefängnis von Indiana eingefahren war. Kurtz hatte entsprechende Telefongespräche mitgehört.
    »Aber wenn sie vorübergehend in ein Pflegeheim kommt ...«
    »Hör mal«, brummte Kurtz und knallte das leere Glas auf den Küchentisch. »Was zur Hölle erwartest du von mir?«
    Arlene blinzelte. Joe hatte sie in all den Jahren, die sie zusammengearbeitet hatten, noch nie angeschrien. Sie blies Rauch aus und klopfte die Asche auf den zierlichen Porzellanteller. »DNS«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ein DNS-Test würde die Vaterschaft klären, Joe. Du könntest ...«
    »Bist du völlig verrückt? Ein früherer Sträfling, der wegen Totschlags gesessen hat? Ein ehemaliger Privatdetektiv, der nie wieder eine Lizenz bekommen wird? Jemand, auf den mindestens drei Kopfgelder ausgesetzt sind?« Kurtz lachte auf. »Mir fallen tausend gute Gründe ein, warum ein Richter einem Mann wie mir nicht das Sorgerecht übertragen sollte. Außerdem weiß ich gar nicht so genau, ob ich der ...«
    »Pssst«, ermahnte ihn Arlene mit erhobenem Zeigefinger. »Sag es nicht. Tu nicht einmal so, als würdest du es glauben.«
    Kurtz ging hinaus in das kleine Wohnzimmer, nahm seinen Wollmantel und die .40 S&W, stieg die Treppe hinab und verließ das Haus. Es war dunkel und hatte wieder zu schneien begonnen.

Kapitel 24
    »Ich wollte gerade einen Porsche als gestohlen melden«, verkündete Angelina Farino Ferrara.
    »Dieses kleine elektronische Kartending ist praktisch«, entgegnete Kurtz. »Man kommt damit in die Tiefgarage und in den Aufzug. Gar nicht schlecht.«
    »Ich hoffe, Sie haben den Boxster wieder auf dem gleichen Parkplatz abgestellt. Und wehe, ich finde auch nur einen einzigen Kratzer.«
    Kurtz ignorierte die Bemerkung und trat in die Mitte des Wohnzimmers ihres Penthouses. Hinter der voll verglasten Ostwand funkelten die Lichter der Innenstadt von Buffalo durch den Schneeschleier. Im Westen gab es nichts weiter als die Dunkelheit des Flusses und des Sees. Lediglich ein paar ferne Schiffe blinkten gegen die Schwärze an.
    »Wir müssen Leo

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