Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Duschvorhang schob sich dabei hoch, dann beobachteten sie, wie die letzten Bläschen in der Mitte der schwarzen Öffnung aufstiegen.
»Lassen Sie uns wieder von hier verschwinden«, schlug Kurtz vor.
Als sie zurück auf dem Highway 5 waren, sagte Angelina: »Es ist gut, dass Sie Leo ausgesucht haben.«
»Warum?«
»Marco hätte nicht durch das Loch gepasst. Wir hätten ein neues aufhacken müssen.«
Kurtz ließ das mal so stehen.
Angelina warf ihm im schwachen Licht des Armaturenbretts einen Blick zu. Durch Lackawanna und auf dem Weg zurück in die Stadt gab es so gut wie keinen Verkehr. »Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass Leo Familie haben könnte, Kurtz? Eine Frau? Kinder?«
»Nein. Hat er?«
»Natürlich nicht. Soweit ich herausfinden konnte, verließ er New Jersey in einer Panikreaktion, nachdem er die Stripperin, mit der er zusammen war, halb tot geprügelt hatte. Im Jahr davor brachte er seinen Bruder wegen irgendwelcher Spielschulden um. Was ich damit sagen will: Er hätte Familie haben können. Sie wussten es nicht.«
Kurtz hörte nicht länger zu. Er versuchte, lange genug gegen die bleierne Müdigkeit anzukämpfen, um diese Sache durchzustehen.
»Okay«, rief sich Angelina zurück in Erinnerung. »Verraten Sie mir, was das mit den Cops sollte.«
»Ich weiß es nicht.«
Sie schwieg. Als sie in der Tiefgarage der Marina Towers angekommen waren, sagte Kurtz: »Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, wie wir Gonzaga erledigen können, ohne selber unter der Erde zu landen. Vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, sich ihren Traum vom weiblichen Don zu erfüllen und Little Skag aus der Gleichung herauszustreichen.«
»Stevie töten?« Die Idee schien sie nicht sonderlich zu schockieren.
»Nicht unbedingt. Nur seinen Einfluss neutralisieren.«
»Sagen Sie mir, wie Sie das anstellen wollen.«
Kurtz schüttelte den Kopf. Er sah sich in der Garage um und ihm fiel ein, dass sein Volvo immer noch am Buffalo Athletic Club parkte. Der niedliche kleine Boxster würde es niemals durch den Schnee schaffen. Und wo soll ich hin? Hansen ließ sein Zimmer im Royal Delaware Arms und das Büro höchstwahrscheinlich überwachen. Kurtz dachte daran, wie überfüllt Gails kleines Apartment heute Nacht sein würde – ein Violinist auf dem Sofa, ein Penner auf dem Boden oder wie auch immer –, und es machte ihn müder als je zuvor.
»Sie müssen mich zum Athletic Club fahren«, rang er sich die Bitte ab. Vielleicht konnte er dort im Wagen schlafen.
»Vergessen Sie’s«, antwortete Angelina. »Sie bleiben heute Nacht hier im Penthouse.«
Kurtz starrte sie an.
»Keine Sorge. Ich bin nicht auf Ihren Körper scharf, Kurtz. Sie sehen auch viel zu müde aus, um Ihnen an die Wäsche zu gehen. Ich will nur mehr über Ihren Plan wissen. Sie gehen hier nicht weg, bevor ich nicht alle Einzelheiten kenne.«
»Ich brauche morgen einen Einbruchsspezialisten«, sagte Kurtz. »Ihre Familie wird ja wohl jemanden kennen, der richtig gut darin ist, Sicherheitssysteme lahmzulegen und vielleicht auch den einen oder anderen Safe zu knacken.«
Angelina lachte.
»Was ist so lustig?«, fragte Kurtz.
»Das sage ich Ihnen oben. Sie können auf der Couch im Wohnzimmer schlafen. Wir machen den Kamin an, Sie gießen uns einen Brandy ein und ich erzähle Ihnen, was mich so amüsiert. Das wird Ihre heutige Gutenachtgeschichte.«
Kapitel 25
James B. Hansen erwachte am Mittwochmorgen erfrischt, regeneriert und entschlossen, in die Offensive zu gehen. Er verführte seine davon sichtlich überraschte Frau nach allen Regeln der Kunst – nur Hansen wusste, dass es mit ziemlicher Sicherheit ihr letzter gemeinsamer Orgasmus sein würde, denn er plante, noch vor dem kommenden Wochenende seine Zelte in Buffalo abzuschlagen. Während er sie zum Stöhnen brachte, dachte er darüber nach, dass er in Sachen Frears/Kurtz viel zu lange passiv geblieben war. Höchste Zeit, seine Überlegenheit auszuspielen. James B. Hansen hielt sich für einen hervorragenden Schachspieler, aber er zog den Angriff stets der Verteidigung vor. Er hatte lediglich auf die Ereignisse reagiert, statt selbst die Initiative zu ergreifen. Es wurde Zeit, dass er die Sache in die Hand nahm. Heute würde es Tote geben.
Seine Frau stöhnte sich durch ihren kleinen, schwachen Orgasmus, Hansen hatte pflichtschuldig seinen eigenen – er richtete dabei ein Gebet an seinen Herrn und Heiland –, dann war es an der Zeit, sich zu duschen, die Glock umzuschnallen und zur Arbeit zu
Weitere Kostenlose Bücher