Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Glas vorsichtig entfernt und langte jetzt mit einem langen Instrument ins Innere. Sie ignorierte Kurtz.
    »Ist die Alarmanlage nicht auf Bewegungen oder Erschütterungen des Glases eingestellt?«, fragte Kurtz. »Vielleicht haben Sie sie schon ausgelöst.«
    »Würden Sie bitte die Klappe halten?« Sie griff in das Loch, um irgendwo rote und schwarze Drähte anzuklemmen und mit einem Modul zu verbinden, das wiederum an ihren digitalen Organizer angeschlossen war. Sie studierte die Anzeigen einen Moment lang, schaltete den kleinen Taschencomputer aus und zog die Drähte wieder ab. »Okay«, verkündete sie, stand auf und warf sich die schwere schwarze Tasche über die Schulter.
    »Was heißt ›okay‹?«
    »›Okay‹ heißt, wir öffnen die Tür auf die klassische Methode und haben acht Sekunden Zeit, um den sechsstelligen Sicherheitscode über die Tastatur einzugeben.«
    »Und Sie kennen den Code?«
    »Mal sehen.« Sie musterte die Tür, holte ein kurzes Stemmeisen aus ihrer Tasche, schlug das Glas ein und griff hinein, um die Sicherheitskette zu entfernen und das Schloss zu öffnen. Es kam Kurtz vor, als hätte sie dafür schon die kompletten acht Sekunden benötigt.
    Angelina trat in den Hintereingang, rannte zur Konsole an der Wand und tippte den sechsstelligen alphanumerischen Code ein. Eine Anzeige über der Tastatur wechselte von Rot zu Grün zu Gelb. »Alles klar«, sagte sie.
    Kurtz stieß den angehaltenen Atem keuchend aus. Er zog seine Pistole unter der Jacke hervor.
    »Glauben Sie, dass sich noch jemand im Haus aufhält?«, fragte Angelina.
    Kurtz hatte keine Ahnung.
    »Werden Sie mir jetzt verraten, um wessen Haus es sich handelt und was das Ganze mit Gonzaga zu tun hat?«
    »Noch nicht«, entgegnete Kurtz. Sie gingen gemeinsam von Zimmer zu Zimmer, erst durch die großen Räume im Erdgeschoss, dann durch die oberen Schlafzimmer und Bäder.
    »Mein Gott«, erklärte Angelina, als sie wieder nach unten gingen. »Das Haus ist so was von spießig. Es kommt mir vor, als wären wir bei Mike und Carol Brady eingebrochen.«
    »Wer zur Hölle sind Mike und Carol Brady?«
    Angelina blieb auf dem Absatz der Kellertreppe stehen. »Jetzt sagen Sie nicht, Sie kennen Drei Mädchen und drei Jungen nicht. The Brady Bunch? «
    Kurtz starrte sie verständnislos an.
    »Meine Güte, Kurtz, sie müssen länger als zwölf Jahre gesessen haben.«
    Im Keller gab es eine Waschküche, einen schmucklosen Hobbyraum mit einer verstaubten Tischtennisplatte und eine verschlossene Kammer hinter einer Stahltür mit komplizierter Sicherheitsanlage.
    »Wow!«, freute sich Angelina und stieß einen Pfiff aus.
    »Der gleiche Code wie oben?«
    »Ganz sicher nicht. Das hier ist ein ernsthaftes Stück Security.« Sie fing an, Werkzeuge und Drähte aus ihrer Tasche zu klauben.
    Kurtz warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Wieso?«, fragte Angelina. »Haben Sie heute noch was vor?«
    »Ja.«
    »Na, jetzt machen Sie sich mal nicht ins Hemd. In zwei Minuten sind wir entweder drin oder es wimmelt hier nur so von privaten Sicherheitsleuten.«
    »Private Sicherheit«, sagte Kurtz. »Gehen die Alarmleitungen dieses Typen nicht zu den Bullen?«
    »Witzbold.« Sie konzentrierte sich darauf, die Tastatur von der Wand abzuschrauben und ihre eigenen Drähte anzudocken, ohne den stummen Alarm auszulösen.
    Kurtz ging wieder nach oben und spähte aus dem Wohnzimmerfenster. Ihr schwarzes Town Car stand deutlich sichtbar da, allerdings schränkte der zunehmende Schneefall die Sicht ein wenig ein. Kurtz war dankbar dafür, dass Hansen ein relativ isoliert stehendes Haus mit größerer Entfernung zur Straße gekauft hatte.
    »Heilige Scheiße!«, ertönte Angelinas Stimme aus dem Keller.
    Kurtz trottete die Treppe hinunter und trat durch die vor Kurzem noch verschlossene Tür. Es handelte sich offenbar um ein Privatbüro – mit Mahagoni vertäfelte Wände, ein beleuchteter Waffenschrank, der bis zur Decke reichte, ein schwerer, teuer aussehender Schreibtisch. An den Wänden hingen Fotos, auf denen James B. Hansen mit diversen Buffalo-Honoratioren posierte, sowie haufenweise Urkunden – Diplome der Florida Police Academy, Sportschützen-Auszeichnungen und Belobigungen für Lieutenant und Captain Robert G. Millworth, Inspektor der Mordkommission.
    Angelinas Augen waren zu Schlitzen verengt, als sie zu Kurtz herumwirbelte. »Sie haben mich in das Haus eines gottverdammten Cops einbrechen lassen?«
    »Nein.« Er ging zum